Die Verantwortung für den Niedergang der Hypo Alpe Adria, die vor einem Jahr notverstaatlicht wurde, ordnet Kulterer zum einen der Bayerischen Landesbank zu, zum anderen seinen Nachfolgern als Vorstandschefs.
Kulterer nicht "bescheuert"
Der am Freitag im Ö1-Morgenjournal bekannt gewordene Vorwurf, dass Kulterer 2005 bei der Hypo Liechtenstein drei Millionen Euro in bar in einem Geldkoffer übernommen habe, ist seiner Ansicht nach völlig absurd. Kulterer: "Wenn ein Kunde sein Geld in bar haben will, dann sind wir dazu verpflichtet, dem nachzukommen." Das Geld sei auf ein Transferkonto nach Liechtenstein überwiesen worden, der Kunde, dessen Namen er nicht nennen dürfe, habe dort nämlich kein Konto gehabt. Er habe das Geld abgehoben und dem Kunden ausgehändigt. Wer glaube, dass er die Millionen als Hypo-Vorstandschef abgehoben und dann für sich behalten habe, müsse ihn ja für "bescheuert" halten, so Kulterer.
Bei der Pressekonferenz in einem Klagenfurter Hotel betonte Kulterer, er sei nicht bereit, "die Pauschalschuld seit 1992 zu schultern". Mit Geldwäsche und der Bildung einer kriminellen Vereinigung habe er nie etwas zu tun gehabt, auch Parteienfinanzierung habe es nicht gegeben.
"Habe mich für das Kämpfen entschieden"
Er sei "geschockt" gewesen von der Festnahme und der Verhängung der Untersuchungshaft, sagte Kulterer, immerhin habe er stets voll und ganz mit der Justiz kooperiert. Die Zeit in der Justizanstalt habe er zum Aktenstudium genutzt. "Ich habe mich für das Leben und das Kämpfen entschieden", sagte der Banker, der künftig jeden einzelnen Vorwurf widerlegen werde. Die Zeit des "noblen Schweigens" sei vorbei, das habe sich als nicht zielführend erwiesen.
Er habe keine Gesamtverantwortung für die Bank getragen, jedes Vorstandsmitglied habe seine Zuständigkeitsbereiche gehabt. Für Kroatien oder Liechtenstein sei nicht er verantwortlich gewesen, sondern Günter Striedinger. "Ich bin nicht bereit, für Fehler und das Versagen anderer einzustehen."
"Da lachen ja die Hühner"
Wer die Bilanzen und die Entwicklungen genau analysiere, sehe deutlich, "dass der echte Skandal in der Zeit der BayernLB (kaufte die Hypo im Jahr 2007, Anm.) passiert ist". Kulterer: "Da sind 2008 zwölf Milliarden Wachstum gewesen, in der Krise, und dabei wurde kein Risiko eingekauft? Da lachen ja die Hühner." Missmanagement habe dazu geführt, dass Risiken noch größer geworden seien, zum Teil sei man überhaupt mit großen Verlusten aus Projekten ausgestiegen. Am Ende seien von allen Vorwürfen nur zwei übrig geblieben, die Kreditvergaben an die Styrian Spirit und an Dietmar Guggenbichler durch die Hypo Österreich.
"Ich kann nicht der Täter sein, weil ich nicht in dieser Bank war", wies Kulterer jede Verantwortung für die beiden Kreditvergaben von sich. Dass er bei der Styrian Spirit in die Gespräche eingebunden war, gab er allerdings zu. Er habe aber die Übernahme der Fluglinie seitens der Bank abgelehnt, die Landeshauptmann Jörg Haider verlangt habe. Ein Pleiterisiko habe er nicht gesehen, immerhin sei das Land bestimmender Eigentümer gewesen. Er habe auch eine Landeshaftung gefordert und diese bei Haider urgiert. Zu diesem Zeitpunkt war der Kredit allerdings längst vergeben. Bald darauf war die Fluglinie pleite und das Geld - zwei Millionen Euro - war weg. Schuld an der Pleite waren laut Kulterer die Politiker.
Eigenwillig fiel Kulterers Bewertung des Vorwurfs der Falschaussage vor dem Landtags-U-Ausschuss aus, den die Staatsanwaltschaft gegen Kulterer erhebt. Er habe damals beim Ausschuss die Unterlagen nicht mitgehabt und sich möglicherweise bei einigen Terminangaben geirrt.
Heftige Vorwürfe richtete Kulterer an seine Nachfolger, und da im Besonderen an Franz Pinkl: "Der dritte Generaldirektor nach mir hat elf Monate lang überhaupt nichts entschieden und der Bank damit großen Schaden zugefügt."
"Weiß nicht einmal, wo das Bärental ist"
Der Banker bestritt auch jedes Naheverhältnis zu Jörg Haider. Es habe im Gegenteil immer wieder Auseinandersetzungen gegeben, von Freundschaft könne keine Rede sein: "Ich war nie bei Herrn Haider eingeladen, ich weiß nicht einmal, wo das Bärental ist."
Die halbe Million Euro Kaution für seine Freilassung aus der Untersuchungshaft hätten, so Kulterer, weder irgendwelche Stiftungen noch Geschäftspartner aufgebracht. "Das Geld kommt von Nachbarn, Freunden und aus der Verwandtschaft, die haben einem Menschen geholfen, der sehr übel zugerichtet worden ist."
Journalisten-Fragen bei Pressekonferenz tabu
Pikantes Detail am Rande: Fragen von Journalisten waren bei Kulterers Pressekonferenz nicht erlaubt. Was man von dem Banker wissen wollte, musste zwei Tage vorher schriftlich seiner Anwaltskanzlei übermittelt werden. Anwalt Ferdinand Lanker las die Fragen bei der PK vor und begründete dies mit den "besonderen Umständen". Denn es müsse das Bankgeheimnis und die Verschwiegenheitspflicht berücksichtigt werden, ebenso die Tatsache, dass gegen Kulterer ein Strafverfahren anhängig sei, da werde jedes Wort auf die Goldwaage gelegt.
Drei Monate in U-Haft
Kulterer hat die Kärntner Hypo-Bank mehr als 15 Jahre lang geleitet. Lange als "Supermanager" gefeiert, musste der als extrem ehrgeizig geltende Manager nach Auffliegen der Swap-Verluste im Jahr 2006 seinen Hut nehmen. Nach seinem Abgang stellte sich heraus, dass das Imperium Hypo auf tönernen Füßen stand, die Verluste explodierten, die Bank musste im Dezember 2009 notverstaatlicht werden. Kulterer wurde wegen Bilanzfälschung verurteilt, die Justiz nahm ihn wegen zahlreicher möglicher Betrugsfälle ins Visier. Von Mitte August bis Mitte November saß er in U-Haft.
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