Michaelis bezeichnete den Verkauf als die "komplizierteste Transaktion" der ÖIAG bisher. "Ich bin aber sicher, dass wir für die AUA keinen besseren Partner finden könnten." Die Zukunft würde für die AUA "sicher weitere Einschnitte bringen. Die Unsicherheit der letzten Monate ist aber zu Ende und die Zukunft der AUA ist nachhaltig gesichert", so Michaelis.
Mayrhuber: AUA 2010 Cash-positiv
Mayrhuber will, dass die AUA nach der Integration in den Lufthansa-Konzern bereits nächstes Jahr kein Geld mehr verliert: "Wir verbrennen derzeit Geld, wir sind Cash-negativ. Wir werden nächstes Jahr Cash-positiv sein." Dann werde die Latte gelegt, so schnell wie möglich wieder operativ positiv zu sein. Der Turnaround werde dem Unternehmen noch einiges abfordern. "Wir wollen rote Uniformen und keine roten Zahlen", sagte Mayrhuber.
Die "Redimensierung" habe bereits begonnen - "ohne am Passagier zu sparen". Der Lufthansa-Chef sprach von einem "Dreiklang: Abbauen, Umbauen, Aufbauen". Mit dem Abbau sei bereits begonnen worden, die anderen Schritte würden folgen. "Wir wissen aber, dass wir keine Wunder erwarten können."
"Mit dem heutigen Tag beginnen wir im Unternehmensverbund die Zukunft der AUA gemeinsam zu entwickeln", sagte Mayrhuber. Die AUA habe "kein Produktproblem, die AUA hat ein Kostenproblem". Die Luftfahrtindustrie sei in einer schwierigen Lage und die AUA habe mit einer besonders schwierigen Wettbewerbssituation zu kämpfen gehabt. Dass der Deal trotzdem gelungen sei, beweise, dass die AUA für die Lufthansa ein langfristiges Investitionsprojekt sei, "sonst hatten wir das nicht gemacht".
Management-Duo Malanik/Bierwirth bleibt
Das seit Jahresbeginn amtierende Management-Duo der AUA, Peter Malanik und Peter Bierwirth, wird auch nach der Übernahme im Cockpit bleiben. "Von uns aus wollen wir diese erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen, es gibt keine 'hidden agenda'", sagte Lauer, der im Lufthansa-Vorstand für die Integration zugekaufter Airlines zuständig ist und den Vorsitz im neuen Aufsichtsrat übernehmen wird. Auch Mayrhuber zieht in den AUA-Aufsichtsrat ein.
Details der Integration im Oktober
Die AUA werde im Lufthansa-Konzern ihre Eigenständigkeit, ihre eigene Identität und ihr besonderes Profil weiter behalten, betonte Lauer. Die "wichtigste Steuerungsphilosophie" laute wie schon bei vorangegangenen Zukäufen wie Swiss und Bristish Midland "integrierte Eigenständigkeit". Die neue Stärke müsse aber "aus sich selbst heraus erarbeitet werden", wenn auch in enger Zusammenarbeit mit der Lufthansa.
Wie die Integration der AUA unter die Flügel der Kranich-Airline genau vonstattengehen soll, will der AUA-Vorstand in "vier bis sechs Wochen", also im Oktober der Öffentlichkeit vorstellen, sagte Bierwirth. Dann soll klar werden, wie das Streckennetz und die Kapazitäten der AUA in Zukunft aussehen werden. Am Bordcatering durch Do&Co soll sich nichts ändern. Das Essen sei neben der Freundlichkeit und dem Oststrecken-Netz einer der drei Grundpfeiler der AUA. Bierwirths Vorstandskollege Malanik sprach von einem historischen Tag. Ziel des Managements sei es, wieder eine profitable Airline zu fuhren, "für die wir heute die Basis geschaffen haben".
Weiterer Personalabbau nicht ausgeschlossen
Weitere Sparmaßnahmen schloss die AUA-Führung nicht aus: "Der Weg wird steinig bleiben", sagte Bierwirth. Weder die Lufthansa noch das AUA-Management schlossen einen weiteren Personalabbau aus. "Sparen ist eine permanente Aufgabe, speziell im heutigen Umfeld", erklärten die Vorstände Andreas Bierwirth und Peter Malanik zu Fragen über weitere Sparpakete: Dem Vernehmen nach könnten bei der AUA über die bisherige Zielmarke hinaus bis zu 500 weitere Jobs wackeln.
Wichtig sei es nun, das Unternehmen wieder operativ positiv zu machen, "idealerweise in zwei bis drei Jahren", weil die AUA nach den Auflagen der EU erst dann wieder wachsen darf. "Wir müssen diesen Sektkorken, der da drauf ist, so schnell wie möglich beseitigen", so Bierwirth.
"Noch nicht entschieden"
Lufthansa-CEO Mayrhuber wollte am Donnerstag zu Sparplänen nicht ins Detail gehen: "Wenn wir uns entscheiden, die Fertigungstiefe zu reduzieren, werden wir das zu gegebener Zeit der Öffentlichkeit mitteilen. Mit "Fertigungstiefe" spielte er offensichtlich auf die monatliche Inspektion der Flugzeuge ("base check") an, die noch in der AUA gemacht wird (etwa 200 Beschäftigte). Die kurzfristigere Wartung dürfte jedenfalls in der Fluggesellschaft bleiben, die gründlicheren Wartungsvorgange sind ohnedies bereits ausgelagert. Die AUA-Führung soll nun Gespräche mit Flughafen und Personalvertretung anstreben, so Mayrhuber. Auch andere Tätigkeiten am Boden (Groundhandling) müssten "nicht unbedingt von AUA-Beschäftigten selbst durchgeführt werden", hieß es. Eine Vergabe nach außen sei aber nicht gewollt.
Aktuell hält die Airline bei 7.300 Mitarbeitern, mit den bisherigen Maßnahmen soll der Personalstand auf 6.500 sinken. Sollte die Lage schlimmer werden oder Gespräche über weitere Maßnahmen scheitern, könnten am Ende sogar nur 6.000 übrig bleiben.
EU genehmigte Fusion nur unter Auflagen
Die EU hatte die Fusion und die damit verbundene staatliche Millionen-Hilfe von 500 Millionen Euro nur unter Auflagen genehmigt. Auf Strecken zwischen Wien und Frankfurt, München, Stuttgart, Köln sowie Brüssel müssen Start- und Landerechte an Konkurrenten abgegeben werden.
AUA hat bereits drei Sparpakete geschnürt
Die seit Jahren defizitäre AUA hat in den vergangenen Monaten drei Sparpakete geschnürt: Auf Einsparungen von 50 Millionen Euro ab 2008 folgten im heurigen Frühjahr - mit der Verschärfung der Krise - Kostensenkungen von 225 Millionen Euro. Mittlerweile wurde ein weiteres "Nachhaltigkeitsprogramm" akkordiert, das den Abbau von rund 1.000 der aktuell 7.300 Stellen und einen Gehaltsverzicht von fünf Prozent auf die nächsten fünf Jahre vorsieht. Es soll zusammen mit Lufthansa-Synergien Ergebnisbeiträge von rund 300 Millionen Euro pro Jahr bringen.
166 Millionen für die AUA
Der Kaufpreis, den die Lufthansa für die AUA auf den Tisch legt, beträgt rund 166 Millionen Euro. Der deutsche Konzern hat den freien Aktionären - sie halten knapp 40 Millionen Aktien - 4,49 Euro je Aktie geboten, in Summe also rund 166 Millionen Euro. Der Großteil hat das Angebot auch angenommen und soll noch heute bzw. bis spätestens 23. September das Geld am Konto haben. Bis 9. September gilt noch eine Nachfrist - wer dann noch immer nicht akzeptiert hat, muss mit einem Squeeze-out rechnen, kündigte die Lufthansa-Führung an. Nach der heutigen Übertragung ist die Lufthansa über eine Zwischenholding im Besitz von mehr als 90 Prozent der AUA-Aktien. Wegen des nun zu geringen Streubesitzes hat die Wiener Börse am Mittwoch beschlossen, das Unternehmen aus dem ATX zu nehmen.
Die ÖIAG erhalt für ihren 41,56-Prozent-Anteil den symbolischen Betrag von 366.268.75 Euro (ein Cent pro Aktie) und einen Besserungsschein, für den - eher unwahrscheinlichen - Fall, dass sich die Lage der AUA drastisch bessert. ÖIAG-Vorstandsvorsitzender Peter Michaelis betonte am Donnerstag vor Journalisten zwar, man solle "die Hoffnung nie aufgeben", auf die Frage, wie realistisch dies sei, schwieg er aber. Und Mayrhuber meinte nur lachend, die Lufthansa wäre "nicht beleidigt, wenn wir nicht zahlen müssen".
"Haben AUA nicht verschenkt"
Michaelis wies neuerlich den Vorwurf zurück, die AUA sei verschenkt worden und dass der Verkaufsprozess auf die Lufthansa zugeschnitten worden sei. Er betonte, dass man für die AUA keinen besseren Partner hätte finden können. "Die Lufthansa übernimmt den Großteil der AUA-Lasten von insgesamt 1,5 Milliarden Euro", sagte er. Der Zuschuss von 500 Millionen Euro, den die ÖIAG leistet, sei eine gute Investitionen im Dienst der Eigenkapitalstärkung der AUA. Die Fakten ließen auch "keinen Raum für nachträgliche Verschwörungstheorien", nachdem mittlerweile auch die EU bestätigt habe, dass der Kaufpreis angesichts der Situation und der hohen Schulden dem Marktwert entsprice seit Jahresbeginn geschlittert ist, nicht für überbezahlt. Aber: "Wenn wir vor neun Monaten gewusst hätten, wie sich der Markt entwickelt, wären die Verhandlungen anders abgelaufen", sagte er.
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