Debatte schwelt

Darf der Nikolaus auch ohne Bart auftreten?

Österreich
02.12.2018 06:05

Darf ein Nikolaus ohne Bart auftreten? Seit Jahren wird darüber diskutiert. Für Brauchtumsexperten ist das ein No Go.

Auslöser der Debatte waren Berichte über ein angebliches Nikolausverbot an Schulen und Kindergärten in Wien und Tirol. Ein solches Verbot sei allerdings nie Thema gewesen, heißt es jetzt aus Tirol. Es sei unklar, woher dieser Mythos komme.

„Viele Ängste werden mit dem Bart verbunden“
Die Bart-Diskussion ist inzwischen auch in Wien abgeflaut. Allerdings müssen sich in einigen Kindergärten die Nikoläuse vor den Kindern umziehen. Bettina P., selbst Mutter eines siebenjährigen Buben, schildert die Situation: „Manche Kinder wissen nicht einmal mehr, wie der Nikolo eigentlich aussieht oder wer das überhaupt ist. Da werden halt viele Ängste dann auch mit dem Bart verbunden.“

Ein Nikolaus ohne Bart wäre für Wolfgang Lattacher vom Brauchtumsverband Kärnten aber unvorstellbar: „Das wäre eine Herabwürdigung seiner Persönlichkeit.“ Zudem würde es nicht dem geschichtlichen Ursprung entsprechen. „In Kleinasien, wo der Nikolaus von Myra herkommt, haben Männer immer Bärte getragen.“ Überdies stehe ein Bart für Gemütlichkeit und unterstreiche die Besonderheit der Person.

Auch „Frau Nikolo“ Anita Nussmüller (54) aus Niederösterreich würde nicht auf den Bart verzichten. „Ich gehe schon seit zehn Jahren als Nikolaus in unserer Pfarre“, erklärt sie mit einem breiten Lächeln bei der Einkleidung.

Der Nikolaus drückt die Schulbank
Eins ist also klar: Nikolaus werden ist nicht schwer, Nikolaus sein dagegen sehr. In ganz Österreich gehen Hunderte Freiwillige daher extra zur Schulung. Denn selbst als „heiliger“ Nikolaus ist man nicht vor Hoppalas geschützt. „Beim ersten Hausbesuch ist meine Kopfbedeckung im Türstock hängen geblieben. Dann stand ich ohne Mitra da“, lacht Christian Wallner. Der Pressesprecher der Kärntner Messen hat 25 Jahre lang Nikolos trainiert, damit sie auf solche Situationen vorbereitet sind.

Auch das Verhalten der Kinder könne immer wieder für Überraschungen sorgen. Wallner: „Manche sind schüchtern, manche wiederum total unruhig und stellen viele Fragen, auf die man spontan eine passende Antwort wissen sollte - schließlich trägt man als Nikolaus große Verantwortung. Der Abend der Familie steht und fällt mit deinem Auftritt.“

Erlebnisse zu teilen ist „hilfreich“
Daher bietet auch die Katholische Jungschar eigene Schulungen in Kärnten. „Es nehmen auch erfahrene Nikoläuse teil. Das gegenseitige Erzählen, was man alles erlebt hat, ist hilfreich“, so Martina Erlacher. Ebenso werden Hausbesuche in der Gruppe durchgespielt.

Auch in Niederösterreich bereiten sich Nikoläuse intensiv auf ihren großen Tag vor. Die Jungschar unter der Leitung von Lisa Funiak und Peter Haselwanter richtete heuer eine Schule für Darsteller in der Pfarre Viehofen ein. Roman Gatterbrunner (24) aus Sallingberg feiert Premiere: „Ein Kindergarten aus der Region Zwettl hat angefragt, ob ich als Nikolaus zu ihnen kommen möchte. Da habe ich mich sofort für diesen Kurs angemeldet.“ Auch Sophie Dostal (19) aus St. Pölten geht erstmals als Nikolaus: „Ich bin Kindergartenpädagogin und will über alles Bescheid wissen.“

„Nikolaus-Werkstatt“ in der Steiermark
In der Steiermark gibt es sogar eine alljährliche „Nikolaus-Werkstatt“. Heuer fand die dreistündige Schulung im Diözesanmuseum Graz statt. Ein würdiger Ort - derzeit läuft dort die Ausstellung „Nikolaus - Christkind - Weihnachtsmann“. Am 6. Dezember gibt es auch eine eindrucksvolle Aktion der Jungschar in der Grazer Herrengasse: Dabei sind mehrere Nikolausdarsteller unterwegs, und Kinder können bei Mitmachstationen eine Nikolomütze basteln und in die Rolle des Heiligen schlüpfen.

In der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck gibt es wiederum am 6. Dezember den großen Nikolaus-Einzug mit Kutsche. Unterstützt wird er durch das Jugendrotkreuz und durch die Volksschule St. Nikolaus. Nomen est omen ...

Der Nikolaus: Heiliger der lateinischen Kirche

  • Einer der bekanntesten Heiligen der lateinischen Kirche ist Nikolaus von Myra, der zwischen 270 und 286 in Patara lebte und dessen Gedenktag am 6. Dezember in zahlreichen Kirchen gefeiert wird.
  • Als Bischof von Myra lebte er in der kleinasiatischen Region Lykien, in der heutigen Türkei. Über sein Leben existieren nur wenig belegte Tatsachen. Überlieferungen zufolge wurde er während der Christenverfolgung sogar gefangengenommen und schwer gefoltert.
  • Der Gedenktag wird von vielen Bräuchen begleitet, wobei der bekannteste auf die sogenannte Perikopenordnung der Kirche zurückgeht. Auf dieses Gleichnis geht die Befragung der Kinder zurück, ob sie denn brav und fromm waren. So kommt in Österreich am Abend des Nikolaustages der Nikolaus und bringt kleine Aufmerksamkeiten mit und wird von seinen Krampussen begleitet.
  • In Wien entfachte sich bereits des Öfteren die Diskussion, ob die Nikolos auch in Kindergärten und Volksschulen kommen dürfen. Die Stadt Wien betont daher traditionell, dass diese Besuche natürlich erlaubt sind.
  • Der Heilige ist übrigens der Schutzpatron von Völkern wie Russen, Kroaten und Serben. Aber auch von Berufsgruppen wie Seefahrern, Fleischern und Bäckern sowie von Dieben, Prostituierten und Gefangenen und natürlich der Kinder.

Christian Rosenzopf, Lukas Lusetzky, Jakob Traby, Josef Poyer und Anna-K. Haselwanter, Kronen Zeitung

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