"Legal erworben"
Gurlitt: “Freiwillig gebe ich nichts zurück!”
Er hat mit ihnen sogar gesprochen, sie waren seine einzigen Freunde, seine größte Liebe und sein Lebensinhalt, berichtet der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe. Gedanken über die Herkunft der Gemälde und Zeichnungen habe er sich nie gemacht, so der 80-jährige Sohn des bekannten Kunsthändlers Hildebrand Gurlitt. Für ihn seien sie immer nur das Vermächtnis seines Vaters gewesen.
"Ich bin doch kein Mörder, warum jagen die mich?"
Aus diesem Grund scheint Cornelius Gurlitt die ganze Aufregung und das große öffentliche Interesse an seiner Person nicht wirklich zu verstehen: "Ich bin doch kein Mörder, warum jagen die mich? Ich bin doch etwas ganz Stilles. Ich habe doch nur mit meinen Bildern leben wollen", erklärt Gurlitt in dem ausführlichen Interview.
Die Vorwürfe der Augsburger Staatsanwaltschaft - sie ermittelt wegen Steuerhinterziehung und Unterschlagung -, wonach die Werke teilweise Raubgut der Nationalsozialisten sein sollen, weist der 80-Jährige ganz klar zurück. Die Justiz und die Öffentlichkeit stellten nämlich "alles falsch dar". Sein Vater habe alles "rechtmäßig erworben". Cornelius Gurlitt kooperiert derzeit mit den Behörden. Danach hofft er aber, dass er seine Bilder zurückbekommt. Schließlich habe der "Staatsanwalt genug, was mich entlastet." "Freiwillig" werde er aber "nichts zurückgeben".
"Werke vor den Nazis und den Sowjets beschützt"
Schließlich habe er seit seiner frühen Jugend gemeinsam mit seinem Vater die Bilder beschützt. Zunächst davor, dass diese von den Nazis verbrannt werden. Und danach auch, als sie nach dem Zweiten Weltkrieg vor den Russen in Dresden fliehen mussten und die Werke bei einem Bauern versteckt hätten.
Doch so schnell wird wohl die Untersuchung des Falls nicht gehen. Laut Staatsanwaltschaft muss nämlich nun eine Expertengruppe die Herkunft von rund 970 Werken überprüfen. 380 davon könnten dem zugeordnet werden, was die Nationalsozialisten "entartete Kunst" nannten, bei 590 Werken muss überprüft werden, ob sie den rechtmäßigen Eigentümern während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgungsbedingt genommen wurden.
"Sie hätten warten können, bis ich tot bin"
Wohl auch aus diesem Grund meint der an einer Herzkrankheit leidende Münchner, der zeit seines Lebens als Einzelgänger unterwegs war und laut "Spiegel" über keine Krankenversicherung oder Pension verfügt - das einzige (stattliche) Einkommen bezog er aus dem Verkauf der Familiensammlung -, dass die Behörden noch ein wenig hätten warten können. "Die hätten doch warten können mit den Bildern, bis ich tot bin."
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