Überforderte Mütter

72 Steirerinnen wählten bisher die anonyme Geburt

Steiermark
27.12.2009 19:37
Nicht alle schwangeren Frauen sehen der Zeit ihrer Mutterschaft in guter Hoffnung entgegen. Um verzweifelte Schwangere davon abzuhalten, ihre Neugeborenen auszusetzen oder gar zu töten, gibt es in Österreich seit 2001 die Möglichkeit, Kinder zu gebären, ohne die eigene Identität bekannt zu geben. 72 sogenannte anonyme Geburten zählt man seither in der Steiermark. 2009 haben elf Frauen diesen Weg gewählt.

Es gibt Situationen, in denen Schwangere nicht mehr wissen, wie es für sie und ihr Kind weitergehen kann, und sich aus sozialen, familiären oder psychischen Gründen mit der Mutterschaft überfordert sehen. "Um diese Frauen zu unterstützen und unbetreute Geburten oder Kindstötungen zu verhindern, wurde vor acht Jahren in der Steiermark als Rettungsanker die Möglichkeit der anonymen Geburt geschaffen", berichtet Christina Pletz von der "Kontaktstelle Anonyme Geburt-Babyklappe".

Verzweiflungstaten nicht völlig verhinderbar
Ganz verhindern lassen sich lebensgefährliche und tödliche Verzweiflungstaten von Müttern dennoch nicht: In den vergangenen Jahren hatte eine Frau ihr Kind alleine zur Welt gebracht und erst dann am LKH abgegeben. Eine andere junge Mutter habe ihr Kind nach der Geburt zu Hause erstickt.

Meist Frauen zwischen 20 und 30 Jahren betroffen
Anonyme Geburt bzw. eine Abgabe an der Babyklappe stünden meist am Ende einer verdrängten, verheimlichten Schwangerschaft, schildert Pletz. "Betroffen sind Frauen aus allen Schichten, ihr Durchschnittsalter liegt zwischen 20 und 30 Jahren und ein Großteil von ihnen hat bereits Kinder", beschreibt Pletz das Profil der Klientinnen. Was ihnen gemeinsam ist: "Angst, Scham und Schuldgefühle belasten sie, und sie haben meist keinen Menschen, dem sie sich anvertrauen können und sehen keinen Ausweg mehr."

Kontaktstelle in Graz
Die Caritas betreibt im Auftrag des Landes Steiermark die Kontaktstelle, die kostenlos und anonym Information bietet. "Die Frauen können bei uns über ihre quälenden Ängste und Sorgen offen sprechen. Danach erhalten sie Informationen über die anonyme Geburt, Babyklappe und alternative Möglichkeiten, wie Adoptionsfreigabe, Unterbringung auf einem Pflegeplatz und weitere Hilfe", so Pletz. Für die Zeit bis zur Geburt, aber auch danach, steht die Kontaktstelle den Frauen mit Beratung und Unterstützung zur Seite: Leonhardstraße 114/II, 8010 Graz; Hotline: 0800/83 83 83.

Kostenlose und völlig anonyme Entbindung
Die anonyme Entbindung wird in elf steirischen Geburtsstationen kostenlos angeboten. "Die Frauen müssen weder ihren Namen noch sonstige Angaben zur ihrer Person machen, keine Dokumente vorlegen und müssen auch in Zukunft keine rechtliche Verfolgung befürchten", so Pletz. Nach der Geburt übernimmt das Jugendamt die Verantwortung für das Kind und übergibt es in die Pflege von Adoptiveltern. Die Mutter hat jedoch sechs Monate Zeit, zum Kind zurückzukehren, erst danach kann die Bewilligung zur Adoption erteilt werden.

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