Dass Darts-Weltweister Gerwyn Price (35) nicht gerade populär in seinem Sport war, weiß jeder. Doch den Grund für die Missgunst des Publikums kennen nur wenige.
Es geschah am 19. November 2018. Price stand damals im Finale des Grand Slam of Darts in Wolverhampton und wie jetzt bei der WM traf er auf den Schotten Gary Anderson (50) im Endspiel. Die Halle war voll und die Stimmung kochte. Selbst zu Hause, vor dem Bildschirm war die Spannung zu spüren. Das Spiel ging in die Darts-Geschichte ein.
Denn das, was Price in den nächsten Stunden zeigte, war nichts anderes, als psychologische Kriegsführung. Es kam fast zu einem Spielabbruch. Er provozierte seinen Gegner und das Publikum mit seinem langsamen Spiel und bejubelte jeden Erfolg mit Urschreien, mit denen er sich auch selbst aufrütteln konnte, wenn es nicht so gut lief. Das irritierte Anderson zunehmend. Als Folge drehte Price damals das Spiel gegen Anderson (Endstand 16:13) und gewann das Preisgeld von 110.000 Pfund. Anderson rempelte ihn an und verweigerte ihm den Handschlag.
Die andere Folge war, dass er dann eine Zeit lang bei jedem Spiel von den Fans ausgepfiffen wurde, wo er nur antrat (oben im Video). Die Fans konnten ihm die Provokationen nicht verzeihen. Noch weniger die Tatsache, dass er damals auch nach dem Match keine Reue zeigte. Dem Verband gefiel das auch nicht. Price kassierte die höchste Geldstrafe der Darts-Geschichte (ca. 20000 Euro).
Öl ins Feuer
„Er raunzt immer, dass ich dies oder jenes auf der Bühne tue. Konzentriere dich auch dein Spiel, ich habe gewonnen“, goss er nach dem Finale 2018 Öl ins Feuer. Und fügte hinzu: „Manchmal sind die Fans für dich, manchmal gegen dich“.
Letzteres änderte sich bei dieser WM. Erstens waren in London keine Fans dabei, zweitens hatte Price aufgehört, seine Gegner zu provozieren. Er kam darauf, dass es schwerer ist zu kämpfen, wenn alle gegen dich sind. Er wurde reifer, machte eine positive Wandlung durch. Den WM-Titel widmete er seiner verstorbenen Mutter.
„Dieser Titel ist für dich, Mama“, schrieb Price auf Instagram kurz nach seinem Erfolg (7:3) und postete dazu ein Bild von sich mit seiner Trophäe im Scheinwerferlicht. „Ich vermisse dich mehr als Worte sagen können, ich wünschte, du könntest diesen Traum mit uns lieben. Ich liebe dich und vermisse dich so sehr."
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