Da können wir wirklich froh sein, dass es bei uns so viele Berge gibt. Sonst hätte es diesen außergewöhnlichen Herrn wohl nicht in unsere Breiten verschlagen. Mit dem gebürtigen Niederösterreicher (Baden bei Wien) Markus Grasl hat die Augenabteilung am LKH Bruck an der Mur nämlich seit 2006 einen äußerst fähigen Leiter - und die Steiermark einen tollen "Zuwachs" gekriegt.
Allein im abgelaufenen Jahr haben sich unter seiner Leitung die operativen Eingriffe um 20 Prozent auf mehr als 5.200 (!) mikrochirurgische Augenoperationen gesteigert. Er selbst gibt alle Lorbeeren an "mein tolles, hochmotiviertes Turbo-Team" weiter. Aber nicht nur in seiner neuen Heimat, auch draußen in der Welt, schätzt man die Fähigkeiten des Herrn Primarius.
13 "Augenexpeditionen" im Urlaub
Für die steirische Hilfsorganisation "Sehen ohne Grenzen", deren Obmann er seit zwei Jahren ist, hat der begeisterte Bergsteiger Markus Grasl in seinem Urlaub an bereits 13 "Augenexpeditionen" teilgenommen. In Namibia, Sambia, Tansania und zuletzt in Nepal haben er und die anderen selbstlosen Helfer (Ärzte und OP-Schwestern) unzähligen Menschen gratis geholfen. Im Himalajaland, wo auch der bekannte Tiroler Extrembergsteiger und Nepal-Helfer Wolfgang Nairz kräftig mitgeholfen hat, bekamen Grasl und Co. sogar einen Ehrennamen. "Wächter des Lichtes" nennt man sie dort.
"Es ist immer wieder berührend, wenn man die Freude von Menschen miterleben darf, die zuvor blind oder fast blind waren, und nun die Welt sehend neu erleben können. Sie singen, tanzen und weinen. Das ist wohl der allerschönste Lohn, den man kriegen kann." Ein bissl Eigennutz ist aber doch dabei, wenn sich der "Licht-Wächter" ins Flugzeug setzt. "In mir stecken seit der Kindheit unheilbares Fernweh, Reisefieber und Abenteuerlust."
Markus ist das siebente von elf Kindern - ein Zwilling. Vater Hanns Nikolaus war ein weltbekannter Industrietechniker, der auch an der TU Graz unterrichtet hatte. Mama Lydia, eine Volksschullehrerin, hatte mit 70 Jahren noch ein Kunstgeschichte-Studium begonnen und als 86-Jährige die Sponsion zur Mag. Phil. erlebt. "Beide sind leider schon tot, aber sie haben mir menschlich unheimlich viel hinterlassen," sagt er, "vor allem das Gefühl für Toleranz. Und als eines von elf Kindern habe ich sehr früh das Kämpfen gelernt. Mir ist nie was geschenkt worden, ich hab mich immer durchsetzen müssen."
Erste Abenteuer im Kopf erlebt
Übrigens: alle elf Grasl-Kinder wurden zu Akademikern: Sechs wurden Mediziner, zwei Techniker und zwei sind Mag. Phil. Die ersten Abenteuer erlebte Markus im Kopf. "Ich habe die Bücher meiner Helden verschlungen. Vor allem jene von Herbert Tichy, Sven Hedin oder Heinrich Harrer." Die ersten Bergabenteuer gab es mit den Eltern, "und als 16-Jähriger bin ich im Gesäuse bereits den 5. Schwierigkeitsgrad geklettert." Zweimal hätte seine Bergbegeisterung beinahe fatal geendet. "1984 bin ich durch einen Bindungsdefekt in den französischen Alpen 300 Meter durch eine Steilrinne gestürzt und zum Glück nur mit einer Gehirnerschütterung davongekommen, drei Jahre später war es erneut die Skibindung, die brach. Und ich bin am Schneeberg 600 Meter ungebremst abgestürzt. Es war ein Wunder, denn mir ist dabei fast gar nichts passiert."
Trotz dieser Horror-Erfahrungen war Markus Grasl als Expeditionsarzt bei drei Achttausender-Unternehmen dabei. "1986 mit Hanns Schell am Manaslu, da hab ich 6.500 Meter erreicht, ein Jahr später, es war ebenfalls mit Hanns Schell, bin ich am Mount Everest auf 7.400 Meter gelangt, und 2006 hab ich am Cho Oyo den Besteigungsversuch wegen Höhenkrankheit auf 6.100 Metern abbrechen müssen." Gesund heimgekommen ist er, das ist das, was bei so extremen Abenteuern zählt.
"Ich hab eigentlich immer schon die Glückskarte gezogen," schmunzelt er. "Mit 16 wollte ich die Mittelschule abbrechen und Uhrmacher werden, das hat mein Vater verhindert, als wissenschaftlicher Assistenzarzt hatte ich das Glück, den weltbekannten Augenarzt Hans Gnad zu treffen, der hat mich für sein Metier begeistert, und 1990 wurde ich als 34-Jähriger im AKH Linz jüngster Vorstand einer Augenabteilung in Österreich. Ja und noch was: Ich hab das Glück, seit 1988 mit Bettina, einer Krebsforscherin, verheiratet zu sein. Unser Sohn Stefan ist 19 und studiert Medizin, Tochter Marie-Theres ist 15 und Vorzugsschülerin."
Seit Markus Grasl 1983 zum ersten Mal in Nepal war, schlägt sein Herz ganz stark für dieses Land. "Schon damals ist mir aufgefallen, dass viele Einheimische teils sehr schwere Augenleiden haben - Entzündungen, Grauer Star, Verletzungen. Ich bin sehr froh, dass ich jetzt dort wirksam helfen kann!"
"Sehen ohne Grenzen" – Spendenkonto 2024 1075 44. BLZ 56 000 (Hypo).
"Menschen in der Steiermark" von Werner Kopacka, "Steirerkrone"
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