Gemälde verschollen

Renoir-Diebstahl: Mildes Urteil und Enthaftung

Wien
12.09.2019 16:42

Von „Frauen kennenlernen“ über einen „provozierenden Agenten-Trick“ bis zur Ahnung, „dass etwas Böses passieren wird“, reicht das Ausreden-Spektrum des angeklagten Ukrainers. Er soll federführend beim Diebstahl eines Renoir aus dem Wiener Dorotheum gewesen sein. Er wird international gesucht, aber in Wien enthaftet!

Dass Vadim G. eher nicht auffällt, wenn er sich in Auktionshäusern, Museen oder Galerien bewegt, hat damit zu tun, dass er selbst wie ein Künstler wirkt. Schwarz gekleidet, schwarze Brille, schmale Hände. Und doch soll er ein auf Kunstdiebstähle spezialisierter Profi sein, der schon Gemälde aus einem russischen Museum entwendet haben soll und in Frankreich wegen gleich vier Diebstählen - davon ein Renoir! - gesucht wird. Dazu sagte er gleich zum verspäteten Prozessauftakt in Wien (eine Schöffin war nicht erschienen), dass dies nicht er, sondern eine Person gewesen war, „die mir bloß ähnlich sieht“.

Auch den Diebstahl des Renoir - Schätzwert zwischen 120.000 bis 160.000 Euro - aus dem Dorotheum vor der geplanten Auktion leugnet er, wenngleich es Videoaufzeichnungen von ihm im Gebäude zur Tatzeit gibt!

Nach Wien will er lediglich gekommen sein, um „Frauen kennenzulernen.“ Wie seine beiden „Begleiter“ auch. Nur: Der eine sitzt nun in der Ukraine wegen Mord, der andere ist ebenfalls ein gesuchter Kunstdieb. Für den Angeklagten jedoch ist dieser plötzlich, während der Verhandlung, „in Wahrheit ein Agent, der Provokationen inszeniert“!

Gemälde im Sackerl abtransportiert
Wie die ihn betreffende. Schuhe wäre man kaufen gewesen - und just in dieser Einkaufstasche wurde das aus dem Rahmen gedrückte Gemälde abtransportiert! Gushva (60) will „in einem Schockzustand“ gewesen sein: „Das ist mein Ende.“

Das könnte sein. Aber Richter Mario Bandarra listet penibel Ermittlungen auf. Da wäre das Handy - eingeloggt nur 100 Meter vom Tatort entfernt. Das auch Fotos von den in Frankreich gestohlenen Bildern beinhaltet! Die Handbewegungen, zu sehen auf dem Video, mit denen er den Komplizen den Fluchtweg wies. Die Nachricht von seiner Verhaftung in Amsterdam an die beiden.Die widersprüchlichen Aussagen vor der Polizei („auch Agenten“).

Das nicht rechtskräftige Urteil: 24 Monate Gefängnis, davon acht unbedingt. Die hat er durch die U-Haft verbüßt: Er wurde sofort freigelassen!

Gemälde bleibt verschwunden
Das 1895 entstandene 27 mal 40 Zentimeter große Landschaftsgemälde „Bretonische Küstenlandschaft“ des Impressionisten Pierre-Auguste Renoir, das auf 120.000 bis 160.000 Euro geschätzt wird, bleibt jedoch weiter verschwunden.

Gabriela Gödel, Kronen Zeitung

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