Lokalaugenschein

Tourismusort Serfaus: „Überleben bis zum Neustart“

Tirol
04.02.2021 09:00

Null Corona-Fälle, aber still stehende Lifte und 7500 leere Gästebetten zum Start der Ferienzeit - mehr als viele andere Skiorte in Tirol liegt Serfaus im Koma. Im Tal der Tränen bleibt nur der Trost, dass es weitergehen wird.

Laufende Skilifte waren ein letztes Zeichen von Normalität, doch in dieser Woche bewegen sich nicht einmal mehr die Seilbahnen. In der Dorfstraße, sonst ein quirliger Ort bis in die Nacht, erledigen Einheimische vereinzelt ihre Alltagsgeschäfte. Abends ist es dann totenstill. „Da tut mir schon das Herz weh“, schnauft Après-Ski-Betreiber Stefan Patscheider mit dem Blick auf weiße Pisten und blauem Himmel. Noch im Herbst plante er mit 14 statt 24 Mitarbeitern, baute Tische und Trennwände ein. Nun hat er zwei Beschäftigte - in Kurzarbeit. Seine langjährigen einheimischen Beschäftigten „wollen buggeln“, nun erhalten manche das erste Mal in ihrem Leben Notstandshilfe.

Ein Millionen-Minus
TVB-Geschäftsführer Josef Schirgi begräbt jede Illusion, die rund 15.000 Betten der Region Serfaus-Fiss-Ladis noch mit Wintersportlern zu füllen. „Wir haben nur 3 Prozent Inländer“, verweist er auf den Hemmschuh der Reisewarnungen. Frühestens im Juli seien wieder Einnahmen zu erwarten. Mit einem Minus von 4 bis 6 Millionen Euro sei heuer zu rechnen. Erschwerend: Für die 32 TVB-Mitarbeiter gebe es kein staatliches Kurzarbeits-Modell. Ob die Saison vorbei ist? Schirgi verweist auf rund 300 kleinere Vermieter, die theoretisch auch im März aufsperren würden, große Hotels haben aber bereits die Reißleine gezogen.

Lifte sind zeitweise zu
Die Lage im Skigebiet ist trist: Rund 90 von 214 Pistenkilometer waren zuletzt offen, diese Woche entschloss man sich aber zur Schließung - zu wenig Einzugsgebiet bei Einheimischen. „Der Ausfall beträgt 98 bis 99 Prozent. Wie es danach weiter geht, wird in einem Gremium entschieden“, schildert Stefan Mangott von der Seilbahn Komperdell GmbH. Der Neubau der Hauptbahn (10er statt 6er-Gondel) wurde um ein Jahr verschoben. Etliche der 480 Mitarbeiter suchen sich bereits andere Jobs.

„Das ist ein Totalausfall“
Ganz schlimm erwischt hat es Patscheider Sport mit vier Standorten im Tal und auf dem Berg. 7000 Verleihskier und -schuhe harren der Gäste, ebenso riesige bereits bezahlte Lagerbestände. „Ein Totalausfall, existenzbedrohend“, sagt die junge Chefin Eva Patscheider. Dass sie 80 Menschen keine Arbeit mehr geben kann, sorgt für tage- und nächtelanges Grübeln. Ihr Motto vereint derzeit alle in Serfaus: „Überleben bis zum Neubeginn.“

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