„Nehme ihn beim Wort“
Toter US-Student: Trump stellt sich hinter Kim
Irgendein Ergebnis oder gar einen Erfolg seines zweiten Treffens mit Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist US-Präsident Donald Trump schuldig geblieben - stattdessen hält er nach dem Gipfel in Hanoi seinem „Freund“ Kim, wie er sein Gegenüber bezeichnet hat, im Fall des nach nordkoreanischer Haft gestorbenen Studenten Otto Warmbier die Stange. Der Diktator habe ihm versichert, dass er keinerlei Kenntnis über das Martyrium des jungen Mannes gehabt habe, so Trump - und er glaube das. In den USA gehen nun die Wogen hoch.
Nach dem Treffen in der vietnamesischen Hauptstadt meinte Trump am Donnerstag, er habe mit Kim über den vermutlich gefolterten Studenten gesprochen. Kim „sagt mir, dass er nichts darüber wusste, und ich nehme ihn beim Wort“, sagte der US-Präsident. Kim habe den Fall zwar „sehr gut gekannt, aber erst später davon erfahren“.
Kurz nach Rücktransport in USA verstorben
Der Student war während einer Nordkorea-Reise Anfang 2016 wegen des angeblichen Diebstahls eines Propaganda-Posters zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Er fiel unter ungeklärten Umständen ins Koma und wurde schließlich aus „humanitären Gründen“ freigelassen. Wenige Tage nach seinem Rücktransport in die USA im Juni 2017 verstarb er.
Student wurde laut Gericht gefoltert
Ein US-Gericht kam im vergangenen Dezember zu dem Schluss, dass der 22-Jährige in Nordkorea gefoltert wurde. Auch Trump sagte am Donnerstag, dass in nordkoreanischer Haft „einige sehr schlimme Dinge“ mit Warmbier passiert seien. Nordkorea hingegen hat stets jegliche Misshandlung Warmbiers bestritten und erklärt, der Student habe sich eine schwere Nahrungsmittelvergiftung zugezogen.
„Abscheulich“: Empörung in den USA
Dass Trump nun Kims Angaben Glauben schenkt, sorgte in den USA parteiübergreifend für empörte Reaktionen. „Natürlich wusste Kim davon“, schrieb der einflussreiche demokratische Senator Mark Warner auf Twitter. „Anscheinend ist der Präsident der Vereinigten Staaten der einzige Mensch, der diese offensichtliche Lüge glaubt.“
Auch andere Demokraten zeigten sich entrüstet. Der Abgeordnete Adam Schiff bezeichnete Trumps Äußerungen als „abscheulich“. Senator Chris Van Hollen warnte, die USA dürften „Kim Jong Un nicht einen Blankoscheck dafür ausstellen, einen der unseren zu foltern und zu ermorden“. Und Senator Tim Kaine warf Trump vor, sich an die Seite von „Diktatoren“ anstelle von US-Bürgern zu stellen.
„Alle wissen, was mit Otto passiert ist“
Doch auch unter Trumps Republikanern war der Unmut über die Aussagen des Präsidenten groß. So kritisierte ihn etwa der konservative Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, scharf. „Ich sehe Nordkoreas Führer nicht als jemanden an, der ein Freund ist. Wir alle wissen, was mit Otto passiert ist. Wir wissen, was Nordkorea getan hat“, erklärte er.
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