Schock-Diagnose

Lukas Müller ist querschnittsgelähmt

Sport
15.01.2016 12:24

Erschütternde Diagnose für Lukas Müller! Der am Kulm so schwer gestürzte 23-jährige Skispringer aus Kärnten erlitt eine "inkomplette Querschnittslähmung". Eine endgültige Prognose sei deshalb derzeit nicht seriös, betonten die behandelnden Ärzte am Freitagvormittag bei einer Pressekonferenz im LKH Graz. "Derzeit kann er die Beine nicht bewegen. Aber er hat eine Restsensibilität. Deswegen sprechen wir von der inkompletten Querschnittslähmung."

Von einer inkompletten Querschnittslähmung sprechen die Mediziner, wenn nur ein Teil des Rückenmarks durchtrennt ist. Die Hoffnung für Müller: Ein Teil der Reizleitung über den Spinalkanal dürfte erhalten geblieben sein. Somit können Restfunktionen in der Bewegung beziehungsweise der Sinneswahrnehmung erhalten bleiben. Beide Körperfunktionen müssen jedoch keinen zwingenden Zusammenhang in deren Ausmaß haben. Es kann durchaus vorkommen, dass ein inkomplett querschnittgelähmter Mensch seine Beine noch bewegen, aber nicht fühlen kann oder umgekehrt. Oder, das beides zu einem gewissen Grad möglich ist.

Im Video oben äußert sich "Krone"-Arzt Dr. Wolfgang Exel zur schweren Verletzung von Lukas Müller.

Müller kann Beine nicht bewegen
Müller kann seine Beine derzeit nicht bewegen, habe aber eine Restsensibilität in den Beinen. "Eine fixe Prognose wäre zum jetzigen Zeitpunkt unseriös", erklärte am Freitag Franz-Josef Seibert von Uni-Klinikum Graz: "Man muss die nächsten Tage abwarten." Laut Unfallchirurgie-Vorstand Franz-Josef Seibert habe Müller, der wegen einer Luxationsfraktur der unteren Halswirbelsäule noch am Mittwoch operiert worden war, die Diagnose "relativ gefasst" aufgenommen.

Klarheit gibt es erst in Monaten
Der chirurgische Eingriff sei gut und komplikationslos verlaufen. Müllers untere Extremitäten und die Rumpfstabilität sind beeinträchtigt, auch die Atemmuskulatur ist betroffen, aber er kann bereits selber atmen. Es gebe Fälle, bei denen nach langer Rehabilitation Rückbildungen möglich seien, doch laut Gernot Brunner, dem Ärztlichen Direktor des LKH Graz, werde man erst in erst "in Monaten oder in einem Jahr sehen, wie das Ganze ausgegangen ist".

Weil eine "Rückenmarkverletzung auf dieser Höhe und in diesem Umfang" über Tage hinweg auch die Organe beeinträchtige, bleibe Müller vorerst "zur Überwachung und Stabilisierung auf der Intensivstation", sagte der Leiter der Klinischen Abteilung für Allgemeine Anästhesiologie, Philipp Metnitz.

Müller war am Mittwoch bei einem Testsprung im Vorfeld der Skiflug-WM schwer gestürzt und wurde per Hubschrauber ins LKH Graz geflogen. Hier im Video spricht sportkrone.at-Ressortleiter Max Mahdalik über das einstige "Riesentalent" Lukas Müller:

Erinnerungen an Grünberg und Fairall
Erinnerungen werden da nicht nur an Kira Grünberg, sondern auch an Nicholas Fairall wach. Der US-Skispringer war am 5. Jänner 2015 in Bischofshofen bei der Vierschanzentournee schwer gestürzt. "Ich hab damals die Sanitäter auf dem Weg ins Krankenhaus gebeten, mir die Schuhe doch auszuziehen", erinnert sich Fairall über ein Jahr danach zurück. Doch er hatte damals längst keine Schuhe mehr an. "Da wusste ich, dass es ernst ist. Verdammt ernst." Das gesamte US-Olympiateam sammelt seit damals für die Reha von Fairall, der jetzt nach dem Wirbelbruch im Rollstuhl sitzt und einen großen Traum hat: "Irgendwann möchte ich selbst auch wieder die Schanzen runterspringen." Und Lukas Müller kann man jetzt nur wünschen, dass er seine Situation psychisch so beeindruckend meistert wie Kira Grünberg - und, dass die inkomplette Querschnittslähmung noch Chancen lässt, das er seine Beine wieder benutzen kann.

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(Bild: KMM)



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