Das freie Wort

Des Sparers Fluch und des Schuldners Segen!

Die Politik, welche die EZB unter der Führung von Mario Draghi in den letzten Jahren an den Tag legte, bewirkte eine gewaltige Umverteilung von Geldern weg von den fleißigen Sparern hin zu den Schuldnern. Während Sparer seit Jahren jährlich reale Verluste ihrer Guthaben mit ansehen müssen, jubeln Kreditnehmer über immer tiefere Zinsen. Ob die dahinter stehenden Lenkungseffekte nun tatsächlich greifen, sei dahingestellt. Manche Sparer werden angesichts der Nullzinsen wahrscheinlich wirklich mehr konsumieren, andere werden eventuell sogar mehr sparen, und ob Kreditnehmer die niedrigere Zinsbelastung in den Konsum investieren oder für höhere Rückzahlungen nutzen, sei ebenfalls dahingestellt. Ob andere Maßnahmen wie negative Einlagenzinsen für bei der EZB geparkte Gelder die Banken dazu bringen werden, mehr Kredite zu vergeben, ist ebenfalls eher unwahrscheinlich. Zahlreiche neue Bestimmungen wie Basel oder HIKrG verhindern die leichtfertige Vergabe von Krediten, aber auch ohne diese würden Banken keinesfalls durch die erwähnten EZB-Maßnahmen das Risiko erhöhen. Bleibt nur noch die Wiederaufnahme der monatlichen Anleihenkäufe durch die EZB. Diese bringt den Banken gewaltige Kursgewinne, weil die erworbenen Anleihen durch die sinkenden Zinsen höhere Kurse aufweisen, und nun nimmt ihnen die EZB auch noch das Risiko der Nichttilgung am Laufzeitende. Eben dieses Bonitätsrisiko trägt nun die EZB alleine. Sollte die EZB nun beginnen, die Zinsen zu erhöhen, so würde sie sich ihr eigenes Grab schaufeln. Hätte ich persönlich einem schwachen Schuldner privat Geld geliehen, so würde ich ihn, wenn ich die Zinsen erhöhen würde, ja auch in wirtschaftliche Turbulenzen stürzen. Langfristig wird die EZB-Politik den Euro schwächen und somit den Dollar stärken, Trump wird darauf mit Zöllen auf europäische Produkte reagieren. Wenn dann ein schwacher Euro über höhere Importpreise die Inflation zum Steigen bringt, sitzt die EZB in der Falle!

Mag. Harald Fuchs, Leonding

Erschienen am Mo, 16.9.2019

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