Nur 500 Meter entfernt von der Fundstelle des berühmten Strettweger Kultwagens in Judenburg soll eine Industriezone entstehen. Das führt nun zum Streit in archäologischen Kreisen – sogar die Staatsanwaltschaft wurde schon eingeschaltet.
In Judenburg entsteht die neue Industriezone Nord. Nur etwa 500 Meter davon entfernt wurde 1851 der Strettweger Kultwagen – einer der berühmtesten und wichtigsten Funde der steirischen Frühgeschichte – ausgegraben. Und auch die Fläche, wo sich bald Betriebe ansiedeln sollen, könnte wichtige Funde beherbergen.
Zu Ostern haben die ersten Arbeiten begonnen, seit einem Monat sind nun wieder Archäologen vor Ort: „Aktuell laufen die ersten Abtragungen des Bodens. Nächste Woche kommt dann ein größeres Team und beginnt mit den Grabungen“, erzählt Archäologe Georg Tiefengraber, der im Naturhistorischen Museum Wien auch Kurator der Bronze- und Eisenzeit-Sammlung ist.
Schreiben an Staatsanwaltschaft
Heftige Kritik kommt jedoch von Peter Koch, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Archäologie (AGGA), jedoch kein studierter Archäologe. Er sieht wegen unsachgemäß ausgeführter Arbeiten – „da liegen hallstattzeitliche Funde einfach so herum“ – Gefahr in Verzug und hat eine Sachverhaltsdarstellung bei der Staatsanwaltschaft eingebracht.
Gefordert wird ein sofortiger Baustopp und die Einstellung der Grabungen. Es brauche ein umfassendes Grabungskonzept für die gesamten zehn Hektar Fläche und Diskussionen mit Experten. Kritisiert wird auch, dass es keine Umzäunung und Bewachung des Areals gibt.
„Alles läuft rechtskonform ab“
Tiefengraber weist die Vorwürfe zurück: „Alle Grabungen sind vom Bundesdenkmalamt genehmigt.“ Keine Funde seien in Gefahr, alles laufe nach einem Standard-Prozedere „und rechtskonform“ ab. Auch Restauratoren und Anthropologen des Naturhistorischen Museums stünden für die Arbeiten zur Verfügung, sollte sich ein Fund ergeben – was nicht die Regel sei.
Tiefengraber droht nun selbst mit rechtlichen Schritten. Es habe bereits in der Vergangenheit einen Rechtsstreit gegen Personen aus Kochs Umfeld gegeben.
Grabungen sollen im September zu Ende sein
Harald Walzl, Geschäftsführer der Judenburger Ansiedelungs- und Liegenschafts GmbH, die das Projekt umsetzt, bekräftigt Tiefengrabers Ausführungen. „Ziel ist es, dass das Gebiet archäologiefrei wird. Im September wollen wir damit spätestens fertig sein.“
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