„Fehl am Platz“

Frauen verlassen MINT-Berufe deutlich häufiger

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19.09.2025 13:18

Seit Jahren gibt es Bemühungen, mehr Mädchen für technische Ausbildungen und Berufe zu begeistern. Mit der Schul- bzw. Berufswahl ist es aber lange nicht getan, wie eine am Donnerstag präsentierte Studie zeigt. Denn viele Mädchen brechen ihre Ausbildung im Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) ab. 

Damit verringert sich der nach wie vor ohnehin geringe Anteil (15 Prozent) von Frauen und Mädchen, die sich für eine technische höhere Schule entscheiden, im Laufe des Ausbildungswegs und Berufseinstiegs stetig weiter, so das Ergebnis der im Auftrag des Fonds LEA („Let‘s Empower Austria“) erstellten Studie vom Institut für Höhere Studien (IHS) und L&R Sozialforschung.

Von jenen Mädchen, die eine berufsbildende höhere Schule (BHS) mit MINT-Schwerpunkt beginnen, schließen demnach nur drei Prozent ein technisches Studium ab, bei den Buben sind es mit sieben Prozent mehr als doppelt so viele. Nur 15 Prozent der BHS-Absolventinnen starten ein entsprechendes Studium, bei den männlichen Kollegen ist der Anteil mit 33 Prozent mehr als doppelt so hoch.

Zwei Drittel der Frauen verlassen das Mint-Feld trotz Ausbildung
Auch im Berufsfeld zeigt sich, dass weniger als ein Drittel aller Frauen mit einem Bildungsabschluss im MINT-Bereich (31 Prozent) später auch in einem entsprechenden Beruf tätig ist. Demgegenüber bleibt bei den Absolventen deutlich mehr als die Hälfte (57 Prozent) im technischen oder naturwissenschaftlichen Bereich.

Werden andere Unterschiede wie Bildungsniveau, Alter, regionale Herkunft und familiäre Situation ausgeschlossen, zeigt sich, dass tatsächlich das Geschlecht, die Ausstiegswahrscheinlichkeit aus dem Berufsfeld bei Frauen um mehr als das Doppelte gegenüber Männern erhöht. Als Gründe dafür wurden in den im Rahmen der Studie durchgeführten quantitativen und qualitativen Befragungen vor allem die Arbeitsbedingungen, fehlende Weiterentwicklungsmöglichkeiten und tief verankerte geschlechtsbezogene Ungleichheiten genannt.

Fehl am Platz
So gab die Hälfte der Befragten an, häufig das Gefühl gehabt zu haben, nicht dazuzugehören oder fehl am Platz zu sein. Mehr als ein Drittel berichtete, dass ihre fachlichen Kompetenzen infrage gestellt wurden. 29 Prozent der Befragten gaben außerdem an, am Arbeitsplatz sexuelle Belästigung erlebt zu haben.

Gleichzeitig würden Frauen von Betrieben als „Aushängeschild“ oder „Vorzeigebeispiel“ präsentiert, unternehmensintern fehle es jedoch oft an Unterstützung oder Gleichstellung, so die Studienautoren. Eine zentrale Erkenntnis sei, dass individuelle Defizite, mangelndes Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten oder geringes Interesse der Frauen keine zentralen Ursachen für den Ausstieg aus dem Beruf darstellen.

Holzleitner sieht klaren Handlungsauftrag
Frauen- und Wissenschaftsministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) sieht in den Ergebnissen „einen klaren Handlungsauftrag“, um die Rahmenbedingungen für Frauen im MINT-Bereich zu verbessern. Man könne auch aus wirtschaftspolitischer Sicht nicht auf die Frauen in diesem Bereich verzichten. Nötig seien flexiblere Arbeitszeiten, Aufstiegschancen und eine Verbesserung des Arbeitsklimas, gleichzeitig dürften Diskriminierung und sexuelle Belästigung nicht akzeptiert werden.

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