Zlatko Dalic

Macht das „Pokerface“ Kroatien zum Weltmeister?

WM 2022
12.07.2018 14:48

Das „Pokerface“ der WM hat noch einen letzten großen Wurf vor sich. Er führte Kroatien sicher und ungefährdet durch die Gruppenphase, konnte nach zwei späten Schockmomenten (Fernandez-Ausgleich und Modric-Elfmeterfehler) die Mannschaft in der K.o.-Phase nochmals motiveren und war gegen England einfach taktisch besser als sein Gegenüber. Zlatko Dalic ist der Mann hinter den kroatischen Erfolgen.   

Der 51-jährige Dalic gewann auch das Halbfinale für Kroatien. Nach zwei elend langen Verlängerungen mit anschließendem Elfmeterschießen hatte er den Mut, Kroatien auch ein drittes Mal taktisch auf eine Verlängerung vorzubereiten. Erinnern wir uns: Verlängerung gegen Dänemark (1:1) im Achtelfinale, Verlängerung gegen Russland (2:2) im Viertelfinale und jetzt auch ein drittes Mal: Gegen England. Trotz der schwindenden Kräfte und trotz des Dauereinsatzes bei den Kroaten nahm er 90 Minuten keinen Wechsel vor.  

Und damit entschied er das Duell gegen England-Mastermind Southgate für sich. Denn der wechselte schon in der zweiten Halbzeit, (Rashford für Sterling, nicht wirklich notwendig) und er war es auch, der als erster in der Verlängerung einen Tausch vornahm (Rose für Young). Damit gab er dem kroatischen Teamchef einen Vorsprung: Der konnte noch viermal wechseln. Southgate musste aufgrund des Spielstandes alle vier Wechsel schnell ausschöpfen und Dalic hatte immer noch Asse im Ärmel. Und seine Entscheidung Perisic und Mandzukic auf dem Platz zu lassen, erwies sich als goldrichtig: Die beiden brachten Kroatien in Führung (110. Minute), der Ball zu Perisic kam vom eingewechselten Pivaric.  

So kam es, wie es kommen musste: England musste alles nach vorne werfen, und just dann hielt der Oberschenkel des England-Torschützen Kieran Trippier den Belastungen nicht mehr stand. England musste angreifen und das mit zehn Mann. Jeder wusste: Das ist hoffnungslos. Am besten wusste das Zlatko Dalic. Der konnte wechseln, als bei Strinic sich ähnliches zutrug.

Immer im Hintergrund
Zlatko Dalic blieb im Hintergrund. Die Spieler aber wissen, was sie ihm zu verdanken haben. Und dank ihm wächst auch die Hoffnung der Spieler, Frankreich im Finale besiegen zu können. Noch dazu kann Kroatien unter ihm die Partien drehen. Eine Tugend, die ihnen vor langer Zeit abhanden kam. Es scheint so, als ob die kroatische „Goldene Generation“, trotz des Korruptionsskandals im Lande, den Weg an Spitze gefunden hätte: Mit dem „Goldschmied“ Zlatko Dalic.

Dalic war vor 2017 nicht einmal in Kroatien bekannt. Er war Trainer von Varaschdin, Rijeka und Dinamo Tirana (Albanien), später wechselte er nach Saudi Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Als es der kroatischen Nationalmannschaft unter seinem Vorgänger Ante Cacic im Oktober 2017 so schlecht ging, dass nicht einmal die Qualifikation für die WM-Play-offs, geschweige denn für die WM, sicher war, rief man ihn vom kroatischen Verband an. Das war vor nicht einmal einem Jahr. Die Mannschaft agiert seitdem wie ausgewechselt.

Sie gewannen das entscheidende Spiel gegen die Ukraine in Kiew (2:0) und qualifizierten sich so für die Play-offs, wo sie Griechenland ausschalteten (4:1, 0:0). Und seit Dalic an Bord ist, verloren die Kroaten kein einziges Pflichtspiel, acht sind es mittlerweile an der Zahl. Zum dritten Mal musste er über eine Verlängerung gehen und zum dritten Mal meisterte er diese Aufgabe. Und er ist noch nicht am Ziel angelangt.  

Dann wird man ihn vielleicht auch lächeln sehen, das „Pokerface.“

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(Bild: KMM)



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