Wolfgang Priklopil war am 23. August 2006, dem Tag, an dem Natascha Kampusch nach über acht Jahren Gefangenschaft ihrem Entführer entkam, auf der Flucht vor der Polizei. Sein Freund Ernst H. ließ ihn damals in sein Auto einsteigen und chauffierte ihn durch Wien. Laut Anklage hat ihn Ernst H. dadurch vor der Verhaftung geschützt. Priklopil beging kurz danach Selbstmord.
"Bitte hol mich ab, es ist ein Notfall"
Priklopil soll Ernst H. am Tag von Nataschas Flucht mit folgenden Worten angerufen haben: "Ich bin im Donauzentrum bei der alten Post. Bitte hol mich ab, es ist ein Notfall, bitte komm sofort." Er habe ihn sofort abgeholt.
Zunächst hatte H. stets behauptet, er habe Priklopil nur kurz gesprochen und dieser habe ihm lediglich erzählt, dass er in angetrunkenem Zustand einer Polizeikontrolle davongerast sei und deshalb Hilfe brauche. Erst im November letzten Jahres rückte H. - wohl auf Anraten seines Anwaltes Manfred Ainedter - damit heraus, dass Priklopil ihm vor dem Freitod in einer drei Stunden langen Lebensbeichte alles gestand. Mit den Details von der Entführung über die Gefangenschaft bis zur Flucht.
Nach der Beichte habe H. laut eigenen Angaben den Eindruck gehabt, er habe Priklopil überzeugen können, sich zu stellen. "Da ich ihn als korrekten Menschen kannte, hatte ich keinen Zweifel, dass er dies auch tun würde", erklärte H. damals. Wenige Stunden später musste er Priklopil nach dessen Selbstmord auf einem Foto identifizieren.
Verteidiger Ainedter bestreitet derweil den Vorwurf, der Ernst H. jetzt vor Gericht bringt: "Es liegt keine Begünstigung vor." Der Prozess wird am 30. August, geleitet von der erfahrenen Richterin Minou Aigner, beginnen.
von Kronen Zeitung und krone.at
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