Salzburger Festspiele

Gnadenloser Kampf in „Giulio Cesare in Egitto“

Salzburg
08.07.2025 13:30

Mit Händels „Giulio Cesare in Egitto“ eröffnen die Salzburger Festspiele am 26. Juli ihre Opernsaison. Regisseur Tcherniakov und Dirigentin Haïm wagen sich an das barocke Meisterwerk – intensiv, herausfordernd und emotional kompromisslos.

Mit „Giulio Cesare in Egitto“ von Georg Friedrich Händel starten die Salzburger Festspiele heuer am 26. Juli in die szenischen Opernproduktionen. „Eine Barockoper, warum nicht? Das ist ein Meisterwerk“, begründete Intendant Markus Hinterhäuser am Montag vor Journalisten die Entscheidung. Nach den ersten Proben könne er sagen: „Das ist was“. Regisseur Dmitri Tcherniakov und Dirigentin Emmanuelle Haïm sprachen von einer großen Herausforderung, die das Stück mit sich bringe.

Applaus nach Arien soll verhindert werden
Vor allem die vielen Da-Capo-Arien und Rezitative seien fordernd, sagten beide. „Ich habe versucht, den Ansatz, die Grundlage herauszufinden, warum es die Da Capos gibt, und mit der Zeit auch begonnen, es zu verstehen. Es wird auch der Lauf des Lebens dargestellt“, sagte Tcherniakov. Haïm helfe sehr, dass das Stück durch die Da Capos und Rezitative nicht zu sehr geteilt werde. „Und wir versuchen zu verhindern, dass das Publikum nach den Arien applaudieren kann.“

(Bild: Tröster Andreas)
(Bild: Tröster Andreas)
(Bild: Tröster Andreas)
(Bild: Tröster Andreas)

Während die musikalische Leiterin mit ihrem Orchester Le Concert d‘Astrée mit dem Barock bestens vertraut ist, betritt der russische Regisseur und Bühnenbildner hier Neuland, er selbst spricht von „Schwerarbeit“. Im Zentrum des Werks stehen acht Figuren, die im ständigen Kampf untereinander seien. „Es gibt keine Gnade, entweder man trifft oder man wird getroffen“, so Tcherniakov. Sämtliche Hierarchien aus der Vergangenheit seien aufgehoben, „und dadurch verschärft sich die Konfrontation der Figuren“. Und auch wenn die aktuelle weltpolitische Situation Einfluss auf uns alle habe, versuche die Oper mehr, allgemeine Gefühle darzustellen: Hass, Entmenschlichung, Dämonisierung. „Aber wir wissen, dass das näher gerückt ist.“

Darsteller psychisch nackt
Mit dem Verlauf der Proben sind die beiden zufrieden, derzeit würden gerade die Sänger in Aktion auf der Bühne gebracht, erzählte Haïm. „Sie stehen alle ohne Angst auf der Bühne und tun das, worum sie gebeten werden, das ist sehr beeindruckend“, lobte der Regisseur. Die Bühne wird laut seinen Angaben fast bis zum Publikum reichen, vom Parkett aus vielleicht zwei, drei Meter entfernt. „Sie sehen alles, die Sänger haben nichts zu verbergen, sie sind also nackt in psychischer Hinsicht.“

Bei den Salzburger Festspielen ist die Händel-Oper die erste gemeinsame Produktion für Tcherniakov und Haïm. Wie erfolgreich diese Zusammenarbeit sein kann, zeigte sich erst im Vorjahr, als sie für das Gluck-Projekt „Iphigénie en Aulide – Iphigénie en Tauride“ in Aix-en-Provence als beste Produktion des Jahres bei den International Opera Awards 2024 ausgezeichnet wurden. Während Haïm bei den Salzburger Festspielen schon mit dem Cembalo auf der Bühne war, ist das Festival für Tcherniakov Neuland. Salzburg kennt er aber schon, 1991 war er hier als Austauschschüler.

Porträt von Salzburg-Krone
Salzburg-Krone
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