„Krone“-Talk

Moderatorin Fanny Stapf zu „70 Jahre Fernsehen“

Unterhaltung
30.05.2025 06:00

Diesen Sommer wird das Fernsehen in Österreich 70 Jahre alt. In diesen sieben Dekaden sind unglaubliche und unvergessliche Ereignisse passiert und ausgestrahlt worden. Die dreiteilige Talk-Runde „70 Jahre Fernsehen“ widmet sich ab heute dem Jubiläum. Moderatorin Fanny Stapf gibt uns im kurzen Talk genauere Einblicke.

Mit den Worten „Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich begrüße Sie recht herzlich zu unserem Fernsehprogramm“ von Franziska Kalmar begann am 1. August 1955 um 17 Uhr die Ära des Fernsehens in Österreich. Zu diesem Jubiläum begrüßt das Moderatoren-Duo Fanny Stapf und Andi Knoll in einer dreiteiligen Serie (ab heute, jeweils freitags um 20.15 Uhr auf ORF 1) berühmte Gäste und diskutiert mit ihnen über die legendärsten und unvergesslichsten TV-Momente.

„Krone“: Fanny, du moderierst gemeinsam mit Andi Knoll die dreiteilige Serie „70 Jahre Fernsehen“ - der Beginn des Fernsehens in Österreich fand also mehr als 35 Jahre vor deiner Geburt statt. Wie hast du dich denn auf diese Reihe vorbereitet?
Fanny Stapf: Stundenlang habe ich mich im Archiv eingegraben und lange Filmabende mit Andi veranstaltet. (lacht) Scherz beiseite: Tatsächlich war es so, dass wir einige Team-Sitzungen hatten, in denen wir alle unsere persönlichen TV-Highlights in den Topf geworfen haben. Ich selber habe mich viel bei meiner Familie und in meinem Freundeskreis umgehört, was so ihre Highlights waren. Das ist schon recht lustig, wie unterschiedlich die Highlights zum Beispiel zwischen meinem elfjährigen Neffen und meiner 94-jährigen Oma sind. Das hat mich schon mal gut eingestimmt auf die Bandbreite von 70 Jahren Fernsehen.

Lineares Fernsehen war noch bis in die 2000er hinein ein familiäres Gesamtereignis. Hast du das als in den frühen 90er-Jahren geborene Person auch noch erlebt? Was sind deine Erinnerungen daran?
Oh ja, sowas von! Egal ob „Wetten dass ..?“, „Starmania“, „DSDS“, die Olympischen Spiele, Fußball-Meisterschaften, Skirennen, der ESC oder Wahlsendungen. Wenn irgendetwas in der Welt passiert ist, wurde in der Familie Stapf gemeinsam geschaut. Problematisch war es allerdings, wenn ein Sportevent und eine Show gleichzeitig liefen. Dann haben meine drei Brüder und ich uns schon einen ordentlichen Kampf um die Fernbedienung geliefert. Da war dann mehr Showdown am Sofa als im Fernseher. (lacht) Gemeinsames Fernsehen verbinde ich auch ganz stark mit meinen Großeltern. Dort läuft der TV eigentlich durchgehend. Und dann musste – oder besser gesagt durfte ich – gemeinsam mit meiner Oma immer „Reich und Schön“ in ORF 2 anschauen. Ein echtes Highlight! Ich hatte immer das Gefühl, die Serie hatte konstant einen Weichzeichner drauf.

Was ist der für dich prägendste Moment in 70 Jahren heimischer TV-Geschichte? Was hat dich besonders geprägt?
Uff, da gibt es viele. Der Sturz von Hermann Maier ist mir besonders dramatisch im Kopf geblieben. Von meiner journalistischen Seite her erinnere ich mich tatsächlich auch ganz stark an die ersten Meldungen über Corona. Ich habe noch den Moment im Kopf, als wir die Eilmeldung bekommen haben, dass die Schulen geschlossen werden sollen. Und kurz darauf ist die ORF-„Freistunde“ entstanden, die ich dann täglich moderieren durfte.

Es gibt aber noch einen österreichischen TV-Klassiker, der meine Kindheit sehr geprägt hat: Auf der Alm von meinen Großeltern in Salzburg bei Fuschl haben wir oft alle gemeinsam Silvester gefeiert. Und ich habe noch vor Augen, wie mein Opa mit seinen großen Händen auf den alten und ziemlich kleinen Fernseher haut, damit das Bild endlich aufhört zu kriseln und wir gemeinsam das Neujahrskonzert anschauen können. Ich gebe zu, als Volkschulkind fand ich eher das Frühstücken vorm TV spannend als das Konzert an sich. (lacht) Aber dieses Ritual hat sich bei mir als ganz persönlicher, gemeinsamer Weihnachts-TV-Moment eingeprägt, den ich nie vergessen werde. 

