Mandela ist 90
Ehemaliger Präsident Südafrikas feiert Geburtstag
Mandelas Name steht wie kein anderer für den Befreiungskampf der schwarzen Mehrheitsbevölkerung in Südafrika, für die Überwindung des Apartheidsystems. Fast 28 Jahre saß er in Kerkerhaft, die meiste Zeit in einer winzigen Zelle auf der Gefangeneninsel Robben Island vor Kapstadt.
Traum von einer "Regenbogennation"
Doch Rachegefühle waren ihm fremd. Vielmehr wurde er nach seiner Freilassung am 11. Februar 1990 zum Vorkämpfer für die Verständigung. Der weißhaarige Mann mit dem gütigen Lächeln verkündete die Schaffung einer "Regenbogennation", in der die Menschen ungeachtet ihrer Hautfarbe gleiche Rechte genießen sollten: "Südafrika gehört allen, die dort leben, Schwarzen und Weißen." Eine Vision, die mit der jüngsten ausländerfeindlichen Gewalt am Kap einen herben Rückschlag erlitt.
Als erster Präsident schwarzer Hautfarbe führte Mandela sein Land aus der Unterdrückung der von den weißen Herrschern errichteten Rassentrennung. Bis dahin war es ein langer Weg. Geboren wurde Mandela am 18. Juli 1918. Sein Jusstudium absolvierte er im Fernstudium. Mit seinem Freund Oliver Tambo gründete er 1949 die Jugendorganisation des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), der seit 1912 bestehenden ältesten Bürgerrechtsbewegung des Kontinents. Beide eröffneten 1952 die erste schwarze Anwaltskanzlei Südafrikas. Anfang der 1960er Jahre trat Mandela für den bewaffneten Kampf ein. 1964 wurde er deshalb zu lebenslanger Haft verurteilt - und während der langen Haft weltweit zum Mythos.
1994 zum Präsidenten gewählt
Nach seiner Freilassung 1990 setzte Mandela im ANC die Beendigung des bewaffneten Kampfes durch. Eine Regierung der nationalen Versöhnung bereitete das Land auf die erste freie Präsidentschaftswahl vor. Im Februar 1991 wurden wichtige Apartheidgesetze abgeschafft. Mit dem Friedensnobelpreis, den er sich mit Frederick de Klerk teilt, wurde 1993 sein Engagement für den friedlichen Übergang ausgezeichnet. Den Lohn für seinen lebenslangen Kampf erlebte Mandela im Mai 1994. "Wir haben unsere Freiheit zurückerlangt", kommentierte er den Sieg des ANC bei den ersten demokratischen Wahlen. Am 10. Mai 1994 wurde er zum Präsidenten gewählt.
Fünf Jahre führte Mandela die Geschicke seines Landes - eine Zeit, in der die Reformen für die Schwarzen nicht schnell genug gehen konnten und in der die Weißen voller Misstrauen ihre Privilegien schwinden sahen. Mit seiner Ausstrahlung überwand der Mann in den bunten Hemden rassistische Schranken und saß irgendwann sogar bei einem Rugby-Spiel, dem typischen "Weißen-Sport", auf der Tribune - wohl wissend um die symbolische Bedeutung des Sports. Im Juni 1999 gab Mandela das Präsidentenamt an Thabo Mbeki ab. Nach seinem Rückzug aus der Politik verschrieb Mandela sich dem Kampf gegen Aids, einem der drängendsten Probleme im südlichen Afrika. Sexuelle Gewalt, Aberglaube und eine umstrittene Gesundheitspolitik führten dazu, dass in Südafrika inzwischen 5,5 Millionen der 48 Millionen Einwohner mit dem HI-Virus infiziert sind, mehr als in jedem anderen Land der Welt. Auch Mandelas Sohn Makgatho starb 2005 an Aids. Mandela gründete eine Stiftung, die kostenlos Medikamente an Aids-Kranke verteilt.
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