Österreichs Olympia-Athleten werden ihr für Sommer 2020 anberaumtes Highlight erst später erleben. Die ursprünglich von 24. Juli bis 9. August geplanten Olympischen Sommerspiele in Tokio sind wegen der Corona-Pandemie auf noch nicht bestimmte Zeit verlegt worden. Darauf einigten sich das IOC und Japan am Dienstag nach einer Telefonkonferenz. Hier die Reaktionen unserer Olympioniken:
Lukas Weißhaidinger (Diskuswurf/WM-Dritter): „Menschlich ist die Absage natürlich zu begrüßen. Derzeit geht es vorrangig um die Gesundheit aller und um die Aufrechterhaltung des Gesundheitssystems. Sportlich gesehen macht es mich, in einer ersten Reaktion, natürlich auch traurig. Ich habe seit vier Jahren auf den 1. August 2020, den Tag des Diskus-Finales, hingearbeitet.“
Verena Preiner (Siebenkampf/WM-Bronze): „Es ist sicher die fairste und beste Lösung für den Sport. Und es gibt uns die Sicherheit, dass wir alle genügend Zeit haben, uns in Ruhe auf Olympia vorbereiten zu können.“
Thomas Zajac (Segeln/Olympia-Bronze 2016): „Die Verschiebung der Tokio-Spiele ist in Anbetracht der Umstände das einzig Richtige, wir haben im Moment ganz andere Sorgen, die Gesundheit steht im Vordergrund. Keiner weiß, wann wieder Normalität einkehrt, wann wir wieder unserer Arbeit nachgehen können und ob, wie in unserem Fall, unsere Partner den Weg mit uns auch weiterhin mitgehen. Unsere Pläne und Budgets liegen bis August 2020 am Tisch, wir können aktuell nicht beurteilen, wie das kommende Jahr aussieht, weder wirtschaftlich noch sportlich. Es geht mir da wie vielen anderen auch, das beschäftigt mich natürlich, aber noch mehr beschäftigt mich die aktuelle Situation. Ich hoffe wie jeder von uns, dass wir diese Krise bald meistern, bleibe daheim und versuche das Beste draus zu machen.“
Thomas Unger (Schwimmverband OSV/Generalsekretär): „Wir sind wirklich sehr froh, dass das Organisationskomitee und das IOC so rasch zu einer Entscheidung gekommen sind. Aus meiner Sicht die einzig richtige Entscheidung - im Sinne aller Athleten und Verbände. Wir freuen uns jetzt auf einen Neustart der Vorbereitungen und werden alles daran setzen, unseren Athleten die bestmöglichen Qualifikationschancen zu bieten. Wir sind alle hochmotiviert und gehen optimistisch in die Zukunft!“
Marlene Kahler (Schwimmerin/Quotenplatz für Tokio): „Ich finde das super. Die Gesundheit muss vor allem stehen. Es ist die einzig richtige Entscheidung im Sinne der Fairness für uns Sportler. Vor allem auch jenen gegenüber, die sich noch nicht qualifiziert haben und jetzt noch ihre Chancen bekommen werden. Wir alle können uns nun auch viel besser und intensiver auf die Spiele vorbereiten und alle haben die gleichen Voraussetzungen und Chancen.“
Helmut Oblinger (Kanuverband/Cheftrainer Wildwasserslalom): „Letzte Woche war es für unsere Athleten hart, daheim zu sitzen und über die sozialen Medien zu sehen, wie Konkurrenten wie etwa die Engländer ganz normal trainieren. Jetzt, wenn man die Entscheidung hat, ist es leichter. Nun haben wir keinen Zeitdruck mehr mit der Vorbereitung, unseren jungen Aktiven läuft auch die Zeit nicht davon. Wir wären nach ursprünglichem Plan nächste Woche zum Training nach Tokio geflogen.“
Jürgen Melzer (Tennis): „Die Leute, die sich damit beschäftigen, haben nach Intervention von vielen Ländern eingelenkt. Ein Großereignis wie die Spiele braucht natürlich auch einen Vorlaufmodus, und wenn der nicht gegeben ist, ist es auf der Basis der Chancengleichheit richtig. Auf die Entscheidung, ob ich weiterspielen werde, nehmen die Olympischen Spiele keinen Einfluss.“
Jessica Pilz (Klettern): „Ich war schon seit einiger Zeit der Meinung, dass die Olympischen Spiele verschoben werden sollen, weil zum einen die Gesundheit vorgeht und zum anderen einfach die Bedingungen für uns Athleten einfach nicht optimal waren, um uns für dieses Event vorzubereiten. In manchen Ländern wie in Japan können die Athleten ganz normal in öffentlichen Sportanlagen trainieren, und wir müssen über einen Monat zu Hause sitzen und schauen, wie wir irgendwie fit bleiben. Deshalb bin ich froh, dass sich der Wunsch einer Verschiebung erfüllt hat.“
Roman Hagara (zweifacher Segel-Olympiasieger): „Die Olympischen Spiele 2020 in Tokio auf 2021 zu verschieben ist sicher im Sinne der Sportler. Ich glaube in Zeiten wie diesen, wo das Virus wirklich sehr stark sich ausbreitet, wäre das für viele Sportler unfair gewesen, die sich nicht optimal vorbereiten können auf diese Olympischen Spiele. Diese Verschiebung ist daher im Sinne des Sports und des Fairplays, um allen Chancengleichheit zu gewähren.“
Stefan Fegerl (Tischtennis): „Ich bin nicht überrascht. Ich habe mich mental darauf vorbereitet, dass wir nicht in diesem Sommer nach Tokio fahren. Ich finde, es ist die richtige Entscheidung, obwohl das natürlich schwerfällt zu sagen, wenn man schon qualifiziert ist. Jetzt sind andere am Werk. Wir müssen zuerst schauen, dass wir Corona in den Griff kriegen, da müssen wir eh alle mitanpacken. Ich kann es mir in den nächsten drei bis sechs Monaten nicht vorstellen, dass wir zum Alltag zurückkehren in unserem Sport, was internationale Turniere betrifft.“
Elisabeth Max-Theurer (Präsidentin Pferdesportverband, ÖOC-Vizepräsidentin, Olympiasiegerin Dressur 1980): „Die Verschiebung der Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio ist angesichts der Coronakrise wohl alternativlos gewesen und daher zu begrüßen. Es geht hier um die Gesundheit der Menschen. Auch was den Sport betrifft, ist es die einzig faire Entscheidung für alle Pferdesportlerinnen und Pferdesportler, die zum Teil noch mitten im Qualifikations-Prozess stecken. Jetzt entspannt sich auch für sie die Lage, weil es derzeit ja kaum oder nur eingeschränkte Trainingsmöglichkeiten gibt. Ganz zu schweigen von den Turnieren, die in dieser Situation auch nicht stattfinden können. Worauf wir Pferdesportler jetzt alle, vor allem im Sinne unserer Pferde, hoffen, wäre ein neuer Termin, der nicht unbedingt in die allerheißeste Jahreszeit in Tokio fällt.“
Magdalena Lobnig (Ruderin): „Ich habe es geahnt, aber jetzt, da die Entscheidung getroffen ist, ist das Gefühl voll krass. Ich bin froh, weil es faire Bedingungen für alle beim Training und bei Dopingtests gibt, aber es ist schwer für den Kopf. Man hat jetzt kein Ziel mehr vor Augen, das ist eine eigenartige Situation. Hoffentlich gibt es im Herbst noch einen Wettkampf. In unserer kleinen Trainingsgruppe werden wir versuchen, Wettkämpfe zu simulieren.“
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