Der honorig-kulturbeflissene Ex-Politiker sorgt sich in Reihe 7, dass seine Frau nicht neben ihm sitze. Denn dann wisse er nie, wann er lachen soll. Nun, ob persönlich assistierender Humor-Navigator oder Witz-Indikator – die Scherzgrenze ist zumeist so individuell, dass all das wohl keine Hilfe wäre. Bei einer Irrnis&Wirrnis-Klamaukiade um Papiergeschäftsinhaberin Hannelore Pospischil (Britta Bayer), die auch mit ganz speziellen Kuverts handelt. Das Geheimnis um das Haschisch-Depot im Hinterzimmer, das sich erst lüftet, als die nicht übertrieben schlaue Angestellte Nelli (Nikola Rudle) erfährt, dass ihre Oma an einer Überdosis gestorben ist.
Das wird ruchbar, als Frau Fleischer (Sascha Oskar Weis in Doppelrolle auch Adalbert Navratil) ihre persönliche Demenzgrenze überwindet, um Drogen-Nachschub im Papierladen zu ordern. Dort landet auch der vermutlich aus der Faschingszeit gefallene Nikolaus (Hanno Waldner) mit Tiroler Dialekt im gelben Riesenvogelkostüm und mit Pistole im Intimbereich. Er will eigentlich nur Papier und ein normales Kuvert für seinen Abschiedsbrief, den er aus einem Poesiealbum abschreibt. Dann macht es mehrmals Peng! Peng! – zum Selbstmord reicht es nicht, weil sich auch ein libidinöses Intermezzo zwischen dem suizidalen Vogel und Melli anbahnt.
Mehr oder weniger aus Versehen wird Adalbert Navratil in einem Handgemenge erschossen – er entschuldigt sich dann noch als Gipfel der Skurrilität dafür, dass er als eigentlich Toter, der sich selbst mit Theaterblut dekorierte, noch was zu sagen hat. Polizist Heinrich (Walter Sachers) ist ein zu fast allem bereiter Unordnungshüter im Chaos um die untote Leiche. In Summe eine Nonstop-Nonsens-Parade, bei der einem schon einfallen kann, ob Humor auch ist, wenn man trotzdem nicht lacht. Jenseits aller Genre-Grenzen muss hier auch der Kritiker das Ergebnis dem Betrachter überlassen. Um mit Karl Farkas zu sprechen: „Schau’n Sie sich das an“ – auf eigene Gefahr.
Papier.Waren.Pospischil. von Theodora Bauer, Regie Claus Tröger: Kammerspiele, 24. (19h) & 30. 3. sowie 18. 4.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.