Darf ein Nikolaus ohne Bart auftreten? Seit Jahren wird darüber diskutiert. Für Brauchtumsexperten ist das ein No Go.
Auslöser der Debatte waren Berichte über ein angebliches Nikolausverbot an Schulen und Kindergärten in Wien und Tirol. Ein solches Verbot sei allerdings nie Thema gewesen, heißt es jetzt aus Tirol. Es sei unklar, woher dieser Mythos komme.
„Viele Ängste werden mit dem Bart verbunden“
Die Bart-Diskussion ist inzwischen auch in Wien abgeflaut. Allerdings müssen sich in einigen Kindergärten die Nikoläuse vor den Kindern umziehen. Bettina P., selbst Mutter eines siebenjährigen Buben, schildert die Situation: „Manche Kinder wissen nicht einmal mehr, wie der Nikolo eigentlich aussieht oder wer das überhaupt ist. Da werden halt viele Ängste dann auch mit dem Bart verbunden.“
Ein Nikolaus ohne Bart wäre für Wolfgang Lattacher vom Brauchtumsverband Kärnten aber unvorstellbar: „Das wäre eine Herabwürdigung seiner Persönlichkeit.“ Zudem würde es nicht dem geschichtlichen Ursprung entsprechen. „In Kleinasien, wo der Nikolaus von Myra herkommt, haben Männer immer Bärte getragen.“ Überdies stehe ein Bart für Gemütlichkeit und unterstreiche die Besonderheit der Person.
Auch „Frau Nikolo“ Anita Nussmüller (54) aus Niederösterreich würde nicht auf den Bart verzichten. „Ich gehe schon seit zehn Jahren als Nikolaus in unserer Pfarre“, erklärt sie mit einem breiten Lächeln bei der Einkleidung.
Der Nikolaus drückt die Schulbank
Eins ist also klar: Nikolaus werden ist nicht schwer, Nikolaus sein dagegen sehr. In ganz Österreich gehen Hunderte Freiwillige daher extra zur Schulung. Denn selbst als „heiliger“ Nikolaus ist man nicht vor Hoppalas geschützt. „Beim ersten Hausbesuch ist meine Kopfbedeckung im Türstock hängen geblieben. Dann stand ich ohne Mitra da“, lacht Christian Wallner. Der Pressesprecher der Kärntner Messen hat 25 Jahre lang Nikolos trainiert, damit sie auf solche Situationen vorbereitet sind.
Auch das Verhalten der Kinder könne immer wieder für Überraschungen sorgen. Wallner: „Manche sind schüchtern, manche wiederum total unruhig und stellen viele Fragen, auf die man spontan eine passende Antwort wissen sollte - schließlich trägt man als Nikolaus große Verantwortung. Der Abend der Familie steht und fällt mit deinem Auftritt.“
Erlebnisse zu teilen ist „hilfreich“
Daher bietet auch die Katholische Jungschar eigene Schulungen in Kärnten. „Es nehmen auch erfahrene Nikoläuse teil. Das gegenseitige Erzählen, was man alles erlebt hat, ist hilfreich“, so Martina Erlacher. Ebenso werden Hausbesuche in der Gruppe durchgespielt.
Auch in Niederösterreich bereiten sich Nikoläuse intensiv auf ihren großen Tag vor. Die Jungschar unter der Leitung von Lisa Funiak und Peter Haselwanter richtete heuer eine Schule für Darsteller in der Pfarre Viehofen ein. Roman Gatterbrunner (24) aus Sallingberg feiert Premiere: „Ein Kindergarten aus der Region Zwettl hat angefragt, ob ich als Nikolaus zu ihnen kommen möchte. Da habe ich mich sofort für diesen Kurs angemeldet.“ Auch Sophie Dostal (19) aus St. Pölten geht erstmals als Nikolaus: „Ich bin Kindergartenpädagogin und will über alles Bescheid wissen.“
„Nikolaus-Werkstatt“ in der Steiermark
In der Steiermark gibt es sogar eine alljährliche „Nikolaus-Werkstatt“. Heuer fand die dreistündige Schulung im Diözesanmuseum Graz statt. Ein würdiger Ort - derzeit läuft dort die Ausstellung „Nikolaus - Christkind - Weihnachtsmann“. Am 6. Dezember gibt es auch eine eindrucksvolle Aktion der Jungschar in der Grazer Herrengasse: Dabei sind mehrere Nikolausdarsteller unterwegs, und Kinder können bei Mitmachstationen eine Nikolomütze basteln und in die Rolle des Heiligen schlüpfen.
In der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck gibt es wiederum am 6. Dezember den großen Nikolaus-Einzug mit Kutsche. Unterstützt wird er durch das Jugendrotkreuz und durch die Volksschule St. Nikolaus. Nomen est omen ...
Der Nikolaus: Heiliger der lateinischen Kirche
Christian Rosenzopf, Lukas Lusetzky, Jakob Traby, Josef Poyer und Anna-K. Haselwanter, Kronen Zeitung
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