Nach Verhaftungen
Agententausch zwischen USA und Russen in Wien?
Was bisher geschah: In den USA wurden vergangene Woche zehn mutmaßliche Russland-Spione festgenommen. Perfekt integriert, führten sie in der Vorstadtidylle das Leben der chronisch freundlichen Nachbarn. Hinter der Biedermann-Fassade sollen sie für ihre Heimat den Nachrichtendienstler gemacht haben.
Das FBI kam den Agenten aber schon vor einigen Jahren auf die Spur. Letzte Woche klickten die Handschellen. Schnell wurde eine Frau zum Gesicht des Krimis: "Playmate"-Agentin Anna Chapman (Bild), die angebliche "heiße Waffe" unter den Russland-Agentinnen.
USA streben Express-Verfahren an
Die US-Justiz legt den elf Verdächtigen nun zur Last, "sich als Geheimagenten für die Russische Föderation in den USA verschworen zu haben". Bei einer Verurteilung wegen Weitergabe von Informationen ans Ausland müssen die elf Beschuldigten mit fünf Jahren Haft rechnen. Gegen neun der Verdächtigen wurde auch der Vorwurf der Geldwäsche erhoben, wodurch sich die Strafe auf bis zu 25 Jahre summieren könnte.
Nach Informationen der "New York Times" strebt die US-Regierung eine rasche Verurteilung und anschließende Abschiebung der mutmaßlichen Agenten an, um die Beziehungen zu Russland nicht zu sehr zu belasten. Ins Gefängnis sollen die Verdächtigen erst gar nicht kommen. Den Agenten soll angeboten werden, sich in weniger schwerwiegenden Klagepunkten schuldig zu bekennen, um das Verfahren rasch über die Bühne gehen zu lassen.
Rückkehr eines Doppelagenten als Bedingung?
Bedingung für diese Express-Erledigung ist aber offenbar ein Austausch von enttarnten Spionen. Die Informationen darüber kamen am Mittwoch von einer russischen Anwältin, vonseiten der US-Regierung sowie des Kremls gab es freilich keine Bestätigung.
Für die schnelle Aburteilung der Festgenommenen fordern die USA demnach unter anderem die Übergabe des in Russland inhaftierten Waffenexperten Igor Sutjagin, wie dessen Anwältin Anna Stawitskaja am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Moskau sagte. Sutjagin war 2004 zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er Geheimunterlagen über eine CIA-Tarnfirma in Großbritannien an die USA weitergegeben haben soll. Der Vorschlag zu dem Austausch kam vonseiten der USA, so die Anwältin.
Übergabe in Wien, dann nach London
Der Bruder des Waffenexperten, Dmitri Sutjagin, fügte hinzu, Igor Sutjagin solle im Rahmen des Deals in Wien übergeben und dann nach London gebracht werden. Wien war ja bekanntlich immer schon eine Drehscheibe für Geheimagenten aus aller Welt.
Im Innen- und Außenministerium verfügt man über keine Hinweise auf den angeblichen Tausch. Auf die Frage, ob ein Agentenaustausch in Wien von den österreichischen Behörden unbemerkt über die Bühne gehen könnte, erklärte Innenministeriumssprecher Rudolf Gollia: "Zu einem fiktiven Vorgang kann ich nichts sagen." Sollte Wien lediglich als Transitland für den Agentenaustausch dienen, so "hängt das von den Umständen ab", ob dies unbemerkt bleiben könnte.
Wie russische Zeitungen berichteten, riegelte in Moskau am Donnerstag ein Großaufgebot an Sondereinsatzkräften der Polizei mit gepanzerten Wagen die Umgebung eines Gefängnisses ab, in dem verurteilte Westspione inhaftiert sein sollen...
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