Das freie Wort

Das Dilemma der SPÖ

Den katastrophalen Wahlergebnissen muss eine innerparteiliche Bestandsaufnahme mit Reform und Neuausrichtung folgen. Ist die SPÖ dazu nicht bereit, versinkt diese verdiente und einst so stolze Bewegung in der Bedeutungslosigkeit oder verschwindet ganz aus der politischen Landschaft. Vorrangig gilt es die Frage zu beantworten, warum jemand die Sozialdemokratie wählen soll. Diese einfache, jedoch entscheidende Frage wird weder diskutiert noch überzeugend beantwortet. Es war die Gemeindebauwohnung, der sichere Arbeitsplatz oder sonstige wohlwollende Zuwendung, die den Wähler einst an diese Partei band. Das hat sich, bedingt durch gesellschaftliche Veränderungen und globale Umwälzungen, überlebt. Solidarität, einst verbindender Überbegriff, ist zur Worthülse verkommen. Der Wettstreit um die besten Ideen und zukunftstauglichen Visionen wird nur zögerlich aufgenommen oder bedingt durch beharrende, veränderungsunwillige Funktionäre abgedreht, oftmals auch in ergebnisoffene endlose Arbeitskreise abgeschoben. Neue Parteivorsitzende werden zwar mit großen Mehrheiten gewählt, jedoch nicht alle Funktionäre fühlen sich verpflichtet, diese dann mit voller Kraft zu unterstützen und bestmöglich zuzuarbeiten. Immer wieder flackern Flügelkämpfe auf und werden in der Öffentlichkeit ausgetragen. Versuche, diese unsäglichen Vorgänge beizulegen oder zumindest intern in den dafür vorgesehenen Gremien zu führen, scheitern an der Illoyalität und mangelndem Teamgeist mancher profilierungssüchtiger Parteifunktionäre. Sträflich vernachlässigt wurde und wird die vorausschauende systematische Nachwuchsarbeit, was zu einer immer dünner werdenden Personaldecke und Überalterung in allen Ebenen führt. Das dadurch ausgedünnte Funktionärsnetz verunmöglicht die direkte Kommunikation mit den Bürgern, und das oftmals beschworene Reden mit den einfachen Menschen ist nicht mehr möglich. Das wäre aber Voraussetzung, um Wahlen zu gewinnen. Nicht die letzten Monate vor der Wahl entscheiden über Erfolg oder Absturz. Es gilt, dem Bürger zuzuhören, seine Anliegen ernst zu nehmen, in die Bewegung zu tragen und Antworten zu geben. Dazu braucht es Menschen, die sich nicht mit Ausreden zufriedengeben und Misserfolge irgendwie schönreden oder durch Worthülsen das Aus-der-Zeit-gefallen-Sein zu erklären versuchen. So gesehen sind die desaströsen Wahlergebnisse der SPÖ logisch und vorhersehbar. Es ist, sollte es nicht endlich das notwendige innerparteiliche positive Erdbeben zur Veränderung geben, bereits die Vorbereitung der nächsten Wahlschlappe mit anschließendem Überlebenskampf.

Franz Peer, Linz

Erschienen am Fr, 29.11.2019

Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Weitere Leserbriefe
navigate_before
today

So., 28. Apr. 2024

arrow_drop_down
navigate_next
  • Helmut Speil

    Eintrittsgeld

    Venedig, eine wunderschöne und sehenswerte Stadt, verlangt nun 5 Euro Eintritt, um dieses Juwel noch lange Zeit zu erhalten. Doch erboste Nebochanten ...
  • Karl Aichhorn

    Sollen wir jubeln?

    Sollen wir jubeln und in Euphorie schwelgen, wenn jetzt „endlich“ der US-Senat grünes Licht für Waffenlieferungen in zig Milliardenhöhe für die ...
  • Gerda Lohnauer

    Längere Öffnungszeiten

    Es gibt keine zusätzlichen Arbeitsplätze bei längeren Öffnungszeiten. Abgesehen davon bekommt man im Handel kein Personal, schon gar nicht für ...
  • Heinz Vielgrader

    Kauflustige Touristen

    Auch wenn die Marxisten noch so dagegen schreien, der Vorstoß für geöffnete Einkaufssonntage ist zu begrüßen. Überhaupt jetzt in unserer angespannten ...
  • Franz Köfel, Ex-UN-Soldat

    Gazastreifen

    Im Rahmen meines UN-Einsatzes am Golan war es für mich kein Problem, wie angeordnet, dort unparteiisch und sachlich zu agieren. Auch nach dem ...
  • Monika Wurzenberger

    Klimakleber

    Die Klimakleber melden sich zurück. Absurderweise ist es jetzt wohl wieder warm genug. Der Klimawandel war dann über den Winter auf Urlaub. Ich hege ...
  • Oberst i.R. Kurt Gärtner

    Gedanken über die Sicherheit Österreichs

    Österreichs Sicherheit hängt von fünf Faktoren entscheidend ab. Die militärische Sicherheit wird von der NATO stark beeinflusst, da sie die ...
  • Peter Klatzer

    Sky Shield & Neutralität

    Die negativen Lesermeinungen zu diesem Thema dürfen nicht unwidersprochen bleiben! Sky Shield ist ein Abwehrsystem und entspricht sehr wohl der ...
  • Paul Glattauer

    ÖVP warnt vor Öxit mit Kickl

    EU-ÖVP Spitzenkandidat Lopatka und Bundeskanzler Nehammer schießen sich auf FPÖ-Chef Kickl ein, unter dem Slogan „Öxit kommt unter Kickl sicher“. ...
  • Ing. Hans Peter Jank

    Trauerspiel

    Es ist Wahlkampf, Politiker reißen sich um TV-Auftritte, mit einem gut bezahlten Gefolge ziehen sie durch die Lande und versprechen dem Wahlvolk das ...
  • Peter Blaschek

    „Wien, Wien, nur du allein“

    In Wien leben ziemlich genau 21% der Bevölkerung von Österreich, aber 75% aller Asylwerber im Land. Warum ist das so?Das liegt ganz klar auf der ...
  • Christian Uhl

    Julia Herr versus Mark Mateschitz

    Mateschitz jun. zahlt jährlich rund 500 Millionen Euro Steuern hier in Österreich! Entsprechend schafft und sichert er Arbeitsplätze, die wiederum ...
  • Friedrich Engelmann

    E-Autos

    Hier wurde alles falsch gemacht. Diese Autos müssten völlig neu konzipiert werden. Viel kleiner, viel leichter. Ein SUV mit E-Motor ist Unsinn. Die ...
  • Dr. Ewald Maurer

    Inflationsrate und Russengas

    Österreich hat mit 4,1% die dritthöchste Inflationsrate. Im Euroraum beträgt die Teuerung 2,4%. Selbst der Dauerpleitestaat Italien hat nur 1,2% ...
  • Walter Heugl

    Schrottpresse

    Dass Fahrzeuge von Extrem-Rasern beschlagnahmt werden können, finde ich gut, sehr gut! Aber die größte Strafe wäre wohl, wenn das „geliebte ...
navigate_before
today

So., 28. Apr. 2024

arrow_drop_down
navigate_next



Kostenlose Spiele