Das freie Wort

Stoppt die Kriegsgewinnler

Sprit hat sich in Österreich seit Kriegsbeginn deutlich stärker verteuert als die Rohölpreise. Die Gewinn-Margen der Raffinerien haben sich dadurch gleich verdreifacht, stellten Österreichs Wettbewerbshüter fest. Dass sie trotzdem keine illegalen Absprachen fanden, ist leicht erklärt. Denn die Raffineriepreise für Treibstoffe entstehen nicht durch echten Wettbewerb, sondern orientieren sich an einem einzigen Maßstab: am Börsenpreis des Rotterdamer Produktenmarkts. Auf dieser Börse werden zwar nur winzige Mengen gehandelt (5 bis 9%), aber Europas Raffinerien tun so, als müssten sie jeden Liter Benzin und jeden Liter Diesel dort einkaufen. Ganz so, als wäre ein Cappuccino in ganz Europa genauso horrend teuer wie auf dem Markusplatz in Venedig. Nach Kriegsausbruch ist passiert, was an Börsen in Krisen oft passiert: Es gab keine echte Knappheit – diese wurde nur befürchtet. Das reichte, um die Börsenpreise steil nach oben zu jagen. Gäbe es diese Börsen-Bindung nicht, hätten sich heimische Autofahrer bei Diesel 11,40 und bei Benzin 12,60 Euro pro 50-Liter-Tank erspart. In Österreich halten sich die Raffinerien laut Bundeswettbewerbsbehörde noch strikter an diesen Börsenpreis, anders als in Deutschland. Österreich muss diese Börsen-Bindung schleunigst lockern und auch prüfen, wie schnell und stark die Rotterdamer Preissenkungen bei uns spürbar sind. Europaweit ist dieses ganze Börsenpreis-System zu überdenken. Zu hohe Spritpreise zum Vorteil großer Konzerne schaden allen. Sie befeuern die Teuerungsrate, setzen so eine Kostenlawine in Gang. Alles, was an der Inflationsrate hängt, wird automatisch teurer (Kanalgebühren, Mieten, Pensionen etc). In der Folge steigen die Löhne, was zu mehr Kündigungen führt. Armut, Verteilungskämpfe und soziale Konflikte sind vorprogrammiert.

Mag. Lydia Ninz, per E-Mail

Erschienen am Mo, 29.8.2022

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