Zahlreiche Hürden

Wiener Stadthallenbad vergrault zahlende Mieter

Österreich
25.04.2015 17:08
Christian Timmermann ist Inhaber von Europas führender Kindertauchschule und selbst Tauchlehrer mit Leib und Seele. Seine Kurse möchte er im frisch sanierten Wiener Stadthallenbad abhalten. Doch obwohl das Bad Bahnen kostenpflichtig zur Verfügung stellt, werden dem zahlungswilligen Mieter unzählige Steine in den Weg gelegt - und das, obwohl das Bad wegen des millionenschweren Bauskandals der vergangenen Jahre zusätzliche Einnahmen wohl bitter nötig hätte.

Insgesamt über vier Jahre dauerte die Generalsanierung des Wiener Stadthallenbades. Pfusch bei den Bauarbeiten verzögerte nicht nur mehrmals die Wiedereröffnung, sondern verschluckte zudem auch Unsummen an Steuergeldern - insgesamt kostete das Projekt fast 20 Millionen Euro. Seit Juni 2014 ist das Bad nun endlich wieder vollständig geöffnet - und bietet nicht nur für Sportler und Hobbywasserratten eine ideale Herberge.

"Ich biete Tauchkurse an. Dazu benötige ich natürlich passende Wasserflächen - das Stadthallenbad ist dafür optimal geeignet. Vor der Sanierung hatte ich dort rund 20 Jahre lang eine Bahn gemietet", so Timmermann. Während der Umbauarbeiten kam der Tauchlehrer in einem anderen Schwimmbad unter, dieses wird nun jedoch abgerissen. Eine Rückkehr ins Stadthallenbad ist daher naheliegend.

"Wirkt so, als würden die uns nicht haben wollen"
Doch obwohl das Bad Bahnen offiziell auch an Tauchschulen vermietet, kam es mit Timmermann bislang zu keinem Vertragsabschluss. "Seit Monaten versuche ich, mit den Zuständigen Kontakt aufzunehmen. Doch telefonisch ist niemand erreichbar, wenn ich persönlich auftauche, stehe ich vor verschlossenen Türen. Es wirkt so, als würden die uns nicht haben wollen", so der Unternehmer.

Mittlerweile wurde endlich ein offizielles Vergabeverfahren ausgeschrieben, Timmermann kann also eine Bahn ersteigern. Allerdings ist der Mietvertrag an eine Reihe von Bedingungen und Einschränkungen gebunden. So darf Timmermann beispielsweise nur eine seichte oder eine tiefe Bahn mieten. "Um Tauchunterricht geben zu können, brauche ich aber beides." Solch eine Bahn, die mehrere Tiefen hat, gibt es auch, zur Verfügung steht sie für Timmermann aber nicht. Begründung gibt es dafür keine. "Früher war das kein Problem", so der Unternehmer, dessen Tauchschule "Dive Company" im vergangenen Jahr den zweiten Platz der kinderfreundlichsten Betriebe Wiens belegte.

Tauchflaschen im Bad verboten
Doch das ist noch nicht alles: Obwohl das Stadthallenbad explizit darauf hinweist, Bahnen auch an Tauchschulen zu vermieten, gibt es ein skurriles Verbot: "Die Mitnahme und Verwendung von Bleigewichten, Druckluftflaschen und anderer Gegenstände, die geeignet sind, Becken- bzw. Fliesenboden zu beschädigen, ist nicht gestattet", heißt es in den betrieblichen Rahmenbedingungen. "Das ist ungefähr so, als würde man einem Fallschirmspringer sagen, er darf keinen Schirm verwenden", so Timmermann entrüstet.

"Dazu können wir nichts sagen"
Auf Nachfrage bei den Wiener Sportstätten, die für die Vermietung des Stadthallenbads zuständig sind, heißt es zu dem skurrilen Verbot lediglich: "Dazu können wir nichts sagen. Das ist in der offiziellen Ausschreibung eben so festgehalten."

Den ambitionierten Unternehmer, den es an passenden Alternativen mangelt, drängt nun die Zeit. "Ich möchte das alljährliche Ferienspiel gerne im Stadthallenbad abhalten. Niemand will aber mit mir reden. Wieso will das Stadthallenbad nichts vermieten?" Gerade in Hinblick auf die vergangene kostenintensive Sanierung hat Timmermann die Nase gestrichen voll: "Das Bad wurde mittels Steuergeldern saniert. Um Umsätze zu machen, brauche ich aber eine Bahn. Wie soll ich sonst meine Steuern bezahlen?"

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