Nach den Spionage-Vorwürfen gegen den chinesischen Technologie-Konzern Huawei gibt es nach Einschätzung des Sicherheitsexperten Marcel Dickow von der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik auch weiterhin keine konkrete Gewissheit. Chinesische Unternehmen stünden „generell unter Generalverdacht“, doch weder der deutsche Bundesnachrichtendienst noch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI oder britische Geheimdienste hätten bisher konkrete Beweise dafür, dass Huawei tatsächlich Hintertüren für Spionagezwecke in seine Geräte verbaue, so Dickow.
China sei ein Staat, der Einfluss auf seine Unternehmen ausübe, sagte Dickow am Dienstag dem „Deutschlandfunk“. „Es gibt eine gewisse Unsicherheit, mit wem wir es da eigentlich zu tun haben.“ Ein Boykott sei aber möglicherweise die Lösung eines politischen, aber nicht des technologischen Problems. Denn vor allem bei der neuen Mobilfunktechnologie 5G habe Huawei die Nase deutlich vorn. Bei einem Boykott liefen die USA Gefahr, sich technologisch noch weiter abzukoppeln und den „Anschluss zu verpassen“.
Der deutschen Regierung rät Dickow dazu, sich mehr Know-how anzueignen, um konkret entscheiden zu können, welche Komponenten man selbst produziert und welche von chinesischen Firmen eingekauft werden müssten. Eine echte Alternative zu chinesischen Anbietern werde es kurzfristig im Mobilfunk der Zukunft nicht geben, schätzt Dickow.
Enge Kooperation
Das deutsche Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik arbeitet aktuell eng mit Huawei zusammen und betreibt etwa seit November ein gemeinsames Sicherheitslabor in Bonn und setzt auch beim Ausbau des 5G-Netzes auf die Kooperation mit dem chinesischen Konzern. Im Zuge des Handelsstreits der USA mit China waren Trumps Boykott-Aufruf gegen Huawei-Produkte unterdessen auch Australien und Neuseeland gefolgt. Für internationale Spannungen sorgt auch der diplomatische Streit um die Festnahme von Huaweis Finanzchefin Meng Wanzhou in Kanada.
Huawei sieht sich bei 5G-Ausbau vorn
Huawei sieht sich indes trotz der Sicherheitsbedenken in vielen Ländern beim Ausbau der 5G-Netze vorn. Es seien bereits mehr als 25 Verträge für den neuen Mobilfunkstandard geschlossen worden, teilte der chinesische Technologieriese am Dienstag mit. Angaben zu den Kunden machte er nicht. Im November lagen laut Huawei 22 5G-Aufträge vor, mehr als 10.000 Basisstationen für die fünfte Mobilfunkgeneration seien bereits ausgeliefert.
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