„Krone“-Selbstversuch

Husarenritt in einer Air-Race-Maschine

Österreich
07.09.2018 22:44

Knapp 500 Meter über dem Boden, irgendwo zwischen Salzburg und Straßwalchen, liegt das Flugzeug nervös in der Luft. Gezogen von 315 PS, zittert die „Extra 330“ im Geradeausflug vor Kraft. Am Steuer Dario Costa, Red-Bull-Air-Race-Pilot, und einer der besten Kunstflieger Italiens. Die „Krone“ nahm auf dem Passagiersitz Platz.

Und plötzlich wird sie losgelassen. Die rund 400 km/h schnelle Maschine legt sich hart in die Kurve, immer enger reißt Costa sie den Horizont entlang. „Damit wir uns an die Fliehkräfte gewöhnen“, erklärt der Italiener über den Bordfunk. Und beginnt kurz darauf, einen simulierten Air-Race-Parcours zu durchfliegen.

„Das ist die Schikane“, kündigt Costa an, und wirft die Maschine mit präzisen Bewegungen von links nach rechts. Danach ein Aufschwung, das Sechsfache der Erdbeschleunigung wirkt auf den Körper. Die Atmung stockt, der Nacken verkrampft.

Präzise Bewegungen, „flüssig und schnell“
In all dem Horror pure Euphorie. Und ungläubiges Staunen über die Präzision, mit der die Rennflieger ihre sensiblen Maschinen durch die Luft steuern. 90 Grad Querneigung etwa liegen in den steilen Kurven auf das Grad genau an, mit einem knappen Zucken im Handgelenk wird die „Extra“ auf die andere Seite geworfen. „Flüssige schnelle Bewegungen, nicht zu ruckartig“, erklärt Costa vom Pilotensitz aus. Der Italiener wird mit dabei sein, wenn der Air-Race-Zirkus am 15. und 16. September vor den Toren Wiens haltmacht. Immerhin liegt in Österreich die Geburtsstätte dieses Extremsports, 2003 fand im steirischen Zeltweg das erste Rennen statt. Seitdem ist der Sport - nicht nur aufgrund des mächtigen Sponsors Red Bull - stetig gewachsen. „Und das ohne einen einzigen fatalen Unfall“, so Costa. Kursführung, Sicherheitsabstand zum Publikum, Motorensicherheit - all das wird vor den Rennen penibel geplant.

Nach 15 Minuten Flugzeit ist der 70-Liter-Tank vor dem Cockpit halb leer, der Sechszylinder verbrennt eine Doppler-Flasche Sprit pro Kunstflugminute. Zeit für die Rückkehr. Zeit, erstmals wieder Luft zu holen.

Interview:
Air-Race-Pilot Dario Costa war der jüngste Kunstflug-Lehrer Italiens. Für seinen Traum ist er mit Familie extra nach Salzburg gezogen.

„Krone“: Dario, wie gehst du so knapp über dem Boden mit dem Risiko um?
Dario Costa: Im Flugzeug denkt man nicht daran. Man vertraut in die Maschine und in seine Fähigkeiten. Und Red Bull tut mit einem sehr strengen Reglement alles, um das Risiko stark zu minimieren. Wir tragen sogar Schwimmwesten, wenn der Kurs über Wasser gesetzt ist.

Wieso gerade Air Race?
Hier verschmelzen meine zwei Leidenschaften - Motorsport und Kunstfliegen. Als ich 2003 erstmals das Air Race sah, wollte ich das unbedingt auch einmal machen.

Würdest du einem dir nahestehenden Menschen dein Hobby empfehlen?
Ja. Wenn er oder sie mit Leidenschaft dabei ist, dann schon.

Wovor hast du Angst?
Vor Höhen. Ich weiß, es klingt komisch. Aber auf Balkonen etwa geht es mir nicht gut.

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