Cafétiers stöhnen

Rauchverbot: Mit dem Schnee kommt das Umsatzminus

Wien
03.12.2010 12:02
Mit dem Schnee kommt das Umsatzminus: Die Befürchtung vieler Gastronomen, dass bei kaltem Wetter, geschlossenem Schanigarten und keinem oder kleinem Raucherraum, die qualmenden Gäste ausbleiben werden, treten offenbar ein. Zumindest vonseiten der Wiener Traditions-Kaffeehäuser Sperl und Hawelka (Bild) waren am Freitag entsprechende Klagen zu hören. "Die Nichtraucher sagen, sie freuen sich - nur vermisse ich sie in meinem Café", meinte Manfred Staub, Betreiber des Café Sperl.

Seit dem Ende der Übergangsfrist mit 1. Juli 2010 hielten sich die Verluste bei vielen Wiener Cafetiers dank der Schanigarten-Saison und der warmen Temperaturen vorerst in Grenzen. Mit den eisigen Temperaturen und den Schneefällen der letzten Tage werden nun viele Betreiber auf die Probe gestellt. 

Gerade "unfreiwillige Nichtraucherlokale" - also Lokale, die aufgrund des Denkmalschutzes keine Trennwände aufstellen durften - wie das Café Sperl sind davon betroffen. Sperl-Betreiber Staub klagte am Freitag: "Von meiner Stammkundschaft waren 80 Prozent Raucher. Die drehen sich jetzt am Absatz um und wir haben sie verloren." Staub, der das Café Sperl seit 1968 führt, versteht aber, dass "seine" Raucher nicht mehr kommen. 

Früher sei es im Cafe, gerade bei den Billard-Spielern beliebt gewesen, gemütlich eine Runde bei Kaffee und Zigarette zu spielen. Jetzt müsse jeder, der rauchen will, hinaus in die Kälte. Das mache niemand lange mit. Einen Appell richtete Staub an alle Nichtraucher, die sich ein rauchfreies Kaffeehaus gewünscht haben: "Sie sagen, sie freuen sich, nur vermisse ich sie in meinem Café."

Hawelka: Warum nicht ab 20 Uhr Raucher?
Ein ähnliches Bild zeigte sich am Freitag im Wiener Kult-Kaffeehaus Hawelka. Geschäftsführer Michael Hawelka, Enkel des legendären Kaffeehausgründers Leopold Hawelka, teilt die Sorgen von Staub: "Wir haben fast unsere gesamte Stammkundschaft verloren", denn auch das Hawelka wurde in ein Nichtraucher-Lokal umgewandelt. Wobei dies freiwilliger als beim Café Sperl erfolgte. Das Hawelka steht nicht unter Denkmalschutz, "eine Trennwand hätte aber den Originalzustand vollkommen zerstört", erklärte Hawelka. 

Er fühle sich besonders von der Wirtschaftskammer im Stich gelassen, weil diese keine Unterstützung gegeben habe, trotz Qualmverbots weiterhin Raucher anzulocken, sagt Hawelka. Seine Wunschregelung wäre die Aufhebung des Rauchverbots ab 20 Uhr, da gerade am Abend der Anteil der rauchenden Gäste steige und jener der Nichtraucher deutlich sinke.

WKÖ: "Viele haben ihren Palast auf Tabak aufgestellt"
Berndt Querfeld, Obmann der Fachgruppe Kaffeehäuser in der Wirtschaftskammer und Chef des Café Landtmann, versteht die Sorgen der "unfreiwilligen Nichtraucher-Lokale", wies allerdings den Vorwurf, die Cafetiers nicht unterstützt zu haben, zurück. 

Zudem sei der Erfolg eines Kaffeehauses am Gesamtprodukt zu messen und nicht, ob man dort rauchen darf oder nicht: "Viele haben ihren Palast auf Tabak aufgestellt." Es gebe aber auch Gegenbeispiele: So würden aufgrund der guten Buchungslage im Tourismus eine Reihe von Innenstadtkaffeehäusern ein deutliches Umsatzplus verzeichnen. Zudem steige in vielen Lokalen sogar die Nachfrage nach Nichtraucher-Plätzen. 

Harte Zahlen, ob und wie stark die Umsätze durch das neue Tabakgesetz wirklich zurückgegangen sind, wird man freilich erst nach den Wintermonaten zur Verfügung haben.

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