Zu den Stargästen zählen u.a. Barbara Stöckl, Paulus Bohl und Katharina Straßer (v.l.).
Zu den Stargästen zählen u.a. Barbara Stöckl, Paulus Bohl und Katharina Straßer (v.l.).(Bild: ORF)

War auch ein spezieller Fernsehmoment dafür verantwortlich, dass du schlussendlich arbeitend im TV gelandet bist?
Laut meiner Mutter habe ich mir tatsächlich schon im Kindergarten ein Mikrofon gewünscht. Damals durfte ich noch gar nicht richtig fernsehen, aber ich muss ehrlich sagen, dass ich immer sehr beeindruckt war von Barbara Stöckl. Ich kann mich noch daran erinnern, wie sie als erste Frau die Hauptabend-Quizsendung, „Die Millionenshow“, moderiert hat, das fand ich schon sehr inspirierend. Menschen wie sie haben mich dazu motiviert, in Richtung Journalismus und TV zu gehen. 

So eine Reihe ist natürlich mit sehr viel Nostalgie aufgeladen. Welchen Eindruck hat das Fernsehen der 60er- bis 80er-Jahre auf dich gemacht in der Rückschau im Vergleich zu heute?
Lustigerweise hatte ich das Gefühl, die Menschen haben sich teilweise viel mehr getraut. Es ist echt lustig, welche – sagen wir mal – Skurrilitäten da ausgestrahlt worden sind. Dinge, die heute im linearen TV zumindest undenkbar wären. Das macht einen dann schon manchmal stutzig. Beziehungsweise lässt es die Frage aufkommen, ob unsere Gesellschaft vielleicht doch wieder gschamiger und konservativer geworden ist? Aber wer sehen will, was sich TV damals alles getraut hat, sollte unbedingt bei „70 Jahre Fernsehen“ dabei sein. 

Es heißt rundum, das Fernsehen verliert im Zeitalter des Internets auch weiterhin an Bedeutung und Wichtigkeit. Stimmt das, bzw. wie erlebst du diese Diskussion?
Ich glaube, dass große Live-Events wie der Song Contest, eine Ski-WM, Hermann Maiers „Ski-Star-Challenge“, „Dancing Stars“ und „ZIB“-Sondersendungen zeigen, dass Fernsehen eines unfassbar gut kann und das ist live zu senden. Dieses Universum bedient TV immer noch unfassbar gut. Aber die Medienwelt wandelt sich und ist zum Glück vielfältiger geworden. Wer da nicht am Ball bleibt, verliert langfristig an Relevanz. Mein Gefühl sagt, als ORF ist es unsere Pflicht, beide Welten zu bedienen – die digitale und die lineare. Unsere „ZIB Zack Mini“-Kindernachrichten zum Beispiel werden seit dem Start von ORF Kids online first ausgestrahlt. Oder für „Dancing Stars – Das Casting“ haben wir exklusive Inhalte für den Online-Bereich produziert.

Was darf man sich von „70 Jahre Fernsehen“ erwarten? Worauf habt ihr bei der Sendereihe den Fokus gelegt?
Wir möchten ein breites Spektrum abbilden und zeigen, wie unterschiedlich Fernsehen sein kann. Es sind Abende, die einem ein ähnliches Gefühl geben sollen, wie wenn man gemeinsam ein Fotoalbum durchblättert. Mit meiner Oma Mimi schaue ich ab und zu ihre alten Fotoalben durch und dann plaudern wir über die Momente in den Bildern – etwa ihre Hochzeit. Genau so ein Gefühl lösen auch unsere drei Shows aus. Es ist ein gemeinsames Zurückblicken auf Erinnerungen mit unseren tollen Gästen. Mit vielen Emotionen und privaten Momenten. Und natürlich auch einigen Skurrilitäten und Momenten, die wir alle so nie wieder zu sehen bekommen werden. (lacht) Ein perfekter TV-Abend für alle Generationen.

Wie war dein persönlicher Fernsehkonsum in deiner Kindheit und später in der Jugend? Was hast du dir besonders gerne angesehen?
Ich würde sagen: Beziehungsstatus – schwierig. Wir hatten nämlich nach der Schule Nachmittags-Fernsehverbot. Meine Eltern haben sogar einen Sperrcode eingerichtet, aber meistens haben wir Kinder ihn irgendwann geknackt und dann ging die Diskussion zwischen meinem Bruder Tobi und mir richtig los. Was wird geschaut? Tatsächlich habe ich Sendungen wie „Schloss Einstein“ geliebt und natürlich auch „Die Knickerbocker-Bande“. Eine Zeitlang wollte ich nur mehr Lilo oder Poppi heißen. Irgendwann bin ich aber dann in meine MTV-Trashphase gekippt. Egal was – Hauptsache MTV. 

Was war allgemein der wichtigste TV-Moment deiner Ansicht nach und warum?
Ich persönlich glaube, dass 9/11 einer der traurigsten und prägendsten TV-Momente weltweit gewesen ist. Die Anschläge haben das kollektive Gedächtnis und das kollektive Sicherheitsgefühl verändert und ich denke auch deshalb, weil wir alle die dramatischen Bilder live mitverfolgen konnten. Jeder weiß noch genau, wo er oder sie an diesem Tag gewesen ist. Ich war damals zu klein, um das ganze Ausmaß zu realisieren. Aber als ich meine Mama schockiert am Nachmittag vor dem Fernseher stehen gesehen habe, obwohl wir untertags TV-Verbot hatten, wusste ich, da ist etwas Schlimmes passiert. 

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