Papst-Rücktritt

Diese Kardinäle haben Chancen auf die Nachfolge

Ausland
11.02.2013 17:33
Keine Kandidaten, kein Wahlkampf, keine Wahlversprechen: Das Konklave, bei der das Amt des Oberhauptes der römisch-katholischen Kirche vergeben wird, hat mit einer politischen Wahl nur sehr wenig zu tun, und der Ausgang ist meist eine große Überraschung. Einige Kardinäle gelten in Kirchenkreisen aber als besonders "papabile" - sprich: zum Papst wählbar. Darunter ist mit Christoph Schönborn auch ein Österreicher.

Auffällig ist allerdings, dass Benedikt XVI. beim vergangenen Konsistorium überraschend viele Italiener in das Kardinalskollegium berufen hat. Damit wird jene These unterstützt, dass nach einem polnischen und einem deutschen Papst ein italienischer folgen könnte.

Andererseits gibt es viele Repräsentanten der Weltkirche, die den Standpunkt vertreten, dass die Zeit reif sei für einen Papst aus der Dritten Welt. Schon deshalb, weil dort viel mehr Katholiken als etwa in Europa leben. Es gibt aber eine alte römische Weisheit, die besagt, wer ins Konklave als Papst einzieht, kommt als Kardinal wieder heraus. Also sind die Namen, die derzeit kolportiert werden, mit größter Vorsicht zu genießen.

Der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn (im Bild rechts oben) galt bereits 2005 als einer der Geheimfavoriten, nun könnte seine große Stunde schlagen. Der 67-Jährige hat nach den Skandalen um Kardinal Hans Hermann Groer und Bischof Kurt Krenn den Ruf eines Krisenmanagers, gilt aber auch als versöhnlicher und dialogfähiger Pragmatiker. Nach dem Rücktritt von Groer wurde er 1995 dessen Nachfolger. Er machte sich als Redaktionssekretär für den Katechismus der katholischen Kirche weltweit einen Namen, seine liberalen Aussagen zum Thema Homosexualität haben in der Kirche für Debatten gesorgt.

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Oscar Andreas Rodriguez Maradiaga (links oben) aus Honduras wurde zeitweise als aufgehender Stern der lateinamerikanischen Kirche gefeiert. Der 70-jährige Salesianer hat in Innsbruck Psychotherapie studiert, gilt als begeisterter Musiker und ist auch offen für ökumenische Fragen.

Der Erzbischof von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio (rechts unten), macht sich vor allem für sozial Schwache stark. Sollte der 76-Jährige zum Papst gewählt werden, wäre er damit der erste Jesuit in der Kirchengeschichte.

Leonardo Sandri, ebenfalls Argentinier, kam als Kind italienischer Eltern in Buenos Aires zur Welt und ist damit ein echter transatlantischer Brückenbauer. Von 2000 bis 2007 hatte der 69-Jährige den dritthöchsten Posten der Kirche als Stabschef des Vatikans inne. Er besitzt allerdings keine seelsorgerische Erfahrung und als Aufseher der Kirchen im Osten hat er nicht viel Macht in Rom.

Der Brasilianer Odilo Pedro Scherer (63) gilt als einer der stärksten Kandidaten aus Lateinamerika. Der Erzbischof von Sao Paolo, der größten Diözese im größten südamerikanischen Land, zählt in seiner Heimat zu den Konservativen, würde andernorts aber als gemäßigt durchgehen. Das rasante Wachstum der protestantischen Kirchen in Brasilien könnte gegen ihn sprechen.

Von den europäischen Kardinälen werden dem Italiener Angelo Scola (links unten) gute Chancen eingeräumt, die Nachfolge von Papst Benedikt XVI. anzutreten. Der 71-Jährige, seit 2002 Patriarch von Venedig, gilt als aufgeschlossen. Der Moraltheologe und Philosoph leitet seit 1995 die Lateran-Universität und das Päpstliche Institut für Ehe- und Familienstudien. Ins Kardinalskollegium wurde Scola 2003 aufgenommen.

Scolas Landsmann Angelo Bagnasco, 70 Jahre alt, ist Präsident der italienischen Bischofskonferenz. Der Erzbischof von Genua wurde im März 2012 vom Papst weitere fünf Jahre an der Spitze des italienischen Episkopats bestätigt und gilt ebenfalls als "papabile".

Mit 60 im Vergleich zu vielen Mitstreitern noch "blutjung" ist der Ungar Peter Erdö. Er ist seit 2003 Erzbischof von Esztergom-Budapest und damit auch Primas des Landes. 2006 wurde er zum Präsidenten des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen bestellt.

Von den afrikanischen Kardinälen werden dem Ghanaer Peter Kodwo Appiah Turkson gute Chancen eingeräumt, zum Papst gewählt zu werden. Der 64-Jährige ist Vorsitzender der nationalen Bischofskonferenz und Erzbischof von Cape Coast. Er gehört mehreren vatikanischen Kommissionen an, zu Hause setzte er sich für Entwicklung und Umweltschutz ein. Bei einer vatikanischen Synode zeigte er ein muslimkritisches Video und sorgte damit für Aufregung.

Timothy Dolan (62) ist die Stimme der US-amerikanischen Katholiken, seit er 2009 zum Erzbischof von New York ernannt wurde. Sein Humor und sein Schwung haben den Vatikan beeindruckt, dem es häufig an beidem mangelt. Die Kardinäle stehen einem Papst aus einer Supermacht jedoch skeptisch gegenüber, außerdem könnte seine kumpelhafte Art für einige zu amerikanisch sein.

Viel gehandelter Kandidat ist der Kanadier Marc Oullett (69). Er ist der Leiter der Bischofskongregation und hat sehr gute Beziehungen in der Kurie. Die starke Säkularisierung in seiner Geburtsregion Quebec könnte ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung machen.

Das Charisma von Luis Tagle wird oft mit der Ausstrahlung von Papst Johannes Paul verglichen. Der 55-Jährige von den Philippinen gilt als Vertrauter Benedikts, nachdem er mit ihm in der Internationalen Theologenkommission zusammengearbeitet hat. Er verfügt über viele Anhänger, wurde aber erst 2012 zum Kardinal ernannt - und jüngeren Kandidaten steht das Konklave meist skeptisch gegenüber.

Buchmacher: Schönborn-Quote liegt bei 1:25
Bei den britischen Buchmachern haben Kandidaten aus Afrika, Italien und Kanada besonders gute Quoten, berichtet die italienische Nachrichtenagentur für Spiele und Wetten, Agipro News. Die Wettquote für Kardinal Schönborn liegt bei 1:25. Laut den Buchmachern zeichnet sich ein enges Rennen zwischen dem Ghanaer Turkson, dem nigerianischen Kardinal Francis Arinzedem und dem Kanadier Ouellet ab.

Von den italienischen Würdenträgern hat Erzbischof Scola nach Angaben der Buchmacher gute Chancen, gefolgt von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, dem Zweithöchsten in der katholischen Kirchenhierarchie. Wetten werden auch über den Namen des nächsten Papstes abgeschlossen: Besonders gute Chancen haben demnach Peter, Pius, Johannes Paul und Benedikt.

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