Der Autoindustrie droht die nächste Chip-Krise. Diesmal geht es nicht um Hightech, sondern um Masse. Eine Folge könnten nicht nur Lieferschwierigkeiten bei Neuwagen sein, sondern auch höhere Preise.
Volkswagen befürchtet Produktionspausen, der Industrieverband VDA (Verband der Automobilindustrie) warnt vor weitreichenden Auswirkungen: Politische Schwierigkeiten beim Chiphersteller Nexperia drohen die Autobauer in eine neue Lieferkrise zu stürzen. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Wer ist Nexperia?
Ein niederländischer Halbleiterhersteller, spezialisiert auf preisgünstige, in großen Massen hergestellte Standardbauteile: Chips, Dioden, Transistoren und elektronische Schalter – viele davon in Autoqualität. Das Unternehmen unterhält auch ein Werk in Hamburg und gehört zum chinesischen Wingtech-Konzern.
Wo liegt das Problem?
Kurz gesagt: Nach einem undurchsichtigen Streit mit den chinesischen Besitzern hat die niederländische Regierung kürzlich die Kontrolle über das Unternehmen übernommen, woraufhin die Chinesen ihre Kooperation offenbar zumindest teilweise eingestellt haben. Die international verschlungene Produktionskette droht abzureißen. Nexperia hat laut VDA bereits angekündigt, künftig die Autohersteller möglicherweise nicht mehr „in Gänze“ beliefern zu können.
Was wäre die Folge für Industrie und Verbraucher?
Fehlen die Chips, können auch keine Autos mehr gebaut werden. Zumindest ist mit längeren Lieferzeiten zu rechnen, es könnten aber auch Teile der Neuwagenproduktion in Europa komplett zum Erliegen kommen. Neuwagen dürften dann wie in der letzten Chipkrise deutlich schwerer zu bekommen und entsprechend teuer werden.
Wo werden die Bauteile im Auto eingesetzt?
Quasi überall. Im Bordnetz allgemein, beim Antrieb, beim Infotainment und bei den Assistenzsystemen. Schon in normalen Pkws finden sich 300 bis 500 der nun betroffenen Bauteile. E-Autos sind genauso betroffen wie Verbrenner. Es handelt sich auch nicht um Hightech-Bauteile für Oberklassemodelle, sondern eher um Allerweltstechnik.
Warum sind gerade diese „Alltagschips“ so kritisch?
Weil sie in riesigen Stückzahlen genutzt und oft in vielen verschiedenen Steuergeräten eingesetzt werden. Fällt ein Lieferant aus, betrifft das gleich mehrere Module und Fahrzeugprogramme.
Gibt es die Chips auch von anderen Herstellern?
Zumindest teilweise dürfte das der Fall sein. Allerdings wohl zunächst nicht in ausreichender Stückzahl. Auch die Lagerbestände der Autohersteller dürften schnell erschöpft sein.
Wie schnell lassen sich die fehlenden Bauteile ersetzen?
Alternativen funktionieren nur, wenn Kennwerte und Gehäuse identisch sind. Ansonsten braucht es Re-Design und Freigaben – das kann Monate dauern. Das Problem dabei: Die Bauteile müssen eine normierte „Automotive-Qualifikation“ aufweisen – also Temperatur-, Vibrations- und Lebensdauertests für den Fahrzeugeinsatz bestehen. Einfach auf Chips und Bauteile aus Haushalts- oder Unterhaltungselektronik umzusteigen, funktioniert nicht.
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