Requiem im Grazer Dom

Bischof Webers letzter Weg in Herzen der Steirer

Steiermark
03.06.2020 18:44

In einer berührenden Trauerfeier nahmen 270 Gäste im Grazer Dom Abschied von Bischof Johann Weber. Redner würdigten den Grazer als Verbinder, Versöhner und Brückenbauer.

Um 15.10 Uhr, als Johann Weber in der Bischofsgruft des prächtigen Grazer Doms seine letzte Ruhe gefunden hatte, ging gestern ein Stück steirischer Kirchengeschichte zu Ende. Der „Herzbischof“ ist seinen letzten und nunmehr ewigen Weg in die Herzen der Steirer gegangen.

„Selbst auf dem Sterbebett hat er noch die Steiermark gesegnet“, erinnerte Bischof Wilhelm Krautwaschl, der die Einsegnung vornahm, an die besondere Beziehung des Langzeit-Oberhirten zu seinen Landsleuten. Mehr als drei Jahrzehnte, von 1969 bis 2001, war er ihr katholischer Oberhirte, ihr Zuhörer, ihr Seelentröster. Immer auf Augenhöhe. Niemals polternd. Nie belehrend.

Große Dankbarkeit und Freude
Und so war es an diesem sonnigen Mittwochnachmittag keine tieftraurige Zeremonie in der „Kirche der Steiermark“, sondern ein würdevolles Requiem für 270 Gäste, getragen von großer Dankbarkeit und Freude.

Dankbarkeit, diesen besonderen Menschen als „Wegbegleiter und Wegbereiter“ (Zitat Superintendent Wolfgang Rehner) gehabt zu haben. Und Freude darüber, dass er nun „heimgegangen ist zu dem, der seinen Geist auf ihn gelegt hat“. Zu Gott.

Vermutlich hätte sich Johann Weber so einen Abschied gewünscht, war er doch zeitlebens ein „heiterer, ein furchtloser“ Mann, wie Krautwaschl meinte: „Diese Art, ganz bei und mit Gott und damit ganz bei und mit den Menschen zu sein, ist ein Vermächtnis, das er uns allen hinterlässt.“

Tiefe Fußstapfen in steirischer Erde
Ja, seine beinahe sieben Jahrzehnte als Priester und 50 Jahre als (emeritierter) Bischof haben dieses Land geprägt, der Menschenfreund und Brückenbauer hat ihm seinen Stempel aufgedrückt. „Seine Fußspuren sind eingegraben in die Landstriche der territorial größten Diözese von Österreich“, so sein Nach-Nachfolger am schlichten, von weißen und gelben Rosen geschmückten Sarg.

Eine tiefe Verneigung vor der Lebensleistung kam auch von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, für den der 93-jährig Verstorbene nicht nur ein „väterlicher Ratgeber und Hirte“ war, sondern auch jemand, „der den Glauben in die heutige Zeit übersetzen“ konnte: „Herr Bischof, Sie waren ein Gottesgeschenk!“

Ähnlich formulierte es auch Kardinal Christoph Schönborn, der Webers Einsatz für die nach der Affäre Groer gespaltene katholische Kirche würdigte, deren Vorsitzender er von 1995 bis 1998 war. In diesem „annus horribilis“, diesem Schreckensjahr, habe er „nicht nur uns, sondern auch die Kirche zusammengehalten“.

Andenken an den „Herzbischof“
Und als alle Gebete und Fürbitten gesprochen, die Lieder des Domchors verklungen und die Glocken verstummt waren, da lagen in den Kirchenbänken noch kleine Herzen, hergestellt in den Lebenswelten der Barmherzigen Brüder in Kainbach. Tönerne Andenken an Johann Weber - an den steirischen „Herzbischof“.

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