Kaum ein Land im Nahen Osten gilt als gastfreundlicher als das erdölverwöhnte Sultanat, das sich seit Jahrzehnten geschickt aus den Konflikten der Region hält und seinen Besuchern lieber atemberaubende Landschaften und orientalische Hochkultur bietet.
Willkommen im Oman, der „Schweiz des Nahen Ostens“. Das sichere, weitgehend neutrale Sultanat gilt als Ruhepol auf der Arabischen Halbinsel. Niedrige Kriminalität, kaum Nachbarschaftskonflikte und ein vergleichsweiser hoher Lebensstandard machen das dünn besiedelte Land zum Geheimtipp in der Region. Erdöl hat die Monarchie reich gemacht, doch langsam muss sie sich neu erfinden: Rund 13 Jahre, so schätzen Experten, reichen derzeit noch die Ölreserven, Erdgas wohl etwas länger. Neues Kapital liegt an der 1700 Kilometer langen Meeresküste und ihren Traumstränden, den bis zu 3000 Meter hohen Steilhängen des Al-Hadschar-Gebirges und den pulsierenden Souks der Großstädte.
Maskat, Epizentrum des Sultanats
Und so beginnt alles in Maskat, der Hauptstadt. Der Name bedeutet übersetzt „Ort des Fallens“, hier fließen die Berge des Inlands in den strahlend blauen, 29 Grad warmen Golf von Oman. Aus diesem werden jeden Tag Tonnen an frisch gefangenem Fisch gezogen, die unter anderem am Fischmarkt im Stadtteil Muttrah verkauft werden. Exotische Hochseefische in allen Farben reihen sich hier aneinander, zwischen den Ständen streifen kleine Katzen mit ihren Jungen an Kühlboxen voll mit Eis vorbei – frischer Fisch zu Mittag bei 42 Grad ist so eine Sache.
Von hier sind es nur etwa zehn Minuten zu einem der ältesten Souks im Oman, dessen enge Gassen beeindruckend, die dortigen Verkäufer aber eine Spur zu aufdringlich sind. Tipp: Eine angenehmere und noch authentischere Souk-Erfahrung bietet der Markt in Nizwa, rund zwei Stunden entfernt im Landesinneren.
In Maskat selbst hat der Westen viel zum Ortsbild beigetragen: Moderne Hotels, ein gewaltiges Operngebäude und Einkaufszentren, die genauso gut in Austin, Texas stehen könnten. Ikea inklusive. Authentischer, wenngleich ebenfalls brandneu, ist die Sultan-Qabus-Moschee, eine der größten der Welt. 20.000 Gläubige können hier beten, der Besuch ist vormittags zwischen 8 und 11 Uhr möglich. Achtung, Frauen müssen lange Kleidung tragen und ihre Haare bedecken, was sie aber nicht daran hindern wird, den Kopf in den Nacken zu legen, um den beeindruckenden, acht Tonnen schweren Swarovski-Kronleuchter mit 1122 Lampen zu bewundern.
Zum Klima: Ab Oktober wird es im Oman langsam erträglich, es kann aber immer noch über 40 Grad haben. Die Luftfeuchtigkeit ist in den Küstenstädten sehr hoch und drückend, nur wenige Kilometer im Landesinneren ist die Hitze trockener und damit besser wegzustecken. Die eigentliche Herausforderung für die meisten Touristen wird der Wechsel zwischen der Hitze im Freien und der gefühlten Kälte im Inneren der meisten Gebäude sein: In Einkaufszentren oder Hotels hat es gut 20 Grad weniger als im Freien, selbst Ramschläden am Straßenrand – an drei von vier Seiten offen – werden hier mit gewaltigen Standgeräten klimatisiert.
