Klasse ohne Massen

Amy MacDonald live in Wien

Musik
12.03.2008 11:07
Alle waren sie da - eine Heerschar von österreichischen Musikproduzenten, echte Promis aus Sport und Wirtschaft, der Bundespräsident kam zu Fuß, die Ö3-Radio-DJs hatten sich sogar einen Reisebus gechartert. Stimmt leider nicht, es waren nur etwas mehr als 400 Fans, die zum ersten Österreich-Konzert des schottischen Musikwunders Amy MacDonald ins Wiener W.U.K. gepilgert waren. Aber sie wohnten der Entstehung eines Sterns bei, und eines ist fix: So kuschelig wird's beim nächsten Mal nicht.
(Bild: kmm)

In Großbritannien würden sich Musikliebhaber eine Hand abhacken, wenn sie die 20-jährige Singer/Songwriterin in so intimem Ambiente erleben könnten. Die gebürtige Schottin mit starkem Sprachakzent, aber irisch klingender Singstimme, tritt im Vereinigten Königreich zwar nicht in Stadien auf, vierstellige Zuschauerzahlen schafft sie mit ihrem Nummer-1-Album "This Is The Life" aber allemal.

Hierzulande haben Amy MacDonald bis dato nur findige Kenner im Dickicht an Newcomern aus Großbritannien als bodenständigste und vielleicht auch sympathischste Künstlerin aussortiert. Der breiten Masse blieb sie bis jetzt vorenthalten, denn im Formatradio ist offenbar nur Platz für eine andere britische Amy - obwohl die Schottin mit ihrer kehligen Stimme und den eingängigen Songs viel besser nach Österreich passen würde.

Sei's drum. Die 400 in Sachen Geschlecht und Alter bunt durchgemischten Fans feierten Amy MacDonald, die nach einem gut halbstündigen Vorprogramm des südaustralischen Sängers Liam Gerner, für eine Stunde ihr Debütalbum vorstellte. Die 20-Jährige war erst am Vortag für ein 5-Song-Set vor einer Horde von Plattenfirmenbossen nach London gejettet und hatte sich so schwer erkältet, dass der Auftritt in Wien sogar kurz gewackelt hatte. Mit einem Nachmittagsschläfchen ging dann aber das Fieber weg und Miss MacDonald konnte ihr Wien-Debüt voller Elan bestreiten.

Die Magie von "This Is The Life" machen neben dem von Folk, Country und Alternative Rock beeinflussten Sound zum größten Teil die Lyrics aus. Seit sie 15 ist, schreibt Amy MacDonald Songs und weiß ihre präsente, kehlige und - für eine so zierliche Frau wie sie es ist - unglaublich sonore Stimme gekonnt in Szene zu setzen. "Mr. Rock & Roll", "This Is The Life" oder "Poison Prince", ein Song über Babyshambles-Frontmann Pete Doherty, treiben die Vocals an. Bei "Run", einem Song, den sie auf Bitte ihrer Produzenten aufnahm, als das Album eigentlich schon fertig war, erkannte man baffe Gesichter im W.U.K., als sie so richtig los legte und mit kratziger Stimme an Bonnie Tyler - nur mit besserer Musik... - erinnerte.

Neben dem The-Killers-Cover "Mr. Brightside" servierte die 20-jährige Schottin mit einer Vorliebe für deutsche Autos, Computergames, britische Rockbands à la The Libertines und Elton John (!), auch einen neuen Song, den sie im knackigsten Schottenakzent als "Reifeprozess on the road" beschrieb. Was man da hören durfte, kann nicht ohne Folgen bleiben. Beim ihrem nächsten Österreich-Konzert wird es daher sicher 400 Zuschauer geben, die zufrieden sagen können: "Wir haben's damals schon gewusst."


Von Christoph Andert

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