Das freie Wort

Politik muss umdenken

Die politische Landschaft ist im Umbruch. Die letzten Wahlen zeigen sowohl in den Ergebnissen als auch in der Beteiligung, dass massive Veränderungen ablaufen. In Oberösterreich zieht mit der MFG eine reine Protestpartei in den Landtag, und in Graz wird die Kommunistische Partei zur stimmenstärksten Partei. Beide Wahlgewinner eint, dass kein umfassendes Wahlprogramm die Wähler überzeugt hat, sondern ihre Proteste und Anliegen gehört wurden. Bei der Bürgermeister-Stichwahl in Linz lag die Wahlbeteiligung unter 30 Prozent, und bei unserem Nachbarn Deutschland gelingt einem farblosen Kanzlerkandidaten trotz seiner bis vor wenigen Monaten am Boden liegenden Partei der Wahlsieg. Völlig überraschend finden im Zuge der Regierungskrise der letzten Tage Grüne, SPÖ, FPÖ und Neos zusammen und bereiten den gemeinsamen Misstrauensantrag gegen den Bundeskanzler vor. Der freiwillige Rückzug des Kanzlers verhindert diesen bis dahin kaum denkbaren Schulterschluss. Politik funktioniert nicht mehr nach den üblichen Mustern und Ritualen. Die Wählerschaft ist in Bewegung, und die Distanz zu den etablierten Parteien wird zunehmend größer. Doch diese verbleiben weiter im Lagerdenken, das aus dem Vorgestern stammt. Weder eine links noch rechts stehende Partei wird mit diesem antiquierten Denken die anstehenden gesellschaftlichen Herausforderungen bewältigen. Und der Bürger erkennt immer öfter, dass sein Engagement nur am Wahltag erwünscht ist. Vollmundige Versprechen, mehr auf die Menschen zu hören und diese aktiv einzubinden, sind nach geschlagener Wahl vergessen, und die Parteizentralen leben weiter in ihren Elfenbeintürmen und Themenblasen. Die Wähler richten ihr Wahlverhalten daher immer öfter ausschließlich auf Personen, selbst wenn hinter diesen kein Programm oder keine Vision steht. Bleibt nur zu hoffen, dass die Parteien endlich aufwachen und wieder näher zu den Menschen rücken. Denn nicht jeder sich der Wahl stellende Kandidat ist integer, demokratisch gesinnt und bereit, die gegebenen Versprechen nach erfolgreicher Wahl auch wirklich einzulösen.

Franz Peer, Linz

Erschienen am Mi, 20.10.2021

Kommentare

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Weitere Leserbriefe
16.11.2025Datum auswählen
Tier-Katastrophe: Mercosur lässt grüßen!
Die Radio-Nachrichten beginnen seit Jahren immer mit der Situation in der Ukraine! Wieder jede Nacht russische Raketen und Drohnen auf Kiew und ...
Josef Blank
Mut und Tempo zu echten Reformen!
Ich finde es enttäuschend, dass die Landeshauptleutekonferenz im steirischen Schloss Seggau kaum konkrete Ergebnisse gebracht hat. Geschätzte ...
Ingo Fischer
Lebendtiertransporte
Und schon wieder verenden unschuldige Tiere an der türkischen Landesgrenze aufgrund von bürokratischen Lächerlichkeiten. Wie lange will man dieses ...
Eveline Schauer
Regierungsarbeit
Die FPÖ hat laut Umfragen zur Sonntagsfrage in etwa bereits so viel Zuspruch wie die beiden Regierungsparteien ÖVP und SPÖ zusammen. Anstatt die ...
Mag. Martin Behrens
Gender-Irrsinn
Wenn man derartige Artikel lesen muss, dann wird unsere Generation ganz unsicher, welches Geschlecht unsere Kinder haben. Es war einfach klar, bis ...
Dagmar Junker
Budgetbelastung durch Pensionen?
Meine Meinung zum Leserbrief von Hrn. Günter Pock ist, dass er genau das schreibt, was die meisten von uns denken.
Elfriede Edler
Dirndl oder Bua?
Sechs Möglichkeiten für die Angabe des Geschlechts stehen Eltern im Formular bei Anmeldung von Mädchen und Knaben in der Volksschule Absdorf (NÖ) zur ...
Haribert Isepp
Bablers lustige Reisekosten
Die Übergabe einiger (extrem wichtiger) Notenblätter durch Vizekanzler Andreas Babler in New York sorgte für Aufregung. Babler wollte die Kosten ...
Gerhard Forgatsch
„Welcher Weg ist der richtige?“
Ein Bericht in der Samstag-„Krone“ zeigt beeindruckend die gegenwärtige globale Energiepolitik. Unter „Chinas langer Öko-Marsch“ lesen wir über den ...
Alexander Neumann
Rücktritt von Mahrer
Ich begrüße den Rücktritt Mahrers. Das ändert aber nichts an unserem politischen Selbstbedienungsladen für die, die am Trog sind. Allerdings: Einen ...
Gertrude Heistinger
Krisenkommunikation
An zwei nachstehend angeführten Beispielen ist erkennbar, dass Krisenkommunikation nicht gerade zu den Stärken in diesem Bereich zählt. Die ...
Franz Peer
Weltklimakonferenz
Angesichts der weltweiten Auswirkungen des Klimawandels beraten die Abgesandten der Teilnehmerländer in Belem, wie unser Umgang mit der Erde ...
Wolfgang Ertl
Heuchler-Konferenz
Zurzeit findet das größte Heuchler-Treffen der Welt, auch Klimakonferenz genannt, mitten im zum Teil niedergesägten „geschützten“ Regenwald in ...
Alexander Platzer
Warum nicht in der Wüste?
Ist von diesen gescheiten Klimaschützern keiner auf die Idee gekommen, anstatt im Amazonasgebiet Tausende Quadratkilometer Natur zu vernichten, ...
Gerhard Holper
Zwei Milliarden Euro Rücklagen
Nach dem Gehaltsplus von 4,2 Prozent und den Turbulenzen rund um die Gehaltserhöhungen von bis zu 60 Prozent für die Spitzenfunktionäre ist Mahrer ...
Robert Kindl
Postenvergabe
Bin schon sehr gespannt, welche Belohnung auf Herrn Mahrer nach seiner Professorentitel-Verleihung noch wartet. Entsorgung nach Brüssel zu den zwei ...
Bernhard Radhuber
WKO-Desaster
In Österreich muss immer erst ein Skandal passieren, danach werden großspurig Veränderungen versprochen. Unser Ankündigungskanzler fordert wieder ...
Herbert Platzer
Reform der Wirtschaftskammer
Die Struktur der Wirtschaftskammer kann nicht verschlankt werden. Wo soll die ÖVP sonst ihre Günstlinge unterbringen? Die SPÖ hat zu diesem Zweck die ...
DI Bernd Nußmüller

Voriger Tag
16.11.2025Datum auswählen
Nächster Tag
Kostenlose Spiele
Vorteilswelt