Sensations-Comeback

Tennis-Senior Muster kehrt auf die ATP-Tour zurück

Steiermark
16.06.2010 14:53
Thomas Muster kehrt aus der Tennis-Pension zurück und will es elf Jahre nach seinem letzten Match als Profi offenbar noch einmal ganz genau wissen: Der für seinen bedingungslosen Kampfgeist bekannte ehemalige Weltranglisten-Erste aus Leibnitz hat am Mittwoch sein Comeback verkündet und wird wieder ATP-Turniere spielen.

Der 42-jährige Paris-Sieger von 1995 wird übernächste Woche beim mit 150.000 Dollar dotierten Challenger-Turnier in Braunschweig das Racket schwingen. "Ende einer langen Pause" nennt Musters seine Rückkehr. "Ich habe nach den French Open 1999 ja nicht meine Karriere beendet, sondern nur gesagt, dass ich in den Urlaub gehe. Jetzt bin ich halt aus dem Urlaub zurück, von einem Comeback kann man daher eigentlich nicht sprechen", erklärte Muster, der derzeit sechs Mal in der Woche trainiert.

Fans fürchten Demontage ihres Idols

Während Ex-Manager Ronald Leitgeb nicht viel Sinnhaftes in der Aktion erkenne wollte, befürchten auch viele Muster-Fans die Demontage eines Denkmals. 1991 etwa hatte der große Schwede Björn Borg nach achtjähriger Absenz mit 34 Jahren und antiquiertem Holzracket sogar beim Klassiker in Monte Carlo ein Comeback gewagt und war regelrecht vorgeführt worden.

Manager Herwig Straka bemühte sich deshalb auch zu betonen, dass es sich nicht um ein Comeback im klassischen Sinne aber auch nicht um einen PR-Gag handle. Nach Trainings mit starken Gegnern in Paris sei in Muster der Gedanke gereift, sich wieder mit aktiven Akteuren im Rahmen eines Turniers zu messen. Auch Straka bestätigte aber, dass neben der Seniors-Tour weitere Muster-Auftritte auf diesem Level nicht ausgeschlossen sind.

Tennis-Euphorie in der 80ern und 90ern

Muster hatte in den 1980er- und 90er-Jahren vor allem mit seinen Serien-Siegen auf Sand und zusammen mit seinen Daviscup-Kollegen Horst Skoff und Alexander Antonitsch für eine wahre Tennis-Euphorie in Österreich gesorgt. Zwölf seiner insgesamt 44 Titel gewann er alleine im Jahr 1995, darunter auch Paris. Seine Rückkehr nach schwerer Knieverletzung gehört wie Skistar Hermann Maiers Comeback zu den großen Epen der rot-weiß-roten Sportgeschichte.

Tennis blieb auch nach Musters Abschied vor elf Jahren seine Welt und die Steiermark trotz eigener Ranch in Australien seine Heimat. Der Leibnitzer wurde Österreichs Daviscup-Kapitän, spielte jahrelang selbst auf der Senioren-Tour und gründete mehrere Unternehmen. Erst kürzlich heiratete der mittlerweile zweifache Vater und Weingut-Besitzer in der Südsteiermark zum zweiten Mal.

Schaukampf gegen Turnierdirektor Stich
Natürlich ist mit bald 43 Jahren von einem ernsthaften Comeback à la Formel-1-Fahrer Michael Schumacher nicht zu denken. Und natürlich half die Beziehung zum deutschen Ex-Profikollegen und Braunschweig-Turnierdirektor Michael Stich, gegen den Muster am 26. Juni zunächst einen Schaukampf bestreitet und den er wegen dessen Wimbledon-Verpflichtungen danach inoffiziell sogar als Turnierdirektor vertritt, um eine Wild Card für das Einzel und das Doppel der NORD/LB Open zu erhalten. Das Turnier ist "2nd Level", gilt aber in seiner Kategorie als das populärste und stärkste der Welt.

Muster: "Möchte wieder Turnieratmosphäre schnuppern"
Muster selbst geht einerseits realistisch an die Sache heran, lässt aber auch bald den Ehrgeiz durchschimmern, der seine gesamte Karriere geprägt hat. "Ich spiele einfach gern Tennis, vor allem auch Wettkampftennis. Ich mache das aus Spaß an der Sache und nicht, weil ich Weltranglistenpunkte sammeln will. Ich möchte einfach mal wieder richtige Turnieratmosphäre schnuppern", erklärte der Jungvater. Und dennoch will Muster wissen, wo er steht. "Ich setze mir keine überhöhten Ziele, werde mein bestes Tennis zeigen und dann sehen, wo die Reise hingeht", so der einstige Sandplatz-König, der seinen Auftritt nicht als Eintagsfliege versteht. "Ich möchte auch nächstes Jahr Challenger oder Bundesliga spielen!"

Antonitsch: "Typisch Tom"

Muster ist einer von ganz wenigen Sportlern, dem man nach so langer Pause einen unpeinlichen Auftritt auf der großen Sportbühne auch gegen einen "jungen Wilden" zutrauen kann. Er trainiert derzeit sechs Tage in der Woche mit täglich zwei Einheiten. "Mit ein paar Wochen Training kann ich die Welt nicht einreißen, aber ich gebe alles. Mit harter Arbeit und dem nötigen Ehrgeiz ist alles möglich", so Muster. Ex-Kollege Antonitsch meinte: "Das ist typisch Tom. Wenn er gegen einen spielt, der nicht in Ehrfurcht verharrt, darf er eigentlich keine Chance haben. Aber Thomas ist ein Wettkampftyp und ihm war immer schon wurscht, was wir anderen denken."

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt