Macho-Kombi

Chrysler 300C Touring: Starke Schaukel

Motor
14.01.2009 13:35
Mächtig steht der Chrysler 300C da, genauso mächtig wie die Krise, in der der Konzern steckt. Kann es an diesem muskelbepackten Designstück liegen? Antwort: Nein, die Verkaufszahlen steigen. Allerdings würde sich der 300C noch besser verkaufen, wenn er durch und durch halten würde, was das starke Design verspricht.
(Bild: kmm)

Er ist ein echter Hinschauer, der 300C Touring. Die Männer lassen sich von der herrschaftlich-bulligen Front beeindrucken und vom Muscle-Car-Auftreten, das er an den Tag legt. Dabei wird die Karosserie nach hinten so schlank, dass die gut fünf Meter Gesamtlänge kaum auffallen. Durch die schießschartenartigen hinteren Seitenscheiben bekommt der Ami erst recht etwas Burghaftes. Frauen stehen auf dieses beschützende Element.

Starker Auftritt, kraftvoller Antritt
Auch der Sound des V6-Diesels im Testwagen überzeugt mit sattem Volumen und passt sehr gut zum kraftvollen Auftritt. Und Antritt, denn es sind weniger die 218 PS aus 3 Litern Hubraum, die zur Soundkulisse das entsprechende Fahrerlebnis bieten, sondern vor allem 510 Nm Drehmoment über den Drehzahlbereich von 1.600 bis 2.800 U/min. Die Kraft geht an die Hinterräder, übrigens serienmäßig 18-Zöller. In 7,9 Sekunden wuchten sich die zwei Tonnen Lebendgewicht bei vollem Tritt aufs Gaspedal auf 100 km/h. Wobei der Motor auch noch ein deutliches Zögern der Automatik beim Anfahren aufzuholen hat. Als Höchsttempo gibt Chrysler 227 km/h an. Sehr beeindruckend ist das erlebte Überholprestige. Und sogar Sparen beherrscht der Diesel, zwischen 9,5 und gut 11 Liter habe ich gebraucht.

Schnelles Autobahnreisen ist das Metier des 300C, gerne auch mit viel Gepäck, fasst der Kofferraum doch 630 bis 1600 Liter. Bei schnellerem Tempo ist nur mehr ein Rauschen zu hören, alles andere wird durch meterdicken Stahl abgehalten; so ist jedenfalls der Eindruck. Umso besser, denn so hat man besonders viel von der akustisch wuchtigen Boston-Stereoanlage samt Sechsfach-CD-Wechsler.

Wenn er nicht so schaukeln würde...
Was mir allerdings weniger gefällt, ist das Fahrverhalten dieses Ami-Schiffes. Es schaukelt sich durch die Lande, sehr weich und entsprechend schwerfällig, in Kurven mit starker Seitenneigung. Die Lenkung ist gefühllos und fällt sonst durch das riesige Lenkrad auf. Das Heck hat Anflüge von Seitwärtspendeln, wie man es von alten Amischlitten kennt.

Billigstes Plastik, aber tolle Ausstattung
Bei aller Großzügigkeit im Innenraum hat man doch kräftig gespart: an den Materialien. So viel billiges Plastik hat so ein schönes Auto nicht verdient, schließlich sollte es Luxus nicht nur nach außen zeigen, sondern auch nach innen. Doch schon alleine die Tachoeinheit lädt eigentlich nur zum Wegschauen ein, sie wirkt, als hätte jemand eine Abdeckung abmontiert. Zum Innenspiegel führen zwei unabgedeckte Kabel. Warum die Verkleidung der hinteren Türen dunkler ist als die der vorderen, ist mir schleierhaft. Die Bedienung der Mittelkonsole samt Navigationssystem ist umständlich, das Navi unübersichtlich, die Hupe verlangt nach sehr kräftigem Druck. Die Sitze sind zwar echte Sessel, bieten aber nicht die Spur von Seitenhalt. Außerdem piepst der Gurtwarner schon, wenn man nur die Zündung einschaltet. Nur die Analoguhr in der Mitte wirkt edel.

Luxus steckt dagegen in der Serienausstattung: Sechs Airbags, ABS, BAS, ASR, ESP, Niveauregulierung an der Hinterachse, beheizte Außenspiegel, elektrisch verstellbarer Fahrersitz, Zweizonenklimaautomatik (war im Test leider schwer zu regulieren), Tempomat, Parksensor hinten (wie im Mercedes) und die beste Lenkradverstellung, die ich seit Langem gesehen habe.

Fazit:
Für 52.000,-- Euro bekommt man viel Auto. Leider spart Chrysler an Stellen, die richtig auffallen – und das schreckt viele Käufer, die so viel Geld in die Hand nehmen wollen, schlicht ab. Mit ein bisschen Feinschliff wäre der 300C richtig gut, so wird leider viel Potential verschenkt.

Stephan Schätzl

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(Bild: kmm)



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