Ohne Wadi keine Chance auf Leben
Doch raus aus Maskat und hinein in die Wildnis des Oman. Hinein in eine atemberaubende, lebensfeindliche Steinwüste, endlos gestreckt und nur spärlich unterbrochen von grünen Wadis, an denen mannshohe Gräser und üppige Dattelpalmen wachsen. Wasser ist Leben, nirgendwo wird das so bewusst wie hier, in dieser marshaften Landschaft, die am besten – ebenfalls klimaanlagengekühlt – in einem offroad-fähigen Jeep mit Fremdenführer durchquert wird. Vorsicht, wer selber mit einem Mietauto unterwegs ist: Die Autovermieter untersagen meist das Befahren der Schotterstraßen in der Wüste, aus Angst vor Autoschäden.
Da die Fahrzeuge mit GPS ausgerüstet sind, drohen hohe Pönalzahlungen bei der Rückgabe. Diese können in den meisten großen Weltwährungen bezahlt werden. Außer in israelischen Schekel. Das Land ist – wie die meisten arabischen Länder – antizionistisch eingestellt. Zwar gab es zuletzt Annäherungen zwischen dem Sultanat und Israel, die Einfuhr der Währung ist allerdings immer noch verboten. Karten in Hotels, Museen oder im Flugzeug der staatseigenen Oman Air zeigen den Staat Israel nicht. Und spricht man mit der – an sich ausnehmend freundlichen – Bevölkerung über den Konflikt im Nahen Osten, so werden die Mienen schnell finster. Aber es gibt ja genügend andere Themen.
Zwischen Dünen, Beduinen & Dromedaren
Am Weg durch die glühenden Felsen im Landesinneren des Oman wird der Boden plötzlich feinkörnig. Statt schroffer Felsen werfen weiche Dünen in der Ferne hunderte Meter hohe Wellen an den Horizont. Wir sind in den Wahiba Sands, der Sandwüste im Landesinneren, in der Dromedare ihre Spuren in den weichen Boden drücken und Beduinenfamilien einmal in der Woche ihr Wasser aus Tankwagen beziehen.
Die Hitze des Tages wird unter Verschlägen aus Palmenblättern ausgesessen. Doch sobald der Abend sein schwarzes Tuch über das weite Sandmeer wirft und die Sonne bei Datteln und Tee untergeht, wird auch der abgebrühteste Weltenbummler sein Herz an diese Region verlieren. Weil der Mensch – und der omanische Tourismus – von Sand allein nicht leben kann, geht es zurück an die Küste. Rund um die Stadt Sur, direkt am Golf von Oman gelegen, entstehen zahlreiche große Hotelanlagen an den feinkörnigen Sandstränden der Region. Darunter das „Turtle Beach Ressort“, das in der Nähe eines gewaltigen Nistplatzes von Meeresschildkröten liegt.
In der Nacht ein Erlebnis, mit Guides und minimaler Beleuchtung den großen Tieren dabei zuzusehen, wie sie mühevoll ihre Eier vergraben. „Die Tiere, die hier schlüpfen, finden nach 25 Jahren wieder hierher zurück, um selber Eier zu legen. Wie, das weiß die Wissenschaft bis heute nicht genau“, erklärt Schildkröten-Guide Ahmed, während aus einem anderen Nest gerade frischgeschlüpfte Schildkröten-Babys in Richtung Wasser aufbrechen. Achtung, bloß nicht aufheben: Das könnte den Kleintieren die spätere Orientierung erschweren.
Nizwa, spannendste Stadt des Landes
Ähnlich wie den orientierungslosen Schildkröten-Babys ergeht es dem typischen Touristen im knapp 300 Kilometer entfernten, eingangs angesprochenen Souk von Nizwa. Der Markt ist mehrere hundert Prozent charmanter als sein Gegenstück in der Hauptstadt Maskat. Schnell verliert man sich in den engen Gassen, in denen es nach Weihrauch und Gewürzen riecht.
In denen Stoffe, Schmuck und reich verzierte Schnitzereien angeboten werden. Keine aufdringlichen Händler, kein Plastik aus China, sondern authentisches Orient-Feeling macht sich hier breit, während sich im Hintergrund die Festung von Nizwa mit ihrem gewaltigen Rundturm aus dem 17. Jahrhundert erstreckt. Aladin lässt grüßen.
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