Beklemmend

eXperience 112

Spiele
27.03.2008 15:09
"Wo warst du?" Lea blickt vorwurfsvoll in die Kamera, schließlich musste sie seit der letzten Begegnung mit dem Spieler - ergo mir - ein paar Stunden warten. Und Zeit zählt zu den Dingen, die Lea nicht im Übermaß zur Verfügung stehen, denn sie kann nur mit Hilfe des Spielers vorankommen - ist jedoch nicht direkt steuerbar. Dank dieses innovativen Konzepts ist "eXperience 112" eines der intensivsten Adventure-Erlebnisse der letzten Zeit.

Ein gestrandeter Forschungstanker, gähnende Leere, die Räume liegen im Dunkeln. Der Spieler entdeckt, dass er sich als Hacker erfolgreich in das Überwachungssystem des Schiffs eingeklinkt hat, als sich plötzlich etwas regt: Lea Nichols erwacht und sieht ihre Rettung in der blinkenden Überwachungskamera.

Zu ihrem Team gehört der Spieler nicht, also bewegt er die Kamera auf Leas Frage hin mit der Maus von links nach rechts und zurück - er schüttelt sozusagen virtuell den Kopf. Lea bittet den Gamer dennoch um Hilfe, auch wenn sie ihm nicht völlig vertraut und der Grund, warum alle bis auf die junge Frau verschwunden sind, daher vorerst im Dunkeln bleibt.

Wichtiger ist jetzt, eine geheimnisvolle Substanz namens Hydroxid-Oxydrin, mit der Experimente durchgeführt wurden, auf dem Tanker zu finden. Vor dem Spieler befindet sich der Grundriss des Tankers, darauf findet er sowohl Lampen als auch Überwachungskameras sowie Hinweise auf interessante Gegenstände und Maschinen. Um Lea, die nicht direkt steuerbar ist, zum gewünschten Ziel zu lotsen, knipst der Gamer eine Lampe an - sie bewegt sich immer in Richtung Licht. Um sie im Auge zu behalten und den Raum zu überblicken, aktiviert der Gamer dann eine oder mehrere Überwachungskameras der Umgebung.

Die indirekte Steuerung sowie Leas Ansprache an den Spieler führen zwar dazu, dass der sich bald als Teil des Games versteht, allerdings ist das ständige Herumklicken zwischen Lichtern und Kameraauswahl viel zu umständlich und die Protagonistin bewegt sich nur äußert schleppend vorwärts. Dass des Öfteren kleine Punkte auf dem Grundriss angeklickt werden müssen, damit Lea mit einem Gegenstand interagiert, nervt zusätzlich. Quasi als Ausgleich ist die Grafik eine Augenweide, Sprachausgabe und Sound unterstützen die düstere Stimmung aus dem Bauch des geheimnisvollen Tankers - die sich schleichend auf den Spieler überträgt.

Viele Räume lassen sich nicht auf den ersten Klick öffnen oder betreten, haufenweise Rätsel sind vorher zu bewältigen. So findet Lea zum Beispiel eine weibliche Leiche. Die will sie erstmal nicht angreifen, was der Spieler natürlich nicht erlauben kann. Überredet, findet sie den Namen der toten Forscherin heraus - um nun an deren Daten zu kommen, fehlt noch das Passwort für ihren Computerzugang. Ein Foto der Tochter der Verstorbenen trägt den Namen Mathilda - siehe da, schon hat der Spieler Zugriff auf Mails, Daten und vor allem einen Code, um in ein Labor zu gelangen. Nach diesem Schema bewegt sich Lea fort, während sich der Gamer mit Hilfe diverser Mitarbeiterzugänge durch unzählige Dokumente wühlt und so, auch mit Hilfe hübscher Render-Videos, langsam Licht in die Geschichte bringt.

Fazit: Größter Vorteil und zugleich größtes Manko von "eXperience 112" ist das innovative Spielkonzept. Während der Gamer von der verlassenen Lea - es kommt tatsächlich Mitleid und Verantwortungsbewusstsein für die Protagonistin auf - und der indirekten Steuerung ins Spiel gezogen wird, zerrt die Klickorgie an den Nerven. Außerdem geht trotz bis zu drei Bildern von Überwachungskameras oft die Übersicht verloren, was den Spielspaß erheblich trübt. Wer damit zurechtkommt und sich auf das Game einlässt, kann sich jedoch über eine spannende Story und ein erfrischend neues, intensives Spieleerlebnis freuen.

Plattform: PC
Publisher: Daedalic Entertainment
krone.at-Wertung: 78%

von Bernadette Geißler

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