Entdeckungsreise

Thailands mystische Seite im Nordosten des Landes

Reisen & Urlaub
10.01.2014 12:18
Ein anderes, ein unbekanntes Thailand sehen – mit diesem Vorhaben brechen wir aus Wien auf. Der erste Eindruck nach der Landung in Bangkok ist aber glücklicherweise genau so, wie man ihn sich erwartet und erhofft: gut 20 Grad wärmer als im frühwinterlichen Österreich.

Das quirlige Leben in Thailands Hauptstadt kann man schon aus dem Taxi zum Hotel erahnen. Wer es jedoch richtig erleben will, sollte Bangkok zu Fuß erkunden. Mehrere geführte Spaziergänge werden durch die Metropole angeboten, die einen nicht nur zu beeindruckenden Kulturdenkmälern wie dem Goldenen Palast führen, sondern auch das Leben der Menschen dieser Stadt näherbringen.

Wir passieren Straßenimbisse mit saftigen Mangos und köstlichen Suppen, Geschäfte, die bis zur Decke mit Buddha-Statuen in allen Größen vollgepfercht sind, und Kanäle, an deren Ufern sich Kinder, Katzen und Hühner gemeinsam den Nachmittag vertreiben. Von den politischen Unruhen spüren wir auf unserer Reise nichts.

Angenehme Temperaturen im Norden
Das eigentliche Ziel ist eine Region, in der man als "Farang", also als Fremder, auch im Tourismusland Thailand noch auffällt. Isaan wird der Nordosten des Landes genannt, in den es im Winter vor allem die Thais selbst zieht. Hier wird es für thailändische Verhältnisse nämlich richtig kühl. Als Mitteleuropäer empfindet man die durchschnittlich 20 Grad dennoch als eine angenehme Abwechslung zur kalten Heimat. Und es sind die perfekten Temperaturen für Ausflüge und Wanderungen.

Auf dem Weg in den Isaan lohnt es sich, im Naturschutzgebiet von Bung Boraphet haltzumachen, einem über 200 Quadratkilometer großen Sumpf- und Seengebiet, an dessen pittoresker Vielfalt man sich kaum sattsehen kann: Mit einem kleinen Schiff kuttern wir durch Teppiche aus Lotosblumen und Wasserlilien, die Schilflandschaften sind zudem Heimat zahlreicher seltener Vogelarten.

Nicht weit entfernt ist der historische Park von Sukhothai, wo wir mit Tausenden Buddhisten das traditionelle Lichterfest Loi Krathong feiern, der Wassergöttin ein Blumenschiff opfern und einen Lichterballon steigen lassen. Auch die schönste Buddha-Statue und einer der schönsten Prangs (Tempeltürme) Thailands in der Anlage von Wat Phra Sri Rattana Mahathat in Phitsanulok liegen auf unserem Weg.

Abseits der ausgetretenen Pfade im Isaan
Spätestens an diesem Punkt der Reise verlassen wir jedoch die von westlichen Touristen ausgetretenen Pfade und fahren Richtung Osten in den Isaan. Eine Radtour durch die verträumten Gassen des kleinen Dorfes Dan Sai gibt einen ersten Eindruck: Wir sehen alte, mit Schnitzereien verzierte Holzhäuser, Tempel, die wunderschön, aber nicht so pingelig renoviert sind, kleine Märkte, an denen die Produkte der Region feilgeboten werden, in der Abendsonne golden leuchtende Reisfelder und immer öfter auch bunte Masken.

Je weiter man nämlich in den Nordosten des Landes vordringt, desto stärker mischt sich auch der Glaube an Ahnen und Geister in die buddhistischen Riten und Traditionen. "Geist und Gott sind im Thailändischen das gleiche Wort", erklärt der Künstler Ajarn Apichart Kamkasem, der berühmt ist für seine Masken. Diese werden von den Dorfbewohnern beim Phi-Ta-Khon-Festival im Juni und Juli getragen, bei dem sie als fröhliche Geister verkleidet die Prozession einer Buddha-Statue begleiten und damit den Ahnen ihrer Region Ehre erweisen.

Naturjuwelen und kulinarische Genüsse
Gespenstisch ist auch die Morgenstimmung an der Einfahrt zum Phu-Luang-Nationalpark in der Provinz Loei. Vor lauter Nebel sieht man kaum die eigene Nase, der Start der Trekking-Tour verzögert sich, weil der Guide zuerst noch eine Herde wilder Elefanten vorbeiziehen lassen will. Einziger Farbklecks sind die Orchideen, die in dieser Jahreszeit zu blühen beginnen. Unsere Wanderung führt durch tropische Wälder, vorbei an den versteinerten Fußabdrücken eines Dinosauriers. Am Hochplateau angekommen, öffnet sich die Nebelwand wie ein Vorhang und gibt den Blick auf die von der Morgensonne erhellten Täler frei. Die Geister der Natur lassen einen ehrfürchtig schweigen.

Lauter wird es im kleinen Dorf Ban Na O, das wir auf der Ladefläche eines Mini-Trucks erkunden. Dort erfahren wir auch das Geheimrezept für das köstlich-klebrige Dessert aus Mais, Rohrzucker und Kokos, das die Frauen hier in Maisblätter rollen, um es für einige Tage haltbar zu machen. Kulinarische Höhepunkte wie diesen gibt es in Isaan viele zu erschmecken. Die Küche ist hier etwas milder, aber sonst jener im Süden sehr ähnlich: rote und grüne Currys, Glasnudelsalat, Schweinefleisch mit knuspriger Schwarte und klebrigem Reis – die Gerichte brauchen in der Zubereitung kaum mehr als fünf Minuten und kommen immer frisch auf den Tisch.

Flanieren am malerischen Ufer des Mekong
Seit Kurzem sind auch die Grenzen über den Mekong nach Laos wieder geöffnet. Wir schlendern durch Chiang Khan, das sich auf der thailändischen Seite malerisch an den Mekong schmiegt. In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche Künstler und Kreative aus Bangkok hier niedergelassen und der Flaniermeile entlang des Flussufers neuen Charme verliehen.

Holzhäuser, die teilweise noch aus der Kolonialzeit stammen, werden zu entzückenden kleinen Hotels, Cafés und Restaurants umfunktioniert. Einheimische erholen sich hier von ihren Shoppingtouren in die zollfreien Zonen von Laos, während Rucksacktouristen aus Amerika, Australien und Europa ihre nächsten Stationen planen.

Für uns ist hier jedoch der Endpunkt der Reise. Bevor wir zum Flughafen von Udon Thani aufbrechen, sehen wir noch der Sonne dabei zu, wie sie feuerrot im Mekong verschwindet, während die Geister von Isaan ein letztes Mal in Form von violetten Wölkchen an uns vorbeiziehen.

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