700-Euro-Flaggschiff

Samsung Galaxy S5: Die Smartphone-Hoffnung im Test

Elektronik
05.04.2014 09:00
Ab 11. April ist Samsungs neues Galaxy S5 in Österreich zu haben, ein Exemplar des potenziellen neuen Smartphone-Hits hat es jedoch schon jetzt in unser Testlabor geschafft. Mit wasserdichtem Gehäuse, 16-Megapixel-Kamera, Fingerabdrucksensor und Pulsmesser soll Samsungs neues Android-Flaggschiff keine Wünsche offen und die Konkurrenz weit hinter sich lassen. Ob den Südkoreanern mit dem 700-Euro-Handy gelingt, sich von der Smartphone-Masse abzuheben, haben wir ausgiebig getestet.

Samsung verbaut im Galaxy S5 einen der aktuell schnellsten verfügbaren Smartphone-Prozessoren, den Qualcomm Snapdragon 801 mit 2,5 Gigahertz Takt und vier Rechenkernen. Ihm stehen zwei Gigabyte Arbeitsspeicher zur Seite, zudem gibt’s ein Adreno-330-Grafikmodul. Das alles ist so schnell, wie es sich liest.

Android 4.4 läuft auf dem Galaxy S5 butterweich, Apps starten schnell, und auch für 3D-Games bietet das Gerät mehr als genug Power. Optisch opulente Handyspiele vom Schlage eines "Asphalt 8" laufen absolut flüssig, tatsächlich dürften im Alltagsgebrauch aber ohnedies die wenigsten Anwender das volle Potenzial des Chips ausreizen.

Hervorragendes AMOLED-Display
Samsung-typisch exzellent ist das Display des Galaxy S5. Es misst 5,1 Zoll in der Diagonale, bietet Full-HD-Auflösung und basiert auf Super-AMOLED-Technologie. Der Pixelkünstler liefert gestochen scharfe Bilder und Videos, toll lesbaren Text, sattes Schwarz, kräftige Farben und hohen Kontrast. Auch die maximal erreichbare Helligkeit überzeugt und sollte dafür sorgen, dass das Display auch draußen gut ablesbar ist.

Alles in allem ist es Samsung mit dem Display des Galaxy S5 nach dem hervorragenden Bildschirm im Galaxy Note 3 (siehe Infobox) abermals gelungen, die Konkurrenz in den Schatten zu stellen – zumindest, was das Display angeht. Die AMOLED-Displays der Koreaner gehören zum Besten, was der Smartphone-Markt aktuell zu bieten hat.

16-Megapixel-Kamera mit Echtzeit-HDR
Die Kamera hat Samsung gegenüber dem Vorgänger ebenfalls verbessert. Die Hauptkamera des Galaxy S5 liefert 16 Megapixel Auflösung und soll laut Samsung vor allem durch schnelle Fokussier-Zeiten überzeugen. Ein Modus, bei dem nachträglich der Fokus geändert werden kann, ist ebenso in die Kamera-App integriert wie der bereits von Vorgänger bekannte Dual-Foto-Modus, bei dem simultan mit der Haupt- und der Zwei-Megapixel-Frontkamera geknipst wird.

Besonderes Extra: Die Kamera verfügt über einen Echtzeit-HDR-Modus, der bei schwierigen Lichtverhältnissen – etwa Dämmer- oder Gegenlicht – für bessere Ergebnisse sorgt und auch beim Filmen verwendet werden kann. Videos werden wahlweise in Full-HD oder sogar in 4K-Qualität aufgenommen.

Brauchbare Schnappschuss-Bildqualität
Die Bildqualität, die das Galaxy S5 beim Ausprobieren erzielte, überzeugt. Für Schnappschüsse bei Tageslicht ist das Gerät bestens geeignet, die Bilder werden scharf und detailreich. Bei schlechteren Lichtbedingungen tritt allerdings schnell Rauschen auf – besonders auf dunklen Flächen ist das zu erkennen. Das kann beispielsweise HTCs One M8 (siehe Infobox) deutlich besser, allerdings liefert das Konkurrenzgerät eine recht bescheidene Auflösung.

Der Modus, bei dem der Fokus nachträglich geändert werden kann, erwies sich im Test als träge. Es dauert eine Weile, bis das Foto fertig ist, und das Endergebnis kennt nur vordefinierte Fokusstufen. Vergleichbares können Nokias Lumia-Smartphones schon seit Monaten. Die mit Tiefensensor ausgestattete Kamera des One M8 hat auch hier die Nase vorn, löst im Modus für nachträgliches Fokussieren schneller aus und ermöglicht die freie Wahl des Fokuspunkts.

Solide Kameraleistung, aber keine Offenbarung
Im HDR-Modus bessert sich beim Galaxy S5 die Performance bei schwierigen Lichtverhältnissen, allerdings erhöht sich damit mitunter auch die ansonsten recht flotte Auslösezeit. Generell liefert das Galaxy S5 grundsolide Bildqualität bei gutem Licht mit leichten Rausch-Schwächen im Zwielicht. Der Modus für den selektiven Fokus ermöglicht witzige Unschärfe-Spielereien, ist aber träge. Spielereien sind auch viele andere Funktionen der Kamera-App – etwa die Dual-Kamera.

Nichtsdestotrotz handelt es sich beim Galaxy S5 um ein passables Schnappschuss-Gerät mit absolut ausreichender Kameraleistung, das auch bei Videos einen guten Eindruck hinterlässt. Die Kameraleistung von Fotospezialisten wie Sonys Xperia Z1/Z2 oder Nokia-Smartphones mit PureView-Kamera erreicht es aber nicht. Im Dämmerlicht muss es sich auch dem HTC One M8 geschlagen geben – zumindest, was das Bildrauschen angeht.

Speicher mit microSD-Karte erweiterbar
Erfreulich: Das Galaxy S5 bringt wie schon der Vorgänger zusätzlich zum 16 Gigabyte großen internen Speicher auch einen microSD-Kartenleser mit, über den der Speicherplatz kosteneffizient um 128 Gigabyte erweitert werden kann. So können selbst größere Musiksammlungen problemlos auf dem Smartphone mitgeführt werden, zudem bietet ein mit entsprechender Speicherkarte ausgerüstetes Galaxy S5 auch viel Platz für selbstgemachte Videos.

Was die verfügbaren Funkstandards angeht, bietet das Galaxy S5 alles, was das Herz begehrt. Ins Internet gelangt es über den schnellen, in Österreich aber noch extra zu bezahlenden und damit für die meisten User uninteressanten Datenturbo LTE. Zusätzlich funkt es auch über Gigabit-WLAN, Bluetooth 4.0 und NFC und bringt eine im Infrarot-Universalfernbedienung mit.

Miracast und DLNA sorgen dafür, dass Bildschirminhalt und Videos schnell an kompatible TV-Geräte geschickt werden können. Ein spezieller Download-Turbo ist ebenfalls an Bord. Der kombiniert WLAN- und LTE-Verbindung zu einer extraschnellen Superleitung, wird angesichts der LTE-Situation in Österreich aber den wenigsten Nutzern etwas bringen.

Fingerabdruckscanner eher unzuverlässig
Samsungs Ingenieure haben dem Galaxy S5 einen Fingerabdruckscanner spendiert, der – ebenso wie jener in Apples iPhone 5S (siehe Infobox) – in den Home-Button integriert ist. Um das Handy zu entsperren, wird der Finger über den ovalen Sensor gezogen, nicht wie beim iPhone daraufgelegt. Im Test klappte das nur unzuverlässig. Wird der Finger nicht in der richtigen Geschwindigkeit und in der richtigen Position über den Sensor gezogen, klappt das Entsperren nicht.

Auch wenn der Finger gedreht wird, bekommt der Sensor Probleme. In der Praxis haben wir deshalb recht schnell wieder auf den klassischen Nummerncode gewechselt. Viel mehr als eine – von Datenschützern mit Argwohn betrachtete – Spielerei ist der Fingerabdruckscanner nicht, finden wir.

Spielerei ohne echten Sinn: Pulsmesser
Ebenfalls unter die Kategorie Spielerei fällt der Pulsmesser, den Samsung an der Rückseite des Galaxy S5 direkt unterhalb der mittig platzierten Kamera angebracht hat. In Kombination mit der vorinstallierten App S Health kann damit durch das Auflegen des Fingers der Puls gemessen werden.

Weil der Sensor nur funktioniert, wenn man innehält und sich einige Sekunden Zeit für die Messung nimmt, ist er für sportliche Aktivitäten aber ungeeignet. Davon abgesehen: Wer will sich beim Laufen schon ein fünf Zoll großes Smartphone in die Hosentasche stecken?

Ebenfalls problematisch: Der Pulsmesser funktioniert ähnlich wie der Fingerabdruck-Scanner nur unzuverlässig. Im Test entpuppte es sich anfänglich als Glücksspiel, ob er überhaupt eine Messung zustande brachte. Tests mit mehreren Probanden ergaben: Erst, wenn man dahintergekommen ist, wie genau der Finger auf dem Sensor platziert werden muss, gelingen die Messungen einigermaßen zuverlässig. Die angezeigten Werte erschienen auch in den meisten Fällen plausibel, unrealistische Ausreißer und unerklärliche Schwankungen in direkt hintereinander durchgeführten Messungen gab es aber auch.

700-Euro-Handywolf im Plastik-Schafspelz
Das Gehäuse des Galaxy S5 besteht aus mit einer gepunkteten Struktur versehenem Plastik, die Gehäuseränder kommen im Chrom-Look. Die Vorderseite wird vom Display, zwei kapazitiven Tasten für Kontextmenü und "Zurück" sowie den Fingerabdrücke scannenden Home-Button dominiert. Durch die Materialwahl liegt das Gerät relativ gut in der Hand: Die Kunststoffrückseite ist griffig und bietet auch verschwitzten Fingern guten Halt.

Das Galaxy S5 ist wasser- und staubdicht nach IP67-Standard und überstand im Test einen Kurzausflug unter den Wasserhahn tatsächlich unbeschadet. Der Kopfhöreranschluss ist ht. Die Verarbeitungsqualität stimmt: Bei unserem Testgerät ließ sich nichts eindrücken, auch Verarbeitungsmängel waren keine zu finden.

Vortrefflich streiten lässt es sich wie schon beim Vorgängermodell über Samsungs Materialwahl. Sein Plastikgewand lässt das Galaxy S5 im Vergleich zur im gleichen Preissegment angesiedelten Konkurrenz in Form von Apples iPhone 5S, HTCs One M8 oder Sonys Xperia Z1/Z2 eher billig wirken. Insbesondere das HTC One M8 hinterlässt im Direktvergleich dank Alu-Gehäuse den deutlich hochwertigeren Gesamteindruck.

High-End-Gerät mit austauschbarem Akku
Mittlerweile selten im High-End-Segment: Samsungs Galaxy S5 bietet einen austauschbaren Akku. Der ist 2.800 Milliamperestunden groß und brachte das Gerät im Test problemlos durch einen ganzen Tag inklusive Surfen, YouTube-Videos, Games und Musikgenuss. Grundsätzlich hätte der Akku auch die Nacht noch überdauert, weil ihm dann aber am nächsten Tag ziemlich sicher außer Haus der Saft ausgegangen wäre, musste er über Nacht ans Netz.

Wer das Risiko liebt, kann das Galaxy S5 auch nur jeden zweiten Tag laden. Samsung hat seinem neuen Flaggschiff nämlich einen speziellen Energiesparmodus spendiert, der alle nicht unbedingt nötigen Funktionen deaktiviert und sogar das Display auf Schwarzweiß umstellt, wenn es eng wird. So bleibt man zur Not auch bei niedrigem Akkustand noch bis zum nächsten Ladegerät erreichbar, kann das Handy aber nicht in vollem Umfang nutzen.

Viele Android-Anpassungen und App-Geschenke
Googles Mobilbetriebssystem Android läuft auf dem Galaxy S5 in Version 4.4 und wurde von Samsung mit der hauseigenen TouchWiz-Oberfläche überlagert. Die ist in einer neuen, optisch überarbeiteten Version an Bord, die unter anderem mit dem Nachrichten-Reader "My Magazine" aufwartet, der im Test aber leider nicht mit eigenen RSS-Feeds personalisiert werden konnte. Stattdessen darf man nur aus bestimmten Interessensgebieten und sozialen Netzwerken wählen, die Quellen der Nachrichten aber nicht selbst bestimmen. Gut möglich, dass das in Zukunft noch nachgerüstet wird: Laut Samsung lief auf unserem Testgerät noch nicht die finale Galaxy-S5-Software, die soll am Tag der Veröffentlichung per Update nachgeliefert werden.

Vollständig überarbeitet wurde das Einstellungsmenü. Das hat nichts mehr mit der Standardoberfläche von Android gemeinsam und wird jetzt von zahlreichen bunten Icons dominiert. Wir finden das Standard-Einstellungsmenü übersichtlicher, diese Überarbeitung hätte sich Samsung getrost sparen können. Erfreulich: Käufer des Galaxy S5 erhalten eine Reihe von App-Geschenken, unter anderem 50 Gigabyte Gratis-Speicher beim Cloud-Dienst Dropbox für die Dauer von zwei Jahren. Auch bei der Notiz-App Evernote, dem Bezahldienst PayPal und einigen anderen Diensten erhalten Samsung-Nutzer Vorteile.

Fazit: Gutes Smartphone mit mächtigen Gegnern
Mit dem Galaxy S5 liefert Samsung ein sehr gutes Android-Smartphone vom oberen Ende der Preis- und Leistungsskala. Es glänzt mit viel Power, einem der besten Displays am Markt, erweiterbarem Speicher und einer für Schnappschüsse absolut brauchbaren Kamera. Dass es wasserdicht ist, ist ein nettes Extra, den Fingerabdruck-Scanner und den Pulsmesser hätten wir hingegen nicht gebraucht. Da wäre ein etwas hochwertigeres Gehäuse angesichts des 700-Euro-Preispunkts schon eher sinnvoll gewesen. Generell hält sich der Fortschritt gegenüber dem Vorgänger in Grenzen, das Galaxy S5 ist mehr Evolution als Revolution.

Zudem hat das Galaxy S5 zahlreiche Konkurrenten, die ihm in gewissen Bereichen überlegen sind und beinahe das gleiche Innenleben mitbringen. Nicht wasserdicht, dafür weit hochwertiger verarbeitet ist etwa das HTC One M8, das bei Dämmerlicht auch die besseren Fotos knipst. Von Sony kommt demnächst das Xperia Z2, das zum gleichen Preis wie das Galaxy S5 eine 20,7-Megapixel-Kamera, ein ebenfalls wasserdichtes Gehäuse und ein Gigabyte mehr RAM ins Feld schickt. Und wer auf die allerneueste Hardware verzichten kann, findet bei vielen Vorjahres-Smartphones wie dem LG G2 oder dem Xperia Z1 die beinahe gleiche Rechenpower für weit weniger Geld.

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