
Europa bleibt auch in Zukunft Erstziel für Zuwanderung aus immer mehr Teilen dieser Erde. Die Gründe sind vielfältig: Bevölkerungswachstum, Jugendüberhang, keinerlei Aussichten auf Jobs, Klimawandel sowie die Attraktivität europäischer Wohlfahrtsstaaten stehen ganz oben. Zig Millionen Menschen stehen in den Startlöchern und planen, sich auf den Weg zu machen.
Allein der Blick auf demografische Entwicklungen (Quelle: Studie der Nahostexpertin Karin Kneissl) in der sogenannten MENA-Region (Naher Osten und Nordafrika) sowie Subsahara (dazu zählen 49 der 54 Staaten in Afrika) sagt alles: Dort wird die Bevölkerung aufgrund immer besserer medizinischer Versorgung stark anwachsen, um nicht zu sagen explodieren, die Arbeitsmarktsituation hingegen stagnieren. Auszüge aus der Studie:
Fehlende Jobs erhöhen Migrationsdruck auf vor allem junge Männer
In der MENA-Region bräuchte es bis zum Jahr 2020 bis zu 60 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze. Die fehlende Aussicht auf Jobs wird vor allem bei jungen Männern im Alter von 18 bis 30 Jahren den Migrationsdruck verstärken und dazu führen, dass sie ihre Heimat verlassen. "Wenn sich nur zehn Prozent der jungen Männer aus diesen Staaten auf den Weg machen, sind das bereits drei Millionen Migranten", nennt Karin Kneissl konkrete Zahlen.
Auch aus der Türkei werden viele gen Europa aufbrechen
Größere Fluchtbewegungen werden auch aus der Türkei erwartet. Die Gründe: politisches Chaos und der damit verbundene Einbruch der Tourismuswirtschaft. "Aufgrund familiärer Verbindungen in Deutschland, Österreich und den Niederlanden könnten sich diese Menschen leichter und rascher in Bewegung setzen als Arbeitssuchende aus den MENA-Staaten", heißt es.
Allein in Sahelzone bis 2050 bald 340 Millionen Einwohner
Auch aus Subsahara-Afrika ist mit mehreren Millionen Migranten zu rechnen. Der Bevölkerungsanstieg allein in der Sahelzone bis 2050 wird von 135 auf 340 Millionen betragen. Innerafrikanisch sind bereits zwölf Millionen Menschen auf Wanderschaft. Kneissl: "Sie können sich aber zunehmend in Richtung Europa begeben." Wesentlich höher ist die Zahl jener, die bereit sind, zu migrieren (siehe Grafik).
Niedriger Erdölpreis wird zu Massenentlassungen führen
Nicht zuletzt ist auch aus den arabischen Golfstaaten mit Zuwanderung zu rechnen. Warum? Der niedrige Erdölpreis wird zu Massenentlassungen führen. "Mit einigen Millionen ehemaligen Arbeitern ist zu rechnen", so die Studie.
Zudem erhöhen Klimawandel und Wetterextreme Migrationspotenzial
Bleibt noch das Migrationspotenzial aufgrund von Klimawandel und Wetterextremen in Südasien, der Sahelzone oder im karibischen Raum. Dazu traut sich Autorin Kneissl allerdings keinerlei Aussage zu machen.
Karin Kneissl: "Es wird zum Anstieg illegaler Zuwanderung aus einer wachsenden Zahl von Herkunftsländern aufgrund von niedrigen Rohstoffpreisen, geopolitischen Umbrüchen und Wetterextremen kommen."
Claus Meinert, Kronen Zeitung
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