China geht in der Corona-Krise in Sachen Überwachung von Handydaten wohl am weitesten: Dort gibt ein QR-Code in den Farben Grün, Gelb oder Rot darüber Auskunft, ob jemand gesund ist oder sich an Orten mit hohem Infektionsrisiko aufgehalten hat. Das wiederum entscheidet darüber, ob die Person beispielsweise Bahnhöfe und öffentliche Verkehrsmittel betreten darf. Ohne diese Handy-App ist man mittlerweile so gut wie aufgeschmissen in dem Land. Dies musste auch ein Mann am eigenen Leib erfahren, der seit 24 Jahren wegen Mordes auf der Flucht ist. Weil er ohne die App „nirgends hingehen“ konnte, stellte er sich nun der Polizei.
Wie das China Global Television Network sowie die Lokalzeitung „Hangzhou Daily“ am Dienstag berichteten, habe sich diese Woche ein Mann namens Shimou in einer Polizeistation in der Stadt Hangzhou eingefunden. Dort habe er den Polizisten gesagt, dass er sich stellen wolle. Weil er vor 24 Jahren in seinem Heimatdorf einen Mann getötet habe, werde er seitdem gesucht, so der bald 48-Jährige. Mit Gelegenheitsjobs in allen Teilen des Landes, für die er weder Personalausweis noch Handy gebraucht habe, habe er sich all die Jahre über Wasser gehalten. Doch dann kamen die Corona-Pandemie und mit dem Virus die Handydatenüberwachung der chinesischen Bürger.
Flucht endete in „sehr strenger Stadt“
Shimou, dem Bericht zufolge am 1. Mai mit der Aussicht auf viele Jobmöglichkeiten auf den Baustellen in Hangzhou angekommen, sah sich mit einer bis dahin nicht gekannten Schwierigkeit konfrontiert: Ohne Handy mit dem grünen QR-Code bekam er keinen Job, keine Unterkunft und zu vielen Orten nicht einmal Zutritt. Selbst beim Einkaufen seien seine Körpertemperatur gemessen und er nach seinem grünen Code gefragt worden, schilderte der Mann den Beamten.
Als ihm nach kurzer Zeit das Geld ausgegangen sei und er aufgrund dessen, dass er „nirgends hingehen“ könne, in Panik geraten sei, habe er keinen anderen Ausweg gesehen, als sich zu stellen. Hangzhou sei „eine sehr strenge Stadt“, so Shimou, dessen Angaben nun überprüft werden.
Nur mit grünem Code kann man sich frei bewegen
In China wurde die Bevölkerung im Kampf gegen die Verbreitung des Coronavirus dahin gehend eingebunden, dass in Kooperation mit dem Online-Handelsriesen Alibaba der Alipay Health Code lanciert wurde. Die mit dem gleichnamigen Zahlungsdienst verknüpfte App weist dem Nutzer einen grünen, gelben oder roten QR-Code zu, nachdem dieser einige persönliche Daten eingetragen hat. Nur der grüne Code erlaubt es, sich frei zu bewegen. Wer den gelben bekommt, soll sieben Tage zu Hause bleiben, Rot bedeutet eine 14-tägige Quarantäne.
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