Rene Fasel, der Präsident des Internationalen Eishockey-Verbandes (IIHF), lässt in einem Interview durchblicken, dass die A-WM im Mai nicht in Weißrussland stattfinden dürfte. Die IIHF habe „einen Plan B“ im Fall einer Absage, so der zuletzt für seine umstrittenen Reise nach Minsk kritisierte Schweizer.
Sein Besuch am Montag beim weißrussischen Diktator Alexander Lukaschenko mit verschiedenen Forderungen im Gepäck geriet zum kommunikativen Fiasko, nachdem TV-Bilder und Fotos über eine herzliche Begrüßung der beiden die Runde gemacht hatten. Entsprechend unter Druck ist Fasel geraten. Er sei von der „Situation überrumpelt“ worden, sagte der 70-jährige Fasel nun in einem SDA-Interview. Die Bilder seien dem Inhalt des Gesprächs in keiner Weise gerecht geworden.
Das von Lukaschenko offenbar entgegen aller im Vorfeld getroffenen Abmachungen PR-mäßig inszenierte Treffen dürfte die Chancen nicht erhöht haben, dass Minsk im Frühling (zusammen mit der lettischen Hauptstadt Riga) die WM austragen darf. Denn für Fasel „gilt ohne Wenn und Aber“, dass „wir auf keinen Fall eine WM durchführen, die von politischen Kreisen instrumentalisiert wird, weder von der Regierung noch von der Opposition.“
Diesen Standpunkt habe er Lukaschenko persönlich mitteilen wollen: „Wir führten ein hartes Gespräch und machten ihm klar, dass die WM nicht in Weißrussland stattfinden kann, wenn es so weiter gehe.“ Weißrussland steht nach dem mutmaßlichen Wahlbetrug im Sommer und den nachfolgenden Gewalteskalationen gegen Demonstranten unter massivem internationalen Druck.
Fasel hatte eine Chance gesehen, „das Turnier als Anlass der Versöhnung durchzuführen, an dem ein Dialog zwischen Regierung und Opposition zustande kommt“. Bei dem Gespräch am Montag musste Fasel aber feststellen, dass Lukaschenko zwar „bereit sei zum Dialog mit seinem Volk“, er aber „vor niemandem auf die Knie sinke“.
Die Diskussionen seien schwierig geworden, sobald es um die Verfassung und das politische System gegangen sei, so Fasel. „Lukaschenko stellt sich auf den Standpunkt, dass er für die Sicherheit des Landes verantwortlich ist und nichts zulassen kann, dass diese gefährdet.“
Für die IIHF gehe es nun darum, „Ruhe in die Angelegenheit“ zu bringen, alle „rechtlichen Fragen“ zu klären und dann einen „rationalen Entscheid“ bezüglich der WM zu treffen. Den Beschluss, ob Weißrussland Co-Gastgeber der WM sein wird, dürfte Ende Jänner an einer Sitzung des IIHF-Councils gefasst werden.
Im Fall eines Entzugs sei die IIHF selbstverständlich vorbereitet. „Wir haben seit vergangenem Herbst einen Plan B“, so Fasel im Interview. Die Slowakei und Dänemark hätten ihr Interesse signalisiert, als Zweitspielort neben Riga einzuspringen. Und es gebe auch die Möglichkeit, „das gesamte Turnier in Lettland durchzuführen“.
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