Biathlon-Doping-Schock

Polizei-Razzia bei Russland-Team in Hochfilzen!

Wintersport
13.12.2018 12:18

Der Dopingskandal um das russische Biathlon-Team ist um eine Facette reicher. Vor Beginn der Weltcupbewerbe in Hochfilzen haben die österreichischen Behörden am Mittwoch die Russen in ihrem Quartier in Tirol über die Einleitung von Doping-Ermittlungsverfahren gegen fünf Athleten und fünf Betreuer informiert.

Die zuständige Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien ermittelt seit Monaten unter anderem auch gegen Ex-IBU-Präsident Anders Besseberg wegen mutmaßlicher Korruptionsvergehen, die der Norweger bestreitet.

Die mutmaßlichen Verstöße der Russen betreffen den Zeitraum der WM im Februar 2017 in Hochfilzen. In einer schriftlichen Stellungnahme der Staatsanwaltschaft vom Donnerstag hieß es, dass „in Österreich ein Ermittlungsverfahren gegen fünf Betreuer des russischen Biathlon Teams wegen der Anwendung verbotener Substanzen bzw. Methoden zum Zweck des Dopings und fünf Sportler dieses Teams wegen schweren Betruges im Zusammenhang mit Doping geführt wird.“

Polizei: Keine Durchsuchungen und Vernehmungen
Den beschuldigten Personen sei gemäß der österreichischen Strafprozessordnung eine Verständigung von der Führung eines Ermittlungsverfahrens ausgehändigt worden. Durchsuchungen oder Vernehmungen seien nicht vorgenommen worden, sagte eine Sprecherin der Behörde der APA. Der russische Verband teilte hingegen mit, dass Polizeibeamte Sportler und Betreuer sehr wohl befragt hätten. Außerdem hieß es, dass man zur Unterstützung die russische Botschaft in Wien eingeschaltet habe.

Während der Verband und auch die österreichischen Behörden die Namen der Betroffenen nicht nannten, postete der russische TV-Sportkommentator Dmitri Gubernijew diese auf Instagram. Demnach sind von den Sportlern Anton Schipulin, Alexander Loginow, Jewgeni Garanitschew, Alexej Wolkow und Irina Starych betroffen. Nicht alle von ihnen sind beim Weltcup in Hochfilzen mit dabei.

So auch Schipulin, der bisher noch keine Saisonrennen bestritten hat und sich gegen den Dopingverdacht wehrt. „Ich habe die Anti-Doping-Regeln niemals verletzt. Ich habe immer guten Gewissens alle Dopingtests absolviert“, schrieb der Olympiasieger von 2014 am Donnerstag auf Instagram. „Ich kann mir den Vorgang nicht erklären“, so Schipulin, gegen den bisher kein Verdacht bestanden hatte. Auch Loginow bestätigte auf Instagram, dass es gegen ihn Beschuldigungen gibt.

Auch Kasachen und Besseberg im Fokus der Untersuchungen
In Hochfilzen hatte es bei der WM 2017 eine Razzia gegen das kasachische Biathlonteam gegeben, bei der verdächtige Utensilien beschlagnahmt worden waren. Die diesbezüglichen Ermittlungen der Behörden dauern wie jene gegen Besseberg, im Zuge derer es im April am IBU-Sitz in Salzburg eine Hausdurchsuchung gegeben hatte, unverändert an.

Gegen neun Kasachen hat der Biathlon-Weltverband (IBU) unlängst vorläufige Sperren ausgesprochen und Anti-Doping-Verfahren eingeleitet. Auch die beiden russischen Olympiasieger Jewgeni Ustjugow und Swetlana Slepzowa sind Ende November von der IBU wegen des Verstoßes gegen die Anti-Doping-Regeln angeklagt worden. Einige weitere russische Fälle, die mit der aktuellen Polizeiaktion nichts zu tun haben, könnten noch folgen.

Carrabre: Mindestens 10 russische Dopingfälle
IBU-Vorstandsmitglied James Carrabre gab unlängst an, dass er zwar nicht mehr mit „20, 30 oder 40“ russischen Dopingfällen rechne, „aber zehn könnten es wohl sein. Da bin ich mir sicher. Sehr sicher“. Der russische Verband verlor im Zuge bisheriger Sanktionen bereits den Status als vollwertiges IBU-Mitglied. Er muss zwölf Kriterien erfüllen, um wieder aufgenommen zu werden. Zudem werden bis mindestens 2022 keine Biathlon-Wettkämpfe der IBU in Russland stattfinden.

Bezüglich der aktuellen Ermittlungen gegen die Russen verfüge man über keine Detailinformationen, hieß es in einer IBU-Stellungnahme. Laut Angaben des russischen Teams werden in Hochfilzen von Donnerstag bis Sonntag wie geplant alle Sportler an den Start gehen, darunter befinden sich mit Starych und Loginow auch zwei, die bis 2016 zweijährige EPO-Dopingsperren abgesessen haben.

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(Bild: KMM)



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