Endlich entschleunigen

Dornröschens Hide-Away am Kärntner Wörthersee

Reisen & Urlaub
21.05.2019 06:00
Seit 400 Jahren ist Schloss Velden weit über Kärntens Grenzen hinaus bekannt: Wo Könige logierten und Stars trällerten, trifft sich auch heute die High Society. Das neue Chef-Ehepaar will das Haus aber noch weiter öffnen.

Sogar bei Wolken schaut es imposant aus: die vier Türme, das fröhliche Gelb, die rustikalen Portale, die Pilaster und Obelisken – kein Wörtherseetrip ist perfekt ohne einen Abstecher zum Schloss Velden.

Der reiche Graf Barthelmä Khevenhüller hatte anno dazumal schon ein gutes Gspür für die Lage: Er erwarb 1593 einen Bauernhof und eine Mühle an einem der schönsten Flecken Kärntens – in der Veldener Bucht, wo man bei klarem Wetter über die Pörtschacher Halbinsel hinweg bis Klagenfurt sieht und Sonne wie Mond eindrucksvolle Naturschauspiele über dem türkisblauen klaren Wasser und den sanften Hügelwäldern rundum bieten. Zehn Jahre lang dauerte es, bis das herrschaftliche Anwesen fertig war; seit 1603 erfreute das markante Renaissanceschloss viele Besitzerfamilien; war mal Adelsresidenz, dann Gasthof, Poststation oder Schule, ehe es vom Wiener Fabrikanten Ernst Wahliß um 1890 zu einem Luxushotel ausgebaut wurde.

Das ist es, mit wechselndem Geschick der unterschiedlichen Eigentümer, bis heute geblieben. „Wir haben natürlich einen Ruf, der uns vorauseilt“, schmunzelt Constantin von Deines, der gemeinsam mit Gattin Julia seit Kurzem für die bekannte Falkensteiner Gruppe das Haus führt. Ein Ruf, der auch durch die 90er-Jahre-TV-Serie „Ein Schloss am Wörthersee“ gefestigt scheint. Hauptdarsteller Roy Black ist zwar schon längst verstorben und nur eine etwas missglückte Büste an der Seepromenade erinnert an ihn, Fans kommen aber nach wie vor und erinnern sich seufzend an das Lieben und Leiden am Bildschirm. Von Deines will die Serie deshalb zumindest am hoteleigenen TV-Kanal wieder laufen lassen. „Es gehört zur Geschichte des Schlosses einfach dazu“, meint er.

Diese Geschichte ist schließlich in allen Ecken und Türmchen erlebbar. Da steht das Klavier, auf dem Billa-Gründer Karl Wlaschek gern spielte, ehe er das Schloss von der Pleitebank Hypo übernahm. Dort sind die Edelsuiten mit unübertroffenem Seeblick, über den sich einst Kirk Douglas oder Ingrid Bergman, und heute Robbie Williams freu(t)en. Hier der Ballsaal, ein architektonisches Juwel, wo Historie und Moderne gekonnt zusammengeführt wurden; dort der bezaubernde alte Rosengarten, in dem bestimmt schon so manches Dornröschen geküsst wurde; da der 3600-Quadratmeter-Spa, der ebenfalls den Spagat zwischen höchsten Ansprüchen und Understatement schafft.

„Unser Ziel ist es, dass man sich bei uns einfach wohlfühlt. Man soll hereinkommen, abschalten und sich entschleunigen können. Aus dem Märchenschloss soll ein richtiges Hide-Away am See werden“, erzählt das sympathische Ehepaar von Deines, das selbst trotz beeindruckender Hoteliers-Vita entschleunigt und angekommen scheint.

Seit zwölf Jahren jetten die beiden von einem Projekt zum nächsten, gelten in der Branche eher als kurzfristig eingesetzte „Troubleshooter“, in Kärnten dagegen hat man sich blitzartig ein eigenes Zuhause angeschafft, wie die zwei stolz berichten. Was doch auf eine längere Bindung hindeutet. Die sich auch schon in einer sanften Umstellung von Jetset-Luxus Richtung „Slow Living“ und „Slow Food“ niederschlägt. Die 100 Mitarbeiter – in der Hochsaison sind es sogar 150 – werden auf das neue Konzept des nachhaltigen Wohlfühlens eingestimmt, und Zwei-Hauben-Koch Thomas Gruber freut sich, für die Restaurants Seespitz und Schlossstern Gourmetküche aus bester Produktion anbieten zu können. Einzig an den Kasnudeln hapert es noch: „Die kann heutzutage fast keiner mehr machen“, bekennt Gruber, tröstet aber mit hochwertigsten „Alternativen“ vom Kärntner Lamm und Fischen aus der eigenen Zucht.

Wer sich das neue alte Schloss Velden übrigens einfach gerne einmal anschauen möchte, darf das ausnahmsweise ohne Reservierung tun – beim Tag der offenen Tür. Zudem sind mehrere Veranstaltungen übers Jahr hin geplant, die vor allem den Kärntnern „ihr“ Schloss wieder näherbringen soll.

Kerstin Wassermann, Kronen Zeitung

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