Schüler verärgert

“Die Lehrer haben uns verraten”

Österreich
22.04.2009 11:54
Wochenlang haben sie ihre Solidarität mit den Pädagogen bekundet, sind immer wieder für sie auf die Straße gegangen. Doch jetzt, mit dem Kompromiss im Schulstreit, ist es mit der Freundschaft zwischen Schülern und Lehrern abrupt vorbei: Die Jugendlichen kündigen neue Streiks an, sie fühlen sich von den Pädagogen verraten, wie Klaus Baumgartner von der "Aktion kritischer Schüler" (kurz: AKS) gegenüber der "Krone" erklärte. Per Handy und Internet werden die "Streikkräfte" unter den Schülern bereits mobilisiert. So heißt es etwa in einem Ketten-SMS mit unbekanntem Urheber: "Am Freitag bleiben die Bänke leer!"

Kaum hatten sich Bildungsministerin Claudia Schmied und die Gewerkschaft auf einen Kompromiss im monatelang tobenden Schulstreit geeinigt, standen die Telefone bei den Schülervertretern nicht mehr still. Nach kürzester Zeit war klar: Am Freitag wird wieder gestreikt! Diesmal allerdings nicht für die Lehrer, sondern gegen sie. 

Zu Protest- und Streiktag am Freitag aufgerufen
Für Freitag haben AKS und SJ zu einem bundesweiten Schüler-Protest- und Streiktag aufgerufen. Philipp Lindner von der SJ erwartet in der Bundeshauptstadt "4.000 bis 5.000 Teilnehmer", österreichweit sollen es "über 10.000" sein. Aktionen sind laut Lindner und Baumgartner in Wien, in den Landeshauptstädten und teilweise auch in den Bezirkshauptstädten geplant.

"Lehrern geht es um eigenen Vorteil"
"Wir fühlen uns von den Lehrern verraten. Der Gewerkschaft geht es nicht um Verbesserungen im Schulsystem, sondern nur um den eigenen Vorteil", zeigt sich AKS-Sprecher Baumgartner schwer enttäuscht von den einstigen "Kampfgenossen", an deren Seite sie gegen zwei Stunden Mehrarbeit in der Klasse aufgetreten waren. 

"Das erzielte Ergebnis ist eine absolute Gemeinheit!", empört sich auch Matthias Hansy, Bundesobmann der ÖVP-nahen Schülerunion. Die Streichung der schulautonomen Tage wollen sich die Jugendlichen nicht gefallen lassen. Zumindest ein kleiner Trost dürfte für die Schüler sein, dass die ursprünglich als normale Schultage eingeplanten Dienstage nach Ostern und Pfingsten nun doch weiterhin unterrichtsfrei gehalten werden.

Elternvertreter sehen "typisches" Lehrerverhalten
Genau dieser Teil des Kompromisspakets zwischen Ministerium und Lehrern missfällt auch den Elternvertretern, wie Gerald Netzl im Gespräch mit der "Krone" erklärt: "Diese Streichung der schulautonomen Tage trifft die Schüler und die Eltern am stärksten." Auch dass die Eltern dazu gar nicht befragt worden sind, stößt auf Unverständnis, sei aber "typisch für den Umgang der Lehrer mit den Eltern".

Alles zum ausverhandelten Maßnahmen-Paket findest du in der Infobox!

"Am Freitag bleiben die Bänke leer!"
Für Aufregung sorgt derweil ein Ketten-SMS, das derzeit unter Schülern in ganz Österreich verschickt wird. "Sollten WIR Schüler unsere freien Tage wegen eines Streits zwischen Lehrer und Politiker nehmen lassen? Nein! Am Freitag, den 24. April 2009 bleiben die Bänke leer, für unsere Freizeit! Schickt diese SMS weiter durch Österreich." Sowohl AKS als auch Schülerunion streiten jede Verantwortung für die Aktion ab - wirklich ungelegen kommt sie ihnen wohl aber auch nicht.

Mit den Demos in dieser Woche soll der Höhepunkt des "Schülerstreiks" aber noch lange nicht erreicht sein: "Der Streik am Freitag wird erst der Anfang sein", so AKS-Sprecher Baumgartner kämpferisch.

von Doris Vettermann (Kronen Zeitung) und krone.at

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