Sitzenbleiben vorbei?

Was sich ab 2021 in der Neuen Oberstufe ändert

Leben
22.06.2018 06:00

Während in Wien, Niederösterreich und Burgenland die Jahresnoten schon unter Dach und Fach sind, haben Fünfer-Kandidaten in den restlichen Bundesländern noch bis Freitag die Chance, ihren Fleck auszubessern und so ein Sitzenbleiben zu verhindern. 

Die Neue Oberstufe (NOST) minimiert die Zahl der Repetenten. Damit wirbt unter anderem das Bildungsministerium für die neue Schulform. Doch wenn man sich die Einzelheiten genauer ansieht, ist ein Sitzenbleiben sehr wohl möglich. Als größte Veränderung, die mit der neuen Schulform einhergeht, gilt die Semestrierung des Schuljahres. Jedes Fach wird in zwei Module eingeteilt, die positiv abgeschlossen werden müssen. Hat ein Schüler einen Fleck, bekommt er dreimal die Möglichkeit, seine Defizite bei einer Prüfung zu kompensieren.

„Ein Vorteil ist, dass wir nur mehr das lernen müssen, wo wir Schwächen haben“, berichten die Schüler der 6b am Gymnasium in der Radetzkystraße im dritten Wiener Gemeindebezirk. Im alten System musste bei Wiederholungsprüfungen der gesamte Jahresstoff geprüft werden.

NOST: Fluch und Segen?
Was für die Lehrer ein Segen ist, sehen die Schüler als Fluch, denn durch die Umstellung auf die NOST wird die Note im ersten Semester genauso gewichtet, wie die am Ende des Schuljahres. Früher lehnten sich Faulpelze bis Ende April zurück, um dann in den letzten Monaten die Leistung für die Jahresnote zu erbringen. Dieser Plan geht jetzt nicht mehr auf. „Das ist aber auch ein Vorteil für die Schüler“, kommentiert der Direktor der Radetzkystraße, Robert Etlinger. Die Lernenden pauken regelmäßig mit und schneiden dadurch bei der Matura besser ab.

Wer innerhalb eines Schuljahres aber in drei Modulen negativ ist, muss auf die Klassenlehrerkonferenz hoffen, denn dort wird abgestimmt, ob der Schüler in die nächste Klasse aufsteigen darf. Fällt die Abstimmung negativ aus, muss die Schulstufe wiederholt werden. Um das Anhäufen von Modulprüfungen zu vermeiden, bekommen Schüler einen Lehrer zur Seite gestellt, der sie bei der Planung und Organisation der Prüfungen unterstützt. Dieses Angebot erhalten aber nur Kandidaten, die eine Frühwarnung erhalten haben.

Die „Krone“ sprach mit Robert Etlinger, dem Direktor des Gymnasiums Radetzkystraße.

„Krone“: Herr Direktor, seit diesem Schuljahr führen Sie zwei Klassen als Neue Oberstufe. Sind Sie bei der Umstellung bei Ihren Kollegen auf viel Widerstand gestoßen?
Robert Etlinger: Gar nicht. Wir haben unter den Kollegen und auch im Schulgemeinschaftsausschuss eine Abstimmung durchgeführt, und dieser ging zugunsten der NOST aus.

In den Schülergesprächen haben sich die Lernenden darüber beklagt, dass sie durch die Module im ersten Semester viel mehr leisten müssen. Teilen Sie diese Erfahrung?
Ja, das stimmt. Das erste Semester wird mit einem Modul abgeschlossen, und man hat nicht, wie im bisherigen System, das zweite Semester, um sich die Note auszubessern. Aber das bringt auch Vorteile für die Schüler. Auch wenn manche das nicht so sehen (lacht).

Welche Vorteile sind das?
Schulen, die schon länger das NOST-System haben, sehen eindeutig, dass die Ergebnisse bei der Matura besser sind. Die Schüler lernen kontinuierlich mit und profitieren auf lange Sicht eindeutig davon.

Die NOST soll Schüler auch zu selbstständigen und verantwortungsbewussten Personen erziehen. Ist überhaupt jeder Jugendliche für dieses Schulsystem geeignet?
Ist jeder für die Matura geeignet?! In der NOST kommen die Schüler sicher schneller drauf, ob sie für die Schule gemacht sind.

Haben Sie Verbesserungsvorschläge?
Ich denke, dass zwei Prüfungsantritte pro negativem Modul ausreichend sind, und auch die „Parkplatzprüfungen“ müssen unbedingt überdacht werden.

Kathi Pirker, Kronen Zeitung

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(Bild: kmm)



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