Volksbegehren:

Auch Salzburg ist gegen den blauen Dunst

Salzburg
20.02.2018 06:30

Eine lange Schlange bildete sich  Montag beim  Bürgerservice im Schloss Mirabell vor der Öffnung um 7.30 Uhr. Der Großteil war gekommen, um mit seiner Unterschrift ein deutliches Zeichen für ein totales Rauchverbot in der Gastronomie zu setzen: . Da ging das parallel dazu stattfindende Frauenvolksbegehren fast unter.

Die Gründe für das Anti-Raucher-Volksbegehren sind vielfältig. Den einen geht es um die Gesundheit, andere geben der Regierung die Schuld, einige wollen schlichtweg ohne den blauen Dunst ihr Essen genießen. Die „Krone“ machte sich ein Bild im Schloss Mirabell und war überrascht, welch Andrang dort herrschte. Häufig waren Wörter wie „Kasperltheater“ oder „Frechheit“ zu hören.

Am Donnerstag wurde  das „Don’t Smoke“-Begehren für mehr Nichtraucherschutz in der Gastronomie und gegen die Pläne der schwarz-blauen Regierung eingeläutet. „Seitdem strömen die Salzburger nur so herein. Viel mehr unterstützen das Raucher- als das Frauenvolksbegehren“, erzählt Amtsleiter Johannes Greifeneder, dass immer wieder Probleme mit dem Computersystem auftauchen. „Es gibt nur einen Datenfluss aus Wien mit der Unterstützungserklärung. Alles geht viel zu schleppend. In der Früh kam es sogar zu einem Totalausfall“, bestätigt eine Magistratsmitarbeiterin. Bis zu drei Minuten pro Kandidat dauert der Prozess zum Ausfüllen.

"FPÖ hat sich ins Aus geschossen"

Die Wartezeit nahmen die verärgerten Bürger aber gerne auf sich. „Mir geht es um die Gesundheit. Nichtraucher müssen geschützt werden. Die FPÖ hat sich mit ihrem Anpreisen von direkter Demokratie ins eigene Aus geschossen“, sagt Miriam. Österreich sei für sie im Vergleich zu anderen Ländern viel zu weit hinten. Ein Herr wirft ein, dass der Staat uns alle davor schützt, 200 km/h auf der Autobahn zu fahren, aber nicht davor, sich dem Rauch von 200 Zigaretten   auszusetzen.

Innerhalb von  72 Stunden sind mehr als 100.000 Unterstützungserklärungen eingelangt. Eine gesetzliche Frist  zur Abhaltung ist übrigens nicht festgelegt.

Diese Salzburger sind strikt gegen das Rauchen

„Jeder soll rauchen wie er mag, aber nicht im Gasthaus. Im Gastgarten – ok“, erhofft sich Judith Schober, dass das Rauchverbot am 1. Mai doch kommt.

  • Nichtraucherin und Musikantin Julia Schober (19) stört es, wenn beim Essen geraucht wird. Obwohl sich in ihrem Freundeskreis viele Raucher finden, hofft sie, „dass Herr Strache merkt, dass man nicht einfach alles hinschmeißen kann und dass er versteht, was Demokratie bedeutet. Für mich sieht das nach  Machtkampf aus.“
  • Jus-Student Leander Kraiger ist selbst seit zehn Jahren Raucher. Trotzdem ist er pro Nichtraucherschutz. „Wenn man in einem Lokal nicht rauchen darf, schafft das ein Bewusstsein beim Menschen. Es wird bestimmt weniger geraucht. Das Rauchverbot ist längst überfällig“, spricht er von einem Rückschritt in der Politik. „Von welcher Partei das Gesetzt kommt, ist mir egal.“ 
Jus-Student Leander Kraiger (Bild: Markus Tschepp)
Jus-Student Leander Kraiger
  • Ein Herr, der nicht namentlich genannt werden möchte, betont: „Ein einzelner Politiker wie HC Strache kann privat rauchen wie er möchte. Die Angestellten in der Gastronomie haben keine Wahlfreiheit. Die Kosten des Gesundheitssystems werden der Allgemeinheit aufgebrummt.“
  • Der Studentin Franziska Obermair ging es beim Gang zum Bürgerservice  ebenso um den Arbeitnehmerschutz.
Studentin Franziska Obermair vor dem Bürgerservice Salzburg (Bild: Markus Tschepp)
Studentin Franziska Obermair vor dem Bürgerservice Salzburg

 

Porträt von Sandra Aigner
Sandra Aigner
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