Reinheit lautet zwar das Thema der Jahresausstellung im Kunstverein, den Heiligenschein setzt sich Séamus Kealy zur Weihnachtszeitdeshalb aber noch lange nicht auf. Ganz im Gegenteil, das ganze basiert nämlich auf einer "Schnapsidee": "Wir hatten letztes Jahr am 8. Dezemberzu Maria Empfängnis ein Fundraising Dinner unter dem Motto ,immaculata conceptio’ (unbefleckte Empfängnis). Da kam mir die Idee, das Thema Reinheit künstlerisch aufzugreifen", so der Direktor.
In der Ausstellung geht es aber nichtum die religiösen Aspekte, vielmehr sollten sich die Künstler überlegen, inwiefern die Begriffe Reinheit und Makel, Vollkommenheit und Unvollkommenheit, Perfektion und Imperfektion eine Rolle in ihren Arbeiten spielen. Aus insgesamt 94 Einreichungen wählte das Kuratorenteam rund um Tina Teufel, Karolina Radenkoviã und Gerold Tusch 17 Positionen aus, die interessante aber durchaus auch überraschenden Auseinandersetzungen zu "Reinheit in der Unvollkommenheit" liefern.
Gertrud Fischbacher hat sich bei ihrer Reise nach Norwegen eigentlich zum Ziel gesetzt die wunderbaren Landschaften in Halsn¸y in vollkommen perfekten Bildern einzufangen, allerdings machte ihr die Technik einen Strich durch die Rechnung. "Beim Zurückspulen des Films haben sich auf den Negativen Kratzspuren eingeschrieben und somit die ungewollte Imperfektion eingeschlichen. Natürlich war ichzuerst enttäuscht, letztendlich machen aber gerade erst diese Fehler, die der Zufall herbeiführte, das Resultat spannend!"
Ganzbewusst beschäftigt sich hingegen Alexandra Baumgartner, die diesjährige Förderpreisträgerin,mit Imperfektion, Unvollkommenheit und den psychischen Abgründen des Menschen. Sie präsentiert mit ihrer Arbeit "Introspection" eine auf den ersten Blick scheinbar makellose alte Kleiderpuppe. Erst wenn man genauer hinschaut, offenbart sich auf einer Fotografie im Hintergrund, die wie eine Art Spiegel funktioniert, ihr durchlöcherter Rücken.
Apropos Rücken: Diesen kehren viele ihren Partnern schon nach der ersten Verliebtheit. Was bleibt sind Erinnerungen, die aber allmählich auchverschwinden. Genau mit diesen romantisierten und idealisierten Erinnerungen setzt sich Christiane Peschek in "Constant Spring" (Ewiger Frühling) auseinander. Die emotionale Distanzierung spiegelt sich in Fotos wider, auf denen derVerflossene nur noch als Fragment erkennbar ist, bzw. entdeckt man, umnebelt vom Körperduft der Künstlerin, unter einer kleinen Glaskuppel einen Hautfetzen des Ex. "Nur keine Sorge, der ist nicht echt", gibt Peschek Entwarnung. In Zeiten, in denen man sich das Verliebtheitsgefühl schnell mal übers Smartphone holt, ist so eine greifbare und realeAuseinandersetzung durchaus eine willkommene Abwechslung.
Zum Innehalten in einer von Textmeeren und Datenströmen überfluteten Welt lädt auch Ulrich Nausner ein. Der Förderpreisträger des Landes 2016 zeigt im Kabinett unter dem Titel "blank" Text-Bild-Muster. Erkopiert alle Textfluten, die er zu einem Wort im Internet findet in Miniformat auf A5 Blätter. Dabeigeht es ihm aber nicht um die Inhalte, sondern die Vagheit der Botschaft und die Schönheit des Rätselhaften.
Tina Laske, Kronen Zeitung
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