So weit, so (nicht) gut. Bildungsminister Faßmann erlässt den Maturakandidaten die Absolvierung der mündlichen Reifeprüfung. Diese eher vorschnelle Entscheidung des Bildungsministeriums wird nicht von allen mit Zustimmung quittiert. Mehr als ein Drittel der angehenden Maturanten wünschen sich, auch bei mündlichen Examen ihre Reife auf eloquente und überzeugende Weise unter Beweis stellen zu können, um sich so ihre „Vollwertmatura“ auch richtiggehend zu verdienen. Apropos, „Matura/maturitas/maturare“ hat mit „Reife/reifen/reif werden“ zu tun. Ist ein Schüler nach 12 bzw. 13 Schuljahren nicht ohnehin reif für höhere Aufgaben? Mitnichten, der Reifegrad vieler Maturanten genügt nicht annähernd den Anforderungsprofilen der Hochschulen. Immer mehr Unis lassen sich auf das mittlerweile wenig aussagekräftige staatliche Reifeattest Maturazeugnis bzw. Berufsreifeprüfungszeugnis/Lehre mit Matura gar nicht mehr ein und legen eigene Aufnahmetests fest. Einerseits produzieren die von der Bildungspolitik, Wirtschaftsbund, BFI und Volkshochschulen gepushten Beschulungsoffensiven seit Jahren eine exorbitant hohe Zahl an jungen Menschen mit Hochschullegitimation, andererseits entziehen diese dem Arbeitsmarkt viele der so eminent wichtigen jungen, vielversprechenden Lehrlinge und Facharbeiter und gefährden damit auf Sicht das Funktionieren der Wirtschaft. Kurzum, es bedarf einer Neuausrichtung. Nach Bewältigung der Herausforderungen rund um das Coronavirus sollten wir die Zugangskriterien für Unis und Hochschulen neu denken. Auch wenn unpopulär, so sind standardisierte Zentralmaturaprüfungen ein unverzichtbares probates Instrument der Messung schulischer Reife. Allerdings, der Aufreger Mathematik als Reifeprüfungsmaterie sollte sich nur noch in technisch-berufsbildenden höheren Schulen (HTL) finden. Also doch Matura light.
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