AMS-Chef Lercher

Rekord-Arbeitslosigkeit: „Keine schnelle Erholung“

Tirol
05.01.2021 14:00

Seit 1. Dezember leitet Alfred Lercher das AMS Tirol. Der Geschäftsführer spricht im „Krone“-Interview über die Prognosen für 2021, seine Sorge um die stark steigende Zahl an Langzeitarbeitslosen und 27 Millionen Euro zusätzlich für die Joboffensive in Tirol.

„Krone“: Herr Lercher, Sie sind seit 1. Dezember Geschäftsführer des AMS Tirol und starten gleich mit einer Rekordarbeitslosigkeit. Wann erwarten Sie eine Entspannung am Tiroler Arbeitsmarkt?
Lercher:
Die Dynamik am Tiroler Arbeitsmarkt ist groß. Der Tourismus kann sich rasch erholen, wenn Reisebeschränkungen und Lockdowns aufgehoben werden. Mit einer deutlichen Entspannung rechnen wir aber erst in der zweiten Jahreshälfte. Das Vorkrisenniveau kann voraussichtlich erst in fünf bis sechs Jahren wieder erreicht werden.

Tirol steht aktuell viel schlechter da als andere Bundesländer. Der in vergangenen Krisen so stabile Tourismus ist diesmal weggebrochen. Tirols Abhängigkeit von dieser Branche wird aktuell viel kritisiert. Wie kritisch sehen Sie das?
Die Diskussion zur Tourismusentwicklung ist im Gang. Fakt ist aber auch, dass Gastronomie und Hotellerie in der Vergangenheit oft der schützende Airbag für den Tiroler Arbeitsmarkt waren. Selbst im Vorjahr hat sich der Tourismus im Sommer rasch erholt, als die Reiseeinschränkungen reduziert wurden.

Wo setzt das AMS Tirol heuer Schwerpunkte?
Im Rahmen der Joboffensive hat der Bund unser Budget um mehr als 27 Millionen Euro aufgestockt. Zu tun gibt es genug: Wir wissen zwar, dass ein großer Teil der heute arbeitslos gemeldeten Menschen nach Abschwächen der Pandemie schnell wieder in den Arbeitsmarkt integriert sein wird. Große Sorgen bereitet uns aber der extrem starke Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit mit einem Plus von 106 Prozent. Unter anderem setzen wir hier an.

Sie sagen auch, dass das Thema Fachkräftemangel akut bleibt.
Auf jeden Fall. Deshalb werden Schulungen noch wichtiger. Die Chancen, sich beruflich neu zu orientieren, sind so gut wie lange nicht. Wir bauen unser Programm laufend aus. Und wir finanzieren darüber hinaus derzeit zahlreiche individuelle Ausbildungen. Wer also einen passenden Kurs für sich findet, kann für diesen bei uns eine Finanzierung anfragen.

Aber die AMS-Stellen sind derzeit nur eingeschränkt erreichbar.
Alle AMS-Stellen sind offen, Terminvereinbarungen jederzeit möglich. Die Arbeitslosenmeldung kann digital erfolgen. Auch sonst wird derzeit natürlich mehr über Telefon und über E-Mail abgewickelt. Da bitte ich um Verständnis für eventuelle Wartezeiten. Wir haben heuer 35 zusätzliche Mitarbeiter. Die werden jetzt laufend eingeschult. Wir rüsten auf.

Claudia Thurner, Tiroler Kronen Zeitung